Alternative Investments Grünes Geld liegt im Trend

Windkraftanlagen in Norddeutschland: Grüne Geldanlagen liegen im Trend
Foto: JOHANNES EISELE/ AFPBerlin - Von solchen Wachstumsraten können die meisten Unternehmen nur träumen: Um elf Prozent ist der Markt für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland im vergangenen Jahr gewachsen - auf 63 Milliarden Euro. Das gab der Fachverband Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) am Montag in Berlin bekannt. Mit zwei Drittel ist der Anteil der Einlagen bei Banken mit einem Nachhaltigkeitsfokus dabei laut FNG-Marktbericht 2012 weitaus am größten.
Als nachhaltig gelten dem FNG alle Investitionen, die entweder einen ökologischen Zweck haben, oder Firmen ausschließen, die beispielsweise mit der Produktion von Waffen zu tun haben. Außerdem zählt der Verband auch Fonds dazu, die auf den sogenannten "Best-in-Class"-Ansatz setzen. Darin werden die jeweils ökologischsten Unternehmen einer Branche aufgenommen - zum Beispiel der nachhaltigste Ölkonzern, lange Zeit war das BP.
Der Markt für nachhaltige Geldanlagen wächst seit Jahren in rasantem Tempo. Weil die häufig als grün oder ökologisch beworbenen Aktien und Fonds in den vergangenen Jahren auch überdurchschnittliche Gewinne erzielt haben, investieren zunehmend auch Anleger, die weniger auf Nachhaltigkeit, als auf hohe Renditen setzen.
Öffentlicher Druck wirkt
Der aktuelle Marktbericht zeigt zudem, dass Vermögensverwalter sich bei der Zusammenstellung ihrer Fonds offenbar zunehmend an der öffentlichen Meinung orientieren: So schließen in Deutschland dem FNG-Bericht zufolge Vermögensverwalter Aktien von Herstellern von Streumunition bei Anlagen in einem Gesamtvolumen von mehr als 610 Milliarden Euro aus. "Es ist ein großer Fortschritt für uns alle, dass Herstellern von Streumunition zunehmend der Zugang zum Kapitalmarkt erschwert wird", sagte der FNG-Vorstandsvorsitzende Volker Weber.
Das FNG listet noch mehr dieser Anlagen als nachhaltig auf, die entsprechende Klauseln beinhalten. Das mengenmäßig zweitwichtigste Kriterium ist der Ausschluss von Firmen, die mit der Produktion und dem Handel von Waffen Geld verdienen - entsprechende Anlagen erreichen mittlerweile ein Volumen von mehr als 27 Milliarden Euro.
Auch die Debatte über Spekulationen mit Nahrungsmittel-Rohstoffen zeigt Wirkung: Anlagen in Höhe von rund 18 Milliarden Euro schließen entsprechende Direktinvestitionen aus. Auf den folgenden Plätzen: Ausschlusskriterien zu Pornografie (gut neun Milliarden Euro), Tabak (8,5 Milliarden Euro), Glücksspiel (gut acht Milliarden Euro), gefolgt von Atomkraft mit gut sechs Milliarden Euro und Tierversuchen mit gut fünf Milliarden Euro.(5,1 Mrd. Euro).
50 Prozent Wachstum in drei Jahren
Die Zahlen zeigen aber auch, dass die wirklich großen Summen allein deshalb zustande kommen, weil das FNG Anlagen schon dann als nachhaltig wertet, wenn sie eines der oben genannten Ausschlusskriterien erfüllen. Die Investitionen in wirklich nachhaltige Fonds, beispielsweise in die ökologische Energieerzeugung, sind deutlich geringer. In Deutschland lag diese Summe im vergangenen Jahr bei lediglich 4,5 Milliarden Euro.
Das FNG geht davon aus, dass der nachhaltige Anlagemarkt auch in den kommenden drei Jahren kräftig wachsen wird - um fast 50 Prozent. Vor allem institutionelle Anleger würden sich verstärkt nach entsprechenden Investitionen umsehen, aber auch "der Druck von außen, wie ihn Medien, Gewerkschaften oder Nichtregierungsorganisationen entfalten können" sei wichtig, heißt es in dem Bericht.
Keine Informationen liefert der Marktbericht zu den Berichten über die zunehmende Zahl von schwarzen Schafen in der Branche, die dubiose Anlagen mit dem Nachhaltigkeits-Etikett verkaufen.