
Aktien und Fonds Geld anlegen - so klappt es bei jedem

Aktienhändler an der Frankfurter Börse: Streuen Sie Ihre Aktien über viele Branchen
Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERSViele Leute scheuen das Anlegen in Aktien und halten die Börse für einen Zockerzirkus. Wie ein Wettbüro an der Trabrennbahn, nur unübersichtlicher.
Sie verzichten damit aber auf die bei Weitem größten Renditechancen mit einem vernünftigen Investment. Für den Kleinanleger ist es natürlich nicht vernünftig, Aktien zu kaufen und nach Minuten wieder zu verkaufen. Viel vernünftiger ist es da schon, bei Geldanlagen von Anfang an auch auf Aktien zu setzen und nur Beträge anzulegen, auf die man zehn bis fünfzehn Jahre verzichten kann. Das brachte auf den weltweiten Leitindex MSCI World in den vergangenen vier Jahrzehnten deutlich über sechs Prozent Rendite.
Dann stellt sich nur noch die Frage: Welche Aktien?
Grundsätzlich gilt: Streuen Sie Ihre Aktien lieber über viele Branchen und Länder - und setzen Sie, auch wenn es schwerfällt, nicht auf besonders trendig erscheinende Märkte. Mit Fonds kann der Anleger schon mit 50 Euro im Monat in mehrere Dutzend, ja zum Teil Hunderte Firmen gleichzeitig investieren, ohne sich um die konkrete Auswahl kümmern zu müssen. Und ohne die Sorge, dass die Firma, die er ausgewählt hat, sich als Pleitekandidat entpuppt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Geht es einer Firma schlecht, gleicht der Erfolg einer anderen Firma das aus.
Allerdings ist Fonds nicht gleich Fonds. Anleger haben die Wahl zwischen aktiv und passiv verwalteten Aktienfonds. Vielen Bankkunden wurde diese Frage vermutlich gar nicht erst gestellt. Sie bekommen einfach die gemanagten Fonds der jeweiligen Bank verkauft. Denn diese erzeugen höhere Verwaltungsgebühren und damit mehr Umsatz. Diese Gebühren können schon mal zwei Prozent pro Jahr betragen. Und während die Rendite an der Börse immer unsicher ist, so sind es die Kosten nicht.
Viele ziehen die aktive Variante vor, weil sie glauben, ein Fondsmanager steuere die Anlage durch die rauen Wellen der Börse. Er kauft und verkauft Papiere, je nach der gewählten Anlage und seinen Analyseergebnissen. Das Ziel ist immer, den Markt zu schlagen, also mehr Rendite zu erzielen, als das ein selbst gewählter Vergleichsindex tut.
Doch damit gibt es gleich zwei Probleme: Erstens lassen sich die Manager ihre Arbeit - wie gesagt - gut bezahlen. Zweitens setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass ein Börsenkapitän nicht viel ausrichten kann: Die aktiven Fonds laufen langfristig - und erst recht nach Kosten - meistens schlechter als der Markt.
Niemand ist langfristig klüger als der Markt
Und hier kommt die zweite Fondsvariante ins Spiel, die passiv gemanagten Fonds, auch Indexfonds oder ETFs (Exchange Traded Funds) genannt. Ihre Anhänger, darunter der Wirtschaftsnobelpreisträger Eugene Fama, haben gezeigt, dass niemand langfristig klüger ist als der Markt.
Die ETFs begnügen sich damit, bestimmte Indizes - zum Beispiel den Dax, den amerikanischen Dow Jones oder den japanischen Nikkei - so genau wie möglich nachzubilden. Diese einfache Strategie kommt deutlich günstiger. Die Verwaltungskosten liegen hier eher bei 0,2 Prozent. Schon 1 Prozent weniger Kosten pro Jahr bringen über vier Jahrzehnte mit Zins und Zinseszins über 40 Prozent mehr Geld im Depot. Und der Anleger kann im Zweifel abends vor der Tagesschau am Punktestand seines Lieblingsindex die Entwicklung seiner Geldanlage verfolgen.
Und welcher Index soll es dann sein? Breiter aufgestellt als der Dax und weniger schwankungsanfällig sind internationale Indizes, wie der Stoxx Europe 600 oder der oben genannte MSCI World. Da fließt ihr Geld dann nicht in 30 deutsche Aktien, sondern gleich in 600 europäische oder wie beim MSCI World in 1600 Unternehmen aus 23 Ländern. Wer also trotz der intellektuellen Überzeugung für das Aktieninvestment schlecht schläft, weil er Schwankungen fürchtet, der ist bei den großen Indizes besser aufgehoben.
Abweichungen von diesem rechten Weg der Diversifikation bestraft der Markt gnadenlos. Das haben Anleger in den letzten Jahren erfahren, die auf Trendthemen wie Rohstoffe oder Gold gesetzt haben. Oder erinnern Sie sich noch an BRIC? Das waren Fonds mit dem Anlageschwerpunkt Brasilien, Russland, Indien und China. Von tollen Stories über die aufstrebenden Wirtschaftsmächte ließen sich auch Wirtschaftsjournalisten täuschen und griffen zu. Die Kollegin eines Wirtschaftsfernsehsenders klagte mir zu Beginn des Jahres ihr Leid: minus 40 Prozent in knapp einem Jahr!
Wer sich nicht intensiv mit den Märkten befassen will, der sollte also von solchen Spezial-Indizes die Finger lassen. Vorsicht ist hier umso wichtiger, als Fonds auf solche Indizes besonders gern verkauft werden, wenn sie zuletzt gerade gut gelaufen sind. Dabei wird meist ein Fünfjahreszeitraum herangezogen. Oft ist dann die Sondersituation, die eine Branche gut aussehen ließ, aber schon wieder vorbei.
Anleger müssen sich jetzt nur noch entscheiden, ob sie einen festen Geldbetrag einmal anlegen wollen oder über die Jahre kontinuierlich in kleinen Sparraten in den Indexfonds investieren. Beides geht - und beides geht günstig.
Mehr als ein Dutzend Onlinebanken bieten Sparern mittlerweile ein kostenloses Depot für ihre Wertpapiere an. Viele verlangen zusätzlich nur noch geringe Gebühren für den Ankauf der Papiere. Wer sich für den Sparplan entscheidet, kann die wichtigsten Aktienindizes - darunter den MSCI World oder den Stoxx Europe 600 - sogar kostenlos einkaufen. Und auch diese Einsparungen führen zu einer deutlichen Steigerung der Rendite.
Zusammengefasst:
- Eine gut strukturierte Anlage in Aktien verspricht auf die lange Frist mehr Rendite als andere Geldanlagen, auf die kurze Frist ist jede Anlage in den Aktienmarkt Spekulation.
- Indexfonds sind die erste Wahl für den Anleger, der Geld auf lange Frist investieren will.
- Am besten wählt man breit aufgestellte Indexfonds auf Indizes wie den MSCI World oder den Stoxx Europe 600 .
- Die gekauften Fonds kauft und verwahrt man bei einer günstigen Depotbank .
- Dann kann man auch heute noch eine der wichtigsten Empfehlungen des verstorbenen Börsengurus André Kostolany verfolgen. Kaufen, liegen lassen und ruhig schlafen.

Micha Kirsten / Finanztip
Hermann-Josef Tenhagen, Jahrgang 1963, ist Chefredakteur von »Finanztip« und Geschäftsführer der Finanztip Verbraucherinformation GmbH. Der Geldratgeber ist Teil der Finanztip Stiftung. »Finanztip« refinanziert sich über sogenannte Affiliate-Links, nach deren Anklicken »Finanztip« bei entsprechenden Vertragsabschlüssen des Kunden, etwa nach Nutzung eines Vergleichsrechners, Provisionen erhält. Mehr dazu hier .
Tenhagen hat zuvor als Chefredakteur 15 Jahre lang die Zeitschrift »Finanztest« geführt. Nach seinem Studium der Politik und Volkswirtschaft begann er seine journalistische Karriere bei der »Tageszeitung«. Dort ist er heute ehrenamtlicher Aufsichtsrat der Genossenschaft. Auf SPIEGEL.de schreibt Tenhagen wöchentlich über den richtigen Umgang mit dem eigenen Geld.