Ferienbeginn in drei weiteren Bundesländern Reisende in München sollen zweieinhalb Stunden eher am Flughafen sein

Reisende am Flughafen Köln/Bonn (am 8. Juli): Schlangen teils hundert Meter lang
Foto: Thomas Banneyer / dpaObwohl die Lufthansa und viele andere Airlines ihr Flugangebot reduziert haben, herrscht an den deutschen Flughäfen weiter Chaos. In München werden in den Sommerferien rund 40.000 Flüge erwartet, bis zu 900 Starts und Landungen täglich. Passagiere müssen offenbar mit Wartezeiten rechnen: Die Fluggäste sollten »einen Zeitpuffer einplanen und circa zweieinhalb Stunden vor Abflug im Terminal sein«, teilte die Flughafengesellschaft FMG mit.
Der Flugverkehr am zweitgrößten deutschen Airport leidet wie andernorts auch unter Personalmangel, Folge sind zahlreiche Beschwerden über Verspätungen, kurzfristige Umbuchungen und liegengebliebenes Gepäck. Zum Ferienauftakt soll deswegen zusätzliches Personal Hilfestellungen geben und Fragen beantworten.
Ferienbeginn in drei Bundesländern fordert Frankfurt heraus
Am größten deutschen Flughafen Frankfurt machen sich die Mitarbeiter derweil auf das Wochenende gefasst. Da beginnen die Schulferien in drei Bundesländern, es werden so viele Passagiere erwartet wie seit Ausbruch der Pandemie nicht mehr. In Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland fangen die Sommerferien an, täglich werden an dem Wochenende rund 200.000 Fluggäste erwartet.
In Frankfurt fehlen vor allem Menschen bei den Bodenverkehrsdiensten. Das ist folgenreicher als die ebenfalls vorhandenen Personalengpässe in den Großküchen, denn Flugzeuge müssen betankt, gereinigt sowie be- und entladen werden. Auch beim Check-in sowie in den Flugzeugen selbst ist das Personal knapp. Dazu kommen Störungen des Ablaufs durch Flugzeuge, die anderswo Verspätungen eingeflogen haben. In der Folge bleiben häufig Koffer in Frankfurt liegen, während ihre Besitzer den Anschlussflug noch bekommen haben. In der Spitze lagen vor wenigen Tagen schon 5000 nachzusendende Koffer in den Hallen. Ankommende Passagiere müssen oft stundenlang auf ihr Gepäck warten, da ausgehendes Gepäck bevorzugt verladen wird.
Auch in Köln/Bonn ist der Personalmangel spürbar: Dort berichten Reisende von Menschenschlangen, die mehr als hundert Meter lang sind.
In einzelnen Sektoren Gedränge am Himmel
Das massive Passagieraufkommen macht sich auch bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) bemerkbar. Ein rasanter Anstieg der Flüge sowie externe Einflüsse haben laut DFS dafür gesorgt, dass in einzelnen Sektoren des Luftraums bereits wieder mehr los ist als vor Ausbruch der Pandemie. Vor allem an den Wochenenden bringt die aufgestaute Nachfrage nach Ferienflügen Probleme mit sich. »Das sind Verkehrsspitzen, mit denen so keiner gerechnet hatte«, sagte DFS-Chef Arndt Schoenemann.
Arndt Schoenemann, Chef der Deutschen Flugsicherung
»Das System Luftverkehr steht im Moment stark unter Druck. Wir als DFS leisten unseren Beitrag für einen möglichst pünktlichen und reibungslosen Flugverlauf«, sagte Schoenemann weiter. Neben der hohen Nachfrage wirken mehrere Faktoren auf den Luftraum. Insbesondere der vom Center Karlsruhe überwachte Luftraum oberhalb von 7,5 Kilometern werde stark für Überflüge genutzt, weil in mehreren Nachbarländern die Lotsen-Kapazitäten gesunken sind. Im unteren Luftraum gibt es hingegen immer noch deutlich weniger Verkehr als in den Jahren vor Corona. Die Luftraumsperren über Russland und Belarus erzwingen zudem für Tausende zivile Flüge erhebliche Umwege und schränken den Luftraum im Osten der EU ein.
Flughafenverband erwartet Besserung erst im Oktober
Nach Ansicht des Deutschen Flughafenverbands ist mit einer Entspannung der Lage vorerst nicht zu rechnen. »Die aktuellen Bedingungen entsprechen nicht unseren Ansprüchen«, sagte der Hauptgeschäftsführer Ralph am Dienstag der »Welt «. Eine Verbesserung sei erst ab Oktober zu erwarten – auch deswegen, weil nicht vermehrt Anträge für befristete Mitarbeit aus der Türkei eingegangen seien.