

"Enthält wichtige Vitamine", "gut versorgt in den Tag mit 11 Vitaminen und Calcium", "deckt den Tagesbedarf an Magnesium" - solche Werbesprüche stehen auf vielen Produkten im Supermarkt. Beim Kunden entsteht so der Eindruck, dass es sich um ein gesundes Produkt handelt. Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat diese vermeintlich guttuenden Lebensmittel untersucht.
Sie fand heraus, dass die Produkte gar nicht so gesund sind wie sie vorgeben. Ganz im Gegenteil: Fast 90 Prozent der untersuchten Lebensmittel sind demnach als ungesund einzuschätzen. Von den 214 Produkten enthalten laut Foodwatch 190 zu viel Zucker, Fett oder Salz.
Als Grundlage für die Untersuchungen hat Foodwatch die Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für ausgewogene Lebensmittel genutzt. Die WHO beurteilt Produkte nach ihrem Anteil an Fett, Zucker und Salz, dem Kaloriengehalt und zugefügten Süßstoffen.
Foodwatch beklagt vor allem, dass die Verbraucher mit den Werbeversprechen getäuscht werden. Durch die Vitaminwerbung auf den Verpackungen werde suggeriert, dass Kunden mehr Vitamine zu sich nehmen müssen, um gesund zu leben. Doch ein Vitaminmangel herrsche in Deutschland nicht, so Foodwatch. "Für die Hersteller ist das ein profitables Geschäft: Zuckergetränke und Süßigkeiten sind günstig zu produzieren und versprechen hohe Gewinnspannen - durch den künstlichen Zusatz von billigen Vitaminen können die Produkte dann auch noch als besonders gesund vermarktet werden", heißt es.
Ein Beispiel: Dass die "Trolli Apfelringe" nicht so gesund sind wie ein echter Apfel, überrascht nicht. Auf der Verpackung heißt es allerdings "mit 7 Vitaminen und leckerem Apfelsaft". Aus Sicht von Foodwatch wird versucht, ein gesundes Image für die Süßigkeit zu erwecken. Doch gleicht man die Inhaltsstoffe mit den WHO-Kriterien ab, wird deutlich, dass die Apfelringe trotz der zugesetzten Vitamine ungesund sind.
Die Mederer GmbH, zu der die Trolli-Produkte gehören, weist eine Täuschungsabsicht zurück. Auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE teilte das Unternehmen mit: "Für den Verbraucher ist klar und offensichtlich, dass es sich bei dem Produkt um eine Süßigkeit handelt. Dieses wird zusätzlich durch ein Sichtfenster dem Verbraucher gegenüber klar verdeutlicht."
Auch der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde wehrt sich gegen den Vorwurf der Irreführung. Verbraucher könnten sich durch die verpflichtende Nährwerttabelle auf den Verpackungen jederzeit über die Zusammensetzung der Produkte informieren, teilte der Verband mit. "Der Vorwurf der Irreführung ist deshalb strikt von der Hand zu weisen."
Foodwatch plädiert für die Einführung der WHO-Bewertungsmaßstäbe auf EU-Ebene. Eigentlich sollten bis 2009 entsprechende Standards eingeführt werden. Doch das ist bisher nicht geschehen. Auf Druck der Lebensmittellobby soll laut Foodwatch sogar Mitte April im EU-Parlament darüber abgestimmt werden, diese Standards ganz aus dem entsprechenden Gesetz zu streichen.
Doch auch wenn der EU-Vorschlag umgesetzt würde, wären die Vorgaben deutlich niedriger als die der WHO. Ein Beispiel: Frühstücksflocken dürften nach dem Vorschlag der EU bis zu 25 Prozent Zucker enthalten, um noch als gesund beworben zu werden. Die WHO empfiehlt dagegen nur maximal 15 Prozent Zucker für eine gesunde Ernährung.
Weitere Beispiele für Produkte mit vermeintlich gesundem Image sehen Sie in unserer Bildergalerie.
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Foodwatch hat Lebensmittel untersucht, die damit werben, Vitamine zu enthalten. Nach Kriterien der WHO gelten diese Produkte aber oftmals nicht als gesund.
"Dextro Energy Zitrone + Vitamin C" verspricht nicht nur einen Energiekick, sondern soll dank Vitamin C auch gesund sein. Doch nach WHO-Kriterien für ausgewogene Lebensmittel ist "Dextro Energy" ein ungesundes Produkt. Bisher hat sich das Unternehmen noch nicht zu dem Vorwurf geäußert.
