Umsetzung von EU-Verbot Plastikgeschirr darf ab Samstag nicht mehr verkauft werden

Teller, Gabeln, aber auch Wattestäbchen oder Strohhalme: Deutschland setzt ab dem Wochenende das EU-weite Verbot von Plastikartikeln um. Gastronomen können Restbestände aber noch aufbrauchen.
Benutztes Plastikgeschirr: Recycling hat viele Einschränkungen

Benutztes Plastikgeschirr: Recycling hat viele Einschränkungen

Foto: Alexander Heinl / dpa

Zahlreiche Produkte aus Einwegplastik, für die es umweltfreundlichere Alternativen gibt, müssen in Deutschland und anderen EU-Ländern von diesem Samstag an aus dem Handel verschwinden. Mit dem zum Stichtag 3. Juli 2021 in Kraft tretenden Verbot wird eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2019 umgesetzt, die Wegwerfprodukte wie Einmalbesteck und -teller, Trinkhalme, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Luftballonstäbe aus Plastik betrifft.

Auch To-go-Behälter sowie Getränkebecher aus Styropor dürfen nicht mehr neu auf den Markt kommen. Händler sind von nun an verpflichtet, auf wiederverwendbare Alternativen aus Glas oder Metall zurückzugreifen. Verboten werden zudem Wegwerfteller, -becher oder -besteck aus biobasierten oder biologisch abbaubaren Kunststoffen. Das Gleiche gilt für Einweggeschirr aus Pappe, das nur zu einem geringen Teil aus Kunststoff besteht oder mit Kunststoff überzogen ist.

Einwegprodukte, die noch als Lagerbestände vorhanden sind, dürfen aber weiterhin verkauft werden. Der Handelsverband Deutschland geht nicht davon aus, dass es sich »noch um größere Mengen handelt«, die der Handel abverkaufen müsste. Genauere Zahlen liegen dem Verband nach eigenen Angaben nicht vor.

Die nationale Umsetzung der EU-Richtlinie zum Verbot von Plastikgeschirr ist Aufgabe der einzelnen Mitgliedstaaten. Verlässlichere Daten zum Stand der Umsetzung gibt es nach Angaben einer Sprecherin des Europäischen Parlaments erst nach dem 3. Juli.

Forscher warnen vor Verdopplung des Plastikmülls in der Umwelt

Forscher warnen, die jährliche Plastikverschmutzung von Gewässern und an Land könne sich im Zeitraum von 2016 bis 2025 fast verdoppeln, falls der Mensch so weiter mache wie bisher. Der weltweite Eintrag von Plastik in Seen, Flüsse und Ozeane im Jahr 2016 habe Schätzungen zufolge 9 bis 23 Millionen Tonnen betragen, schreibt das Forscherteam aus Deutschland, Schweden und Norwegen in einem aktuellen Übersichtsartikel. Eine ähnlich große Menge – 13 bis 25 Millionen Tonnen – sei in dem Jahr in die Umwelt an Land gelangt, heißt es dem Beitrag, der innerhalb eines Themenschwerpunkts zu Plastik im Wissenschaftsmagazin »Science« veröffentlicht ist.

»Plastik ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt, und es sickert überall in die Umwelt, selbst in Ländern mit einer guten Infrastruktur für die Abfallbehandlung«, sagte Matthew MacLeod von der Universität Stockholm. Dabei nähmen die Emissionen tendenziell zu, obwohl das Bewusstsein für Plastikverschmutzung in Wissenschaft und Öffentlichkeit in den letzten Jahren deutlich gestiegen sei.

Mine Tekman vom Alfred-Wegener-Institut warnte vor dem Eindruck, dass alles auf »magische Weise« recycelt werden könne, wenn Plastikmüll richtig getrennt werde. »Technologisch gesehen hat das Recycling von Plastik viele Einschränkungen, und Länder, die über eine gute Infrastruktur verfügen, exportieren ihren Plastikmüll in Länder mit schlechteren Einrichtungen.«

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In Deutschland tritt neben dem Verbot der oben genannten Plastikartikel auch eine spezielle Kennzeichnung von Wegwerfprodukten in Kraft, für die es noch keine alternativen Angebote gibt. Dazu gehören Hygieneprodukte, To-go-Becher aus und mit Plastik sowie Zigaretten mit kunststoffhaltigen Filtern. Die Markierung soll Verbraucherinnen und Verbrauchern vor Umweltschäden durch Plastik warnen und über die richtige Entsorgung informieren.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze begrüßte die Neuerungen. Die SPD-Politikerin sagte: »Dieses Verbot wird schon bald zu besseren, innovativen und umweltfreundlichen Produkten und Lösungen führen.«

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung hieß es, der Handelsverband gehe davon aus, dass es noch größere Restbestände von Einwegplastik im Handel gebe. Korrekt ist, dass er davon nicht ausgeht. Wir haben die Stelle entsprechend geändert.

apr/dpa
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