Geldanlage Goldene Regeln für den Goldkauf

Goldbarren: Euro-Gewinn trotz Dollar-Verlust
Foto: DPAIn Bangkoks Chinatown säumen die Goldhändler die Straßen. Menschen drücken sich an den Schaufenstern der Yaowarat Road die Nase platt, Großfamilien stehen bei den Händlern und Juwelieren. Goldschmuck wird hier gern zur Hochzeit verschenkt. Doch den Einkäufern geht es meist mehr um den Metallwert als um die Gestaltung des Schmucks.
Die Herausforderungen der Großfamilien in Bangkoks Chinatown gleichen denen der an Gold interessierten Anleger auf der ganzen Welt: Soll ich jetzt kaufen? Ist der Preis zu hoch? Lohnt es sich noch, in Gold anzulegen?
Goldanleger haben eine ziemliche Achterbahnfahrt hinter sich. In den vergangenen 15 Jahren ist der Goldpreis von Niedrigständen von unter 300 US-Dollar je Feinunze auf über 1900 US-Dollar für die Feinunze (31,1 Gramm) im Sommer 2011 gestiegen, um dann wieder auf derzeit rund 1200 Dollar zu fallen.
Die hohen Preise des Jahres 2011 hingen mit der Finanzkrise und der folgenden Eurokrise zusammen. Manche befürchteten den Zusammenbruch des Euro und wollten sich mit Goldkäufen dagegen schützen. Profis wiederum spekulierten auf die Angst der Anleger und nutzten dafür auch das billig zu leihende Geld, das die Zentralbanken in den Markt pumpten. Wie spekulativ die Goldblase war, konnte man an ihrem Ende im August und September 2011 sehen. Mehrere Börsen verlangten von den Spekulanten damals, für ihre Geschäfte mehr Geld als Sicherheit auf den Tisch zu legen. Prompt brach der Kurs im Spätsommer 2011 ein. Ein Sturz, von dem sich der Goldpreis bislang nicht wieder erholt hat.
Anleger fragen sich seither: Wie groß muss eine Krise sein, um den Goldpreis wieder in die Höhen von 2011 zu bringen? Denn Krisen sind es, die regelmäßig den Goldpreis treiben. Der Bürgerkrieg in der Ukraine, die Besetzung der Krim, die erschreckenden Bilder des "Islamischen Staats" aus Syrien und dem Irak oder die Zeichen wirtschaftlichen Verfalls in Russland reichen offenkundig nicht aus . 2014 ist der Goldpreis in Dollar - so wird er an den Märkten notiert - trotz all dieser Krisen leicht gefallen. Auch in Deutschland wurde 2014 weniger Gold gekauft als in den Vorjahren.
Anlegen in Gold ist vor allem spekulativ
Ein ganz schlechtes Jahr war 2014 für Goldanleger in Deutschland allerdings auch nicht. Das liegt am schwachen Euro. Weil man für jeden Dollar heute mehr Euro bekommt, bedeutete selbst ein leicht fallender Goldkurs in Dollar Gewinne für Anleger in Euro. Für eine Feinunze bekam man zu Beginn des Jahres deshalb gut 900 Euro und zum Ende des Jahres 980 Euro. Das entspricht immerhin knapp neun Prozent Rendite, die Anleger aber streng genommen gar nicht mit Gold erzielt haben, sondern mit der unfreiwilligen Spekulation auf einen steigenden Kurs der US-Währung.
Gold ist nun mal keine klassische Geldanlage, bei der sich das Angelegte durch Zinsen oder Dividenden vermehrt. Es hat mit dem Schaffen von Werten wie bei Aktien oder auch nur dem klassischen Sparen nichts zu tun. Anlegen in Gold ist vor allem spekulativ. Kurz- und mittelfristig ist es der Versuch, kommende Krisen richtig einzuschätzen und von ihnen zu profitieren. Das sollte man nicht mit dem Notgroschen tun, gegen solche Spekulation spricht aber auch nichts. Die Beschäftigung mit den politischen und wirtschaftlichen Unruheherden dieser Welt bildet schließlich ungemein.
Was man beim Goldkauf beachten muss
Hat man das "Ob" für sich geklärt, kann man sich dem "Wie" zuwenden: Wie investiere ich als Kleinanleger am besten in Gold? In Deutschland gibt es vor allem vier Dinge zu beachten:
- Die sicherste Art in Gold anzulegen, ist der Kauf von bekannten Münzen oder zertifizierten Barren. Je schwerer die Münze oder der Barren, desto niedriger der prozentuale Aufpreis, den man verglichen mit dem Goldpreis an der Börse bezahlt. Die Goldkäufer in Bangkok achten nicht umsonst vor allem auf die Menge des Metalls, das sie erwerben.
- Physisches Gold unterliegt bei Gewinnen schon nach zwölf Monaten nicht mehr der Abgeltungssteuer. Die Spekulationsgewinne sind also steuerfrei.
- Aber physisches Gold muss irgendwo sicher gelagert werden, der Safe zu Hause kostet Geld, das Bankschließfach auch. Die Hausratversicherung zahlt bei Lagerung zu Hause nicht unbedingt.
- Und physisches Gold sollte man nur bei seriösen Händlern wie Degussa oder Pro Aurum kaufen. Preisportale helfen, die Goldpreise verschiedener Anbieter miteinander zu vergleichen.

Micha Kirsten / Finanztip
Hermann-Josef Tenhagen, Jahrgang 1963, ist Chefredakteur von »Finanztip« und Geschäftsführer der Finanztip Verbraucherinformation GmbH. Der Geldratgeber ist Teil der Finanztip Stiftung. »Finanztip« refinanziert sich über sogenannte Affiliate-Links, nach deren Anklicken »Finanztip« bei entsprechenden Vertragsabschlüssen des Kunden, etwa nach Nutzung eines Vergleichsrechners, Provisionen erhält. Mehr dazu hier .
Tenhagen hat zuvor als Chefredakteur 15 Jahre lang die Zeitschrift »Finanztest« geführt. Nach seinem Studium der Politik und Volkswirtschaft begann er seine journalistische Karriere bei der »Tageszeitung«. Dort ist er heute ehrenamtlicher Aufsichtsrat der Genossenschaft. Auf SPIEGEL.de schreibt Tenhagen wöchentlich über den richtigen Umgang mit dem eigenen Geld.