Preisentwicklung Verband erwartet weiter steigende Kosten für Handwerker

Wird der Friseurbesuch unerschwinglich? Davor warnt der neue Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks: Man müsse aufpassen, »dass Handwerksleistungen für weite Teile der Bevölkerung nicht unbezahlbar werden