Trotz hoher Inflation Verbraucherstimmung so gut wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr

Passantin in Hamburg mit Einkaufstüten
Foto: Daniel Reinhardt / dpaTrotz der zuletzt rasant gestiegenen Preise ist die Verbraucherstimmung so gut wie seit fast anderthalb Jahren nicht mehr. Die Zuversicht der Konsumenten steige, dass die vierte Coronawelle weniger ausgeprägt sein werde als von vielen befürchtet, begründete das Konsumforschungsunternehmen GfK die jüngste Entwicklung. Es prognostiziert in seinem Konsumklimabarometer für Oktober einen Wert von 0,3 Punkten und somit 1,4 Zähler mehr als im September. Im April 2020 wurde zuletzt ein besserer Wert gemessen.
Zur Erholung des Konsumklimas tragen laut GfK aktuell auch steigende Einkommensaussichten und die anziehende Konsumneigung bei. Zugleich legten die Bürger in der abebbenden Pandemiekrise nicht mehr so viel Geld auf die hohe Kante.
Die deutsche Wirtschaft sehen die Verbraucherinnen und Verbraucher laut GfK-Umfrage auf Erholungskurs. Ein stabiler Arbeitsmarkt trage stark zum hohen Niveau ihrer Konjunkturerwartungen bei.
»Auch wenn das Konsumklima fast wieder sein Vorkrisenniveau erreicht hat, bleibt abzuwarten, ob von einer grundlegenden Trendwende gesprochen werden kann«, warnte GfK-Experte Rolf Bürkl zugleich. Es komme vor allem auch darauf an, wie sich das Infektionsgeschehen in den Wintermonaten entwickeln werde und ob neue Beschränkungen notwendig würden.
Noch dämpfen die Corona-Beschränkungen die Kauflust
Auch die Bereitschaft der Bürger zur Anschaffung teurer Güter wie etwa Möbeln und Autos legte im September zu. Das Barometer weist nach einem Plus von 3,1 Zählern aktuell einen Wert von 13,4 Punkten auf, was laut GfK jedoch einem niedrigen Niveau entspricht.
Maskenpflicht und Abstandsregeln dämpften trotz gut gefüllter Geldbeutel nach wie vor die Lust am Einkaufen, erklärte GfK-Experte Bürkl. Erst wenn diese Beschränkungen wegfielen, werde sich die Konsumneigung nachhaltig erholen können.
Nachdem die Einkommensaussichten im Vormonat noch stagniert hatten, legen sie im September spürbar zu. Aufkommende Diskussionen über Inflationsrisiken spielten dabei offenbar kaum eine Rolle.
Dies zeigt laut GfK auch die Tatsache, dass die Preiserwartungen der Konsumenten im September sogar geringfügig gesunken sind. In Deutschland ist die Inflationsrate mit 3,9 Prozent aktuell so hoch wie seit Ende 1993 nicht mehr, da sich vor allem Energie und Nahrungsmittel zuletzt verteuerten.
Für ihre repräsentative Studie zum Konsumklima führt die GfK monatlich Interviews mit Verbrauchern zu ihrer Konjunkturerwartung, ihrer Einkommenserwartung und ihrer Anschaffungsneigung. Für die aktuelle Erhebung wurden vom 2. bis 13. September rund 2000 Menschen befragt.
Firmen wollen wieder mehr einstellen
Nicht nur die Verbraucher in Deutschland sind optimistisch, auch die Firmen blicken zuversichtlich auf die kommenden Monate und stellen neue Mitarbeiter ein. Das zeigt das Ifo-Beschäftigungsbarometer. Es kletterte im September um 0,7 Punkte und erreichte mit 104,3 Zählern den höchsten Stand seit fast drei Jahren, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut zu seiner monatlichen Umfrage unter Managern mitteilte.
»Die fortschreitenden Öffnungen in vielen Branchen sorgen für einen ständigen Anstieg der Beschäftigung«, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Im verarbeitenden Gewerbe – das mit Materialengpässen bei wichtigen Vorprodukten wie Mikrochips kämpft – ist das Beschäftigungsbarometer zwar insgesamt leicht gesunken. »Aber der Maschinenbau und die Elektroindustrie planen gleichwohl, ihre Mitarbeiterzahl zu erhöhen«, sagte Wohlrabe.
Bei den Dienstleistern stieg der Wert deutlich. Auf hohem Niveau will demnach auch die IT-Branche Mitarbeiter einstellen. Während das von der Coronapandemie hart getroffene Gastgewerbe im August noch eine große Vorsicht zeigte, sei dies nun »einer gewissen Zuversicht gewichen«, schrieb das Ifo-Institut.
Im Handel blieb die leicht positive Tendenz für Neustellungen nahezu unverändert. Im Bauhauptgewerbe schlägt sich die gute Konjunktur in deutlich ausgeweiteten Beschäftigungsplänen nieder.