Hamsterkäufe 2.0 Nachfrage nach Klopapier steigt in der Pandemie wieder deutlich

Haushaltsübliche Menge Klopapier: Absatz fast doppelt so hoch wie vor der Krise
Foto:Daniel Karmann / picture alliance/dpa
In der ersten Corona-Welle war die Nachfrage der Verbraucher nach Toilettenpapier riesig. Scherzhaft war von weißem Gold die Rede. Während die Pandemie wieder deutlich an Fahrt aufnimmt, hat ein Hersteller aus Düsseldorf zuletzt auch einen Klopapier-Automaten auf seinem Betriebsgelände aufgestellt - und verlangt dabei dem Sender WDR zufolge stolze zwei Euro für eine Zweierpackung.
Dass er damit im Trend liegt und sich der Kassen-Kampf ums Klopapier im Supermarkt wieder zuspitzen könnte, zeigt nun eine aktuelle Auswertung des Statistischen Bundesamts. Deutschlands Verbraucher decken sich demnach angesichts steigender Corona-Infektionen wieder zunehmend mit Hygieneartikeln und bestimmten Lebensmitteln ein. Der Sonderauswertung zufolge war der Absatz von Toilettenpapier in der Woche vom 12. bis 17. Oktober 2020 fast doppelt so hoch (plus 89,9 Prozent) wie im Durchschnitt der Vorkrisenmonate August 2019 bis Januar 2020.
Auch Mehl und Hefe stärker gefragt
Die Verkaufszahlen von Desinfektionsmitteln indes lagen in der betrachteten Woche nach Angaben der Behörde um knapp drei Viertel (plus 72,5 Prozent) und die von Seife um knapp zwei Drittel (plus 62,3 Prozent) über dem Vorkrisendurchschnitt. Auch die Nachfrage nach Mehl (plus 28,4 Prozent) und Hefe (plus 34,8 Prozent) zog nach Erkenntnissen der Statistiker wieder deutlich an.
Politiker und der Handel versichern immer wieder, die Versorgungslage mit Gütern des täglichen Bedarfs sei gesichert und appellieren an die Verbraucher, keine Hamsterkäufe zu tätigen. Aktuell verzeichnen die Handelsketten auch noch keine Vorratskäufe wie im Frühjahr. Nur vereinzelt sei bislang eine erhöhte Nachfrage nach bestimmten Produkten festzustellen.
Insgesamt ist die Konsumlaune der Verbraucher abseits bestimmter Produkte vielmehr deutlich gesunken. Die drastisch steigenden Corona-Infektionszahlen ließen die Nachfrage im Oktober einbrechen, sagte Rolf Bürkl vom Nürnberger Konsumforschungsunternehmen GfK. "Der Optimismus der deutschen Verbraucher schwindet im Oktober spürbar", sagte Bürkl zur neuesten GfK-Studie zum Konsumklima .
Lockdown-Angst hemmt Konsum
Etwa drei Viertel der Verbraucher gingen derzeit davon aus, dass die Corona-Pandemie eine große oder sehr große Bedrohung für sie darstelle. "Die rasant steigenden Infektionszahlen führen zu Verschärfungen pandemiebedingter Einschränkungen", sagte Bürkl. Es steige die Furcht vor einem nochmaligen Herunterfahren des öffentlichen Lebens, sollte das Infektionsgeschehen außer Kontrolle geraten. "Das schlägt auch auf die Konsumstimmung durch."
Auch die Erwartungen an die Konjunktur seien gesunken. Führende Wirtschaftsexperten hätten ihre Prognosen inzwischen nach unten korrigiert. Bürkl: "Hinzu kommt, dass einige unserer wichtigsten Handelspartner wie Frankreich, Spanien oder Großbritannien mit noch höheren Infektionszahlen zu kämpfen haben."
Rund die Hälfte aller Menschen (51 Prozent) in Deutschland macht sich große oder sehr große Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft. Was für Angestellte und Arbeiter gilt, trifft auch auf Selbstständige zu. Auch ohne Schließungen werde bei zunehmenden örtlichen Beschränkungen die Frequenz in den Einzelhandelsgeschäften zurückgehen.
"Der eine oder andere Laden, der ohnehin geschwächt ist, für den wird es schwierig werden", sagte Bürkl. Dafür sei ein weiterer Digitalisierungsschub und ein noch stärkerer Aufschwung des E-Commerce zu erwarten. Die Ergebnisse der monatlich veröffentlichten GfK-Studie sind ein Auszug aus der Studie "GfK-Konsumklima MAXX" und basieren auf monatlich rund 2000 Verbraucherinterviews im Auftrag der EU-Kommission.