

Brüssel – So recht kann sich die Europäische Kommission über diesen neuen Rekord nicht freuen, dafür ist das Thema zu ernst. Im vergangenen Jahr nahmen Produktkontrolleure in Europa 2435 gefährliche Waren vom Markt oder stoppten sie vor dem Import. Das ist ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie die EU-Kommission bei der Vorstellung des sogenannten Rapex-Jahresberichts mitteilte.
Am häufigsten fielen den Kontrolleuren gefährliche Spielzeuge auf. Auf Platz zwei der Rangliste landeten Kleidungsstücke, auf Rang drei rangieren bedenkliche Elektrogeräte: Das Spektrum der Produkte reicht von defekten Verlängerungskabeln über Mikrowellen, deren äußere Verschalung sich extrem erhitzen kann, bis hin zu Teddybären, deren Augen sich ablösen und dann von Kleinkindern verschluckt werden können.
Am häufigsten drohten den Verbrauchern bei den gemeldeten Risikoartikeln körperliche Verletzungen. Auch von chemischen Substanzen gehen oft Gefahren aus. An einigen Produkten könnten Verbraucher aber auch ersticken, sich strangulieren oder ungewollt Elektroschocks erleiden.
Mit einer Quote von 64 Prozent kamen die meisten der aufgespürten Gefahrenprodukte im Jahr 2014 aus China. Verwunderlich ist das nicht: Es spiegelt nach Angaben der EU-Kommission schlicht den hohen Anteil chinesischer Konsumgüter im europäischen Markt wider. Immerhin 14 Prozent der gefährlichen Produkte kamen allerdings auch von europäischen Herstellern, darunter 75 Produkte aus Deutschland - das ist der höchste Wert innerhalb der EU.
Über das Schnellwarnsystem Rapex (Schnellwarnsystem für gefährliche Produkte) machen die Behörden der einzelnen EU-Mitgliedstaaten die anderen Länder auf Risikoartikel aufmerksam. Alle betroffenen Länder sollen dann auf ihren Märkten nach den Waren suchen und Gegenmaßnahmen wie Einfuhrverbote, Verkaufsstopps oder Rückrufaktionen einleiten.
Seit dem Start des Schnellwarnsystems ist die Zahl der gemeldeten Produkte enorm gestiegen. So wurden zur Einführung des Systems 2003 lediglich 139 gefährliche Produkte gemeldet. Die insgesamt steigende Zahl von Warnmeldungen muss allerdings nicht unbedingt ein Signal für mehr gefährliche Waren im Markt sein. Hinter dem Anstieg in der Statistik könnten auch schlicht bessere Kontrollen stecken.
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Plastikkirschen, Pullover oder Kaffeekocher: Beispiele für Produkte, in denen verborgene Gefahren lauern.
Äffchen von Infantino: Auf den ersten Blick wirkt dieses Kinderspielzeug nicht gerade gefährlich. Nach Einschätzung der EU-Kommission könnten Kleinkinder den Schwanz allerdings einsaugen und womöglich daran ersticken.
Kugelschreiber von Bic: Auch ein gewöhnlicher Stift kann ein Risiko sein. Die Mine dieses Kulis setzt beim Schreiben deutlich mehr Nickel frei als erlaubt.
Handtuch mit Deko-Kirsche von Item International: Der Hersteller hat es mit der Dekoration wahrscheinlich gut gemeint. Kinder allerdings könnten die Kirsche essen und dann ersticken.
Kapuzenjacke von Blu Coralli: Da sich Kinder mit den Bändern dieses Sweatshirts strangulieren könnten, musste es vom Markt genommen werden.
Sahnesprüher von Joka: Dieses Gerät könnte das Kuchenessen gründlich vermiesen. Das Sahnesprühgerät kann explodieren und dabei Verbraucher verletzen.
Plüschbär vom Hersteller Windel: Dieses Stofftier lockt mit einem Beutel Schokolade. Die Nähte des Bären sind allerdings so locker, dass die inneren Fasern nach außen treten und Kinder daran ersticken könnten.
Fahrrad der Marke Grape: Dieses Gefährt sieht zwar schick aus, allerdings kann der Lenkervorbau während der Fahrt brechen.
Damenschuh von Bama: Auf diese Treter könnten Frauen allergisch reagieren. Das Leder des oberen Teils enthält Chromium-VI-Anteile, die oberhalb des vorgeschriebenen Grenzwerts liegen.
Kaffeekocher einer unbekannten Marke: Auch in der Küche lauern Gefahren. Löst man diese Kaffeemaschine nach einer gewissen Kochzeit von der Basisstation, kann heißer Kaffee überlaufen.
Ofen von Kanuk: Auf dem Bild sieht das Feuer zwar wohlig warm aus. Teile dieser Zimmerheizung können sich allerdings so stark erhitzen, dass entflammbare Unterlagen Feuer fangen könnten.