Die Katjes Produkte "Für dich Frucht Spaß" in den Sorten erfrischend-fruchtig und Joghurt enthalten laut Verpackung sechs Vitamine und Fruchtsaft. Doch auch diese Süßigkeiten sind alles andere als gesund, hat Foodwatch herausgefunden. Katjes hat bisher auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE noch keine Stellungnahme dazu abgegeben.
Grüne Wiesen, glückliche Familien, Kinder auf Baumhäusern - Granini macht sich alle Mühe ihre "hohes C"-Säfte als gesund zu vermarkten und sie als "reich an natürlichem Vitamin C" anzupreisen. Ausgewogen sind die Säfte allerdings nicht. Die Kriterien der Weltgesundheitsorganisation halten auch sie nicht ein. Bis zur Veröffentlichung hat sich Granini nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Auch der Süßwaren-Gigant Storck wirbt auf seinen "Nimm2"-Produkten damit, dass diese reich an Vitaminen und Fruchtsaft sind. Schaut man doch auch hier genauer auf die Inhaltsstoffe, entsprechen sie nicht den WHO-Kriterien für gesunde Lebensmittel. Storck weist den Vorwurf zurück: "Der Hinweis auf Fruchtsaft und Vitamine ist eine nährwertbezogene und keine gesundheitsbezogene Angabe, da lediglich zwei Zutaten benannt werden."
Die "Trolli Apfelringe" werden "mit 7 Vitaminen und leckerem Apfelsaft" beworben. Foodwatch urteilt: ungesund. Die Mederer GmbH, zu der die Trolli-Produkte gehören, weist eine Täuschungsabsicht zurück. Auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE sagt das Unternehmen: "Für den Verbraucher ist klar und offensichtlich, dass es sich bei dem Produkt um eine Süßigkeit handelt. Dieses wird zusätzlich durch ein Sichtfenster dem Verbraucher gegenüber klar verdeutlicht."
Milch kann doch nicht ungesund sein. Oh, doch! Müller setzt verschiedenen Produkten Süßstoffe und Zucker zu, damit gelten sie nach WHO-Maßstab als ungesund. Die Verpackungen versprechen dagegen etwas anderes. Die "müller Müllermilch Erdbeere" soll zum Beispiel 80 Prozent des Tagesbedarfs an Vitamin E und an den Vitaminen B6, B2 und B1 decken. Bisher hat sich Müllermilch zu der Anfrage von SPIEGEL Online noch nicht geäußert.
Die Fruchtgummiriegel "Fritt" sind vor allem bei Kindern beliebt. Auf der Verpackung wird damit geworben, dass die Riegel Vitamin C enthalten. Doch der Schein trügt, gesund ist die Süßigkeit trotz Vitamin C immer noch nicht. Nach Anwendung der WHO-Kriterien gelten die Riegel als nicht ausgewogen. Bis zur Veröffentlichung lag noch keine Stellungnahme des Unternehmens vor.
Das gesunde Frühstück am Morgen ist mit den "Kellogg's Toppas mini Original" gar nicht so gesund, obwohl sie Vitamin D enthalten. Foodwatch hat bei den Frühstücksflocken zu viel Zuckergehalt festgestellt. Kellogg's hat bereits Anfang des Jahres reagiert und die Werbung für den Vitaminzusatz von der Verpackung entfernt.
Für die "Actimel"-Drinks versucht Danone ein besonders gesundes Image zu erzeugen. So enthält "Actimel" die Vitamine B6 und D. Gleichzeitig enthalten die Produkte aber auch sehr viel Zucker, zu viel Zucker. Nur "Actimel Classic 0,1% Fett" erfüllt die Kriterien der WHO und kann als gesundes Produkt gelten. Bis zur Veröffentlichung der Studie hat sich Danone nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Die süße "Capri Sonne Multivitamin" ist laut Verpackungsangabe mit vielen Vitaminen angereichert, also scheinbar gesund. Doch der Geschmack kommt nicht nur von Früchten, sondern auch hier wird Zucker zugesetzt. Damit erfüllt das Erfrischungsgetränk nicht die Standards der WHO, um als ausgewogen zu gelten. Das Unternehmen hat bisher keine Stellungnahme dazu abgegeben.
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