Zinsftief Kunden der GLS-Bank sollen Monatsbeitrag zahlen

Zinsen spielen bei der Geldanlage fast keine Rolle mehr. Die Ökobank GLS erwägt jetzt einen radikalen Schritt: Die Kunden sollen einen Monatsbeitrag zahlen, damit die Bank nicht in fragwürdige Geschäfte gedrängt wird.
Hauptsitz der GLS Bank (in Bochum): Zahlungskräftige Kunden gesucht

Hauptsitz der GLS Bank (in Bochum): Zahlungskräftige Kunden gesucht

Foto: Julian Stratenschulte/ dpa

Geld sparen lohnt sich nicht mehr - die Zinsen auf klassische Sparkonten liegen bei fast null Prozent, Banken müssen sogar dafür zahlen, wenn sie die Kundeneinlagen bei der Europäischen Zentralbank deponieren wollen. Die Ökobank GLS, die mit dem Geld ihrer Kunden nur ausgewählte Projekte finanziert, sucht deshalb nach anderen Wegen, ihre Kosten zu decken.

Zur Sicherung ihres Geschäftsmodells will die GLS absehbar einen monatlichen Grundbeitrag von ihren Kunden und Mitgliedern erheben. Denkbar sei eine Größenordnung zwischen 5 und 15 Euro, sagte der Chef von Deutschlands größter Alternativbank, Thomas Jorberg.

Ein solcher "Grundsolidarbeitrag" soll dem Bochumer Institut helfen, auch in Zeiten niedriger Zinsen und sinkender Erträge nicht in fragwürdige Geschäfte gedrängt zu werden.

"Die Entwicklung dieses Grundbeitrages wird das Jahr 2016 noch in Anspruch nehmen. Wir werden es auch nicht einfach einführen, sondern testen mit einer Testgruppe. Wir sehen, dass wir es dann im nächsten Jahr einführen können", sagte Jorberg. "Es soll auf jeden Fall ein Betrag sein, den jeder bezahlen kann. Insofern wird er gestaffelt sein." Die genaue Höhe des Beitrages sei ebenso noch offen wie die Frage, ob Angebote wie die Kontoführung eingerechnet würden.

Im vergangenen Jahr erhöhte sich das Kreditvolumen der GLS Bank zum Vorjahr um 11,6 Prozent auf gut 2,1 Milliarden Euro. Die Einlagen klettern sogar um 15,3 Prozent auf gut 3,6 Milliarden Euro - obwohl das Institut auf Tagesgeldkonten und Sparbüchern keine Zinsen mehr zahlt. "Viele sagen uns: Wenn ich schon keinen Zins bekomme, will ich wenigstens wissen, was die mit meinem Geld machen", sagte Jorberg. Ein Problem: 30 bis 40 Prozent der Kundengelder sind kurzfristige Einlagen, die nicht für Kredite eingeplant werden können.

Unter dem Strich stand 2015 ein Überschuss von rund 5,1 Millionen Euro - 700.000 mehr als im Vorjahr. Die 42.000 Mitglieder des genossenschaftlich organisierten Instituts sollen zwei Prozent Dividende erhalten. Insgesamt hat die GLS 193.000 Kunden.

nck/dpa
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