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Suche nach Geldautomaten Wo der Weg zum Bargeld weit ist

Es gibt angeblich so viele, doch wenn man einen braucht, ist fast nie einer da: Geldautomaten sind in Deutschland ungleich verteilt - woran liegt das? Hier finden Sie detaillierte Karten und Analysen.

Sie kennen die Situation sicher auch: Ob beim Shopping, im Urlaub oder auf Geschäftsreise - ein Geldautomat ist in Deutschland nicht immer so einfach zu finden. Zumindest dann nicht, wenn man kostenlos abheben will.

Dabei gibt es in Deutschland nach offiziellen Zahlen der Bankenbranche noch immer fast 60.000 Geldautomaten. Und die werden offensichtlich auch gebraucht. Denn die Deutschen sind und bleiben Fans des Bargelds - die Zahlung per Karte oder Handy setzt sich hierzulande vergleichsweise langsam durch.

Ein Grund für die oft schwierige Geldautomatensuche ist die Aufteilung des deutschen Marktes in vier Blöcke beziehungsweise Verbünde:

  • die Sparkassen;

  • die Volks- und Raiffeisenbanken;

  • die Cash Group, zu der die Commerzbank, die Deutsche Bank, die Postbank sowie die HypoVereinsbank mit ihren Tochterunternehmen zählen;

  • und schließlich der CashPool, in dem sich die Santander Consumer Bank, die Targobank, die Sparda-Banken, die BBBank, die Nationalbank und viele weitere kleine Institute sammeln.

Außerdem gibt es ein eher kleines Netz der ING-Diba sowie mehrere Tausend Geräte, die zu keinem Verbund gehören, einem aber häufig an Bahnhöfen und Flughäfen begegnen, etwa mit der Beschriftung Bankhaus August Lenz.

Die allermeisten Bank- und Sparkassenkunden in Deutschland gehören zu einem der vier großen Verbünde - und müssen deshalb nach einem Automaten Ausschau halten, der zu ihrer Hausbank passt, sprich: an dem keine Abhebegebühr von mehreren Euro fällig wird.

Wer wissen will, wie es mit der Geldautomatenversorgung in Deutschland wirklich aussieht, stößt schnell auf Schwierigkeiten. Denn es gibt kaum Daten dazu, welche Bank wo wieviele Geldautomaten anbietet. Stets ist von "ca.", "rund" oder "mehr als" die Rede. Frei zugängliche, vollständige Standortverzeichnisse existieren nicht.

SPIEGEL ONLINE hat dennoch nahezu vollständige Daten zusammengetragen, um erstmalig zu beantworten, wie viele Geldautomaten-Standorte es in Deutschland tatsächlich gibt, wie diese verteilt sind und wo es Versorgungslücken gibt. Auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Verbünden wurden berücksichtigt.

Weniger Standorte als viele vermuten

Zunächst einmal fällt beim Blick in die Daten auf, dass es in Deutschland insgesamt längst nicht so viele Geldautomaten gibt, wie man anhand der Werbung vermuten mag. Beworben wird stets die Zahl der Geldautomaten. Stehen an einem Standort mehrere Automaten, so werden diese häufig auch mehrfach gezählt. Aus Kundensicht wichtiger ist jedoch die Zahl der Standorte, an denen Geld abgehoben werden kann. Die entsprechende Differenz liegt je nach Bankenverbund zwischen 22 und 42 Prozent.

Die "rund 25.000 Geldautomaten", mit denen die Sparkassen werben, finden sich an circa 14.600 Standorten. Damit liegen die Sparkassen zwar an der Spitze, allerdings nur noch knapp vor den Volks- und Raiffeisenbanken ("über 18.300 Geldautomaten" an circa 14.250 Standorten). Deutlich dahinter: die Cash Group ("circa 9000 inländische Geldautomaten" an circa 5450 Standorten - dabei sind 1153 Shell-Tankstellen und 195 Automaten in einer kooperierenden Baumarktkette bereits mitgezählt) und schließlich CashPool ("über 3200 Geldautomaten" an circa 1950 Standorten).

Verortet man alle Geldautomaten-Standorte auf Deutschlandkarten, so ergibt sich folgendes Bild:

Schon auf den ersten Blick wird deutlich:

  • Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken sind nahezu überall präsent.

  • Cash Group und vor allem CashPool konzentrieren sich stark in den Städten (Ausnahme ist die hohe Dichte des CashPool-Verbunds im äußersten Nordwesten Deutschlands, die auf das vergleichsweise dichte Netz der Oldenburgischen Landesbank zurückzuführen ist).

  • Und: Gerade im Osten Deutschlands gibt es viele weiße Flecken.

Wie gut die Versorgung der Bürger mit Geldautomaten tatsächlich ist, lässt sich allerdings erst beurteilen, wenn zusätzlich zur geografischen Verteilung auch berücksichtigt wird, wo die Menschen wohnen. Schaut man auf die Gesamtzahl der Geldautomaten-Standorte pro 10.000 Einwohner, ergibt sich auf Landkreisebene folgendes Bild:

Auch hier zeigt sich:

  • Ostdeutschland ist deutlich unterdurchschnittlich abgedeckt. In Brandenburg und Sachsen ist die Versorgung besonders schlecht.

  • Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern haben dagegen die höchste Geldautomaten-Dichte, weit vor den Großstädten, die häufig in die unterste Kategorie fallen.

Eine weitere Grafik verdeutlicht, dass die Versorgung mit Geldautomaten auf dem Land sehr stark davon abhängt, zu welchem Verbund das jeweilige Kreditinstitut gehört, bei dem man sein Konto hat:

Jeder Punkt in den Diagrammen symbolisiert einen Landkreis, nach rechts ist (für jeden Bankenverbund getrennt) die Einwohnerdichte dargestellt, nach oben die Zahl der Geldautomaten pro 10.000 Einwohner.

Tatsächlich bestätigt sich bei beim Blick auf Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken die Vermutung: Je niedriger die Einwohnerdichte, desto höher die Zahl der Geldautomaten pro Einwohner. Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind wohl nach wie vor bereit, auch in sehr dünn besiedelten Gebieten Geldautomaten zu betreiben.

Cash Group und CashPool hingegen sind in sehr ländlichen Regionen weniger stark vertreten als im Rest der Republik. Dass die Zahl der Geldautomaten pro Einwohner in den Großstädten eher niedrig liegt, dürfte sich mit einer gewissen Sättigung erklären. Ein fiktiver Stadtteil mit 20.000 Einwohnern muss nicht mit acht Automaten versorgt werden, er ist vermutlich mit zwei Automaten bereits optimal abgedeckt.

Teilweise mehr als fünf Kilometer zum nächsten Automaten

Die Zahl der Automaten pro Einwohner ist allerdings nur ein möglicher Blickwinkel auf die Versorgung. Denn auch, wenn auf dem Land (insbesondere bei Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken) mehr Automaten pro Einwohner zur Verfügung stehen: Der Weg bis zum nächsten Automaten kann für den einzelnen Kunden in bestimmten Regionen sehr lang sein.

Die erste Karte zeigt alle Bereiche in Deutschland, in denen der nächstgelegene Geldautomat mehr als fünf Kilometer entfernt liegt, in Rot an. Hauptsächlich betroffen sind die am dünnsten besiedelten Regionen Deutschlands in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, dem nördlichen Sachsen-Anhalt und dem östlichen Niedersachsen sowie am Alpenrand.

Insgesamt wohnen knapp 800.000 Menschen in Bereichen, die mehr als fünf Kilometer vom nächsten Geldautomaten entfernt liegen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass mehr als 99 Prozent der Bevölkerung einen Geldautomaten in unmittelbarer Nähe von fünf Kilometern haben. Weitet man den Umkreis auf zehn Kilometer aus, so verbleibt lediglich ein einziger, kaum besiedelter und zwischen Naturschutzgebieten und polnischer Grenze gelegener Bereich ohne Zugang zu einem Geldautomaten. Eine durchaus gute Bilanz für die Banken und Sparkassen.

Arme Gegenden haben weniger Automaten

Es gibt aber noch eine weitere, soziale Komponente: Stellen die Banken und Sparkassen ihre Geldautomaten vielleicht auch dort am liebsten auf, wo die zahlungskräftigste Klientel wohnt? Und gibt es umgekehrt in ärmeren Gebieten weniger Geldautomaten?

Zumindest die zweite Vermutung bestätigt sich teilweise. Das gilt vor allem für die Volks- und Raiffeisenbanken. Landkreise mit niedrigem bis sehr niedrigem Durchschnittseinkommen weisen bei diesem Verbund eine auffallend niedrige Zahl an Geldautomaten pro Einwohner auf. Auch bei den Sparkassen ist dieser Zusammenhang zu beobachten - wenn auch nicht ganz so deutlich.

Bei Cash Group und CashPool ist kein signifikanter Zusammenhang erkennbar. Allerdings liegt hier die Automatendichte auch generell erheblich niedriger.

Weitere Zusammenhänge zeigen sich in dieser Analyse jedoch nicht. Gegenden mit hohem oder sehr hohem Einkommen sind also nicht besser versorgt als Durchschnittsregionen.

Woher stammen die Daten?

Wie gut ist Deutschland nun also mit Geldautomaten versorgt? Vergleichsweise gut. Doch gerade auf dem Land - und dort vor allem in Ostdeutschland - muss man mitunter weite Wege auf sich nehmen, um an frisches Bargeld zu kommen. Das gilt besonders, wenn man kein Kunde von Sparkassen, Volks- oder Raiffeisenbanken ist.

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