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Fotostrecke: So testete Greenpeace Outdoor-Klamotten

Foto: Greenpeace/ Kajsa Sjölander

Greenpeace-Test Outdoor-Kleidung dünstet Chemikalien aus

Greenpeace hat erneut Outdoor-Kleidung auf Chemikalien untersucht und festgestellt: Die wetterfesten Hightech-Klamotten geben Stoffe in die Umwelt ab, die dort nie wieder abgebaut werden. Zum ersten Mal wurden auch die Ausdünstungen in die Luft gemessen.

Hamburg - Atmungsaktive, wind- und wasserdichte Kleidung ist für draußen gedacht, die High-Tech-Materialien halten den Träger warm und trocken und lassen ihn trotzdem nicht schwitzen. Möglich macht das eine ganze Menge Chemie, und ein Teil davon gelangt in die Umwelt: Durch Auswaschungen und durch Ausdünstungen in die Luft - letzteres natürlich auch in geschlossenen Räumen.

Eine wissenschaftliche Studie hat bereits vor einiger Zeit gezeigt, dass die Luft in Outdoor-Ausrüstungsgeschäften besonders stark mit den Schadstoffen belastet ist, die in den Funktionsklamotten verarbeitet werden. Die Vermutung liegt nahe, dass es die Kleidung ist, die diese Substanzen ausdünstet. Ob das der Gesundheit schadet, ist allerdings unklar. Greenpeace hat trotzdem getestet, ob und ,wenn ja, wie stark wetterfeste Markenkleidung Chemikalien in die Luft abgibt - zusätzlich zu den Auswaschungen anderer Schadstoffe.

Die Umweltschutzorganisation hat zwei Labore beauftragt, 15 Jacken und zwei Paar Handschuhe von zwölf Markenherstellern auf sogenannte per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) zu prüfen . Das Ergebnis der nicht repräsentativen Stichprobe: Ob The North Face, Patagonia oder Jack Wolfskin, ob Schöffel, Mammut oder Adidas - in allen Proben fanden die Labors PFC. Diese Chemikalien sorgen dafür, dass Wasser und Schmutz von der Kleidung abperlen, und sie stellen die Funktion der atmungsaktiven Membranen sicher. Das große Problem: Fluorverbindungen werden in der Umwelt kaum abgebaut und sind mittlerweile in der gesamten Welt verteilt - auch im menschlichen Organismus. Einige PFC können laut Greenpeace das Immunsystem beeinträchtigen, die Fruchtbarkeit schädigen und stehen im Verdacht, Krebs zu erregen.

Trotzdem gibt es nur für eine PFC, die gesundheitsschädliche Perfluorsulfonsäure (PFOS), einen gesetzlichen Grenzwert - und der wurde bei den Greenpeace-Tests in Handschuhen der Marke Mammut um das Neunfache überschritten. In Jacken von Schöffel, Jack Wolfskin und Mammut wiesen die Labors "bedenkliche Konzentrationen" des giftigen Stoffs PFOA nach - für den aber kein Grenzwert existiert.

Greenpeace setzt sich seit 2011 mit einer "Detox"-Kampagne dafür ein, dass gefährliche Chemikalien aus der Textilherstellung verschwinden. Viele Hersteller haben sich bereits selbst dazu verpflichtet, giftige Substanzen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt aus der Produktion zu verbannen, allerdings zeigen die Greenpeace-Tests, dass die Unternehmen offenbar Schwierigkeiten damit haben. Die Umweltschutzorganisation hat selbst festgestellt, wie kompliziert das sein kann: In einem entsprechenden Test 2012 war die Jacke, die Greenpeace extra für seine Aktivisten anfertigen lässt, ebenfalls negativ aufgefallen.

Die Hersteller reagierten auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE betroffen auf die Testergebnisse, verteidigten sich aber auch: Die Konzentration der PFC in den Kleidungsstücken sei nicht gesundheitsschädlich und die Outdoor-Branche nur für einen sehr kleinen Teil der PFC in der Umwelt verantwortlich - tatsächlich enthalten viele fett- und wasserabweisende Beschichtungen PFC, ob bei Teppichen, Lebensmittelverpackungen oder Autositzen. Einen Ersatz für die schmutz- und ölabweisende Funktion der PFC gebe es noch nicht. Außerdem hätten sich die meisten Hersteller bereits dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2020 vor allem langkettige PFC, sogenannte C8, durch kürzerkettige (C6) zu ersetzen. Der Haken: Auch diese Stoffe sind extrem langlebig.

Der deutsche Hersteller Vaude verweist darauf, dass schon die Sommerkollektion für das kommende Jahr eine PFOA-freie Oberschicht haben wird und dass auch die beispielsweise in den USA als umweltfreundliche anerkannte C6-Chemie nicht mehr sei als eine "Brückentechnologie".

Allerdings bietet die Outdoor-Industrie mit ihrer stark auf Naturverbundenheit gerichteten Werbung eine Steilvorlage für eine Greenpeace-Kampagne. Die Umweltschutzorganisation fordert die Branche dazu auf, fluorfreie Alternativen für ihre Kleidung zu entwickeln, schließlich seien bereits Alternativen auf dem Markt: PFC-freie Membrane gebe es bereits, genauso wie Imprägnierungen aus Polyester und Polyurethan.

Die Unternehmen verweisen allerdings auf ihre Kundschaft, die bei den meisten offenbar hauptsächlich aus Extremsportlern besteht, die brauchten die perfekte Kleidung, sonst kauften sie bei der Konkurrenz, heißt es unter der Hand. Dass ein Großteil der verkauften High-Tech-Jacken vor allem bei Nieselregen in Großstädten zum Einsatz kommt, könne man nicht verhindern, eine "weniger funktionelle Stadtkollektion" komme aber nicht in Frage, heißt es bei Mammut, da dies "gegen das Markenversprechen oberster Performance verstoßen würde".

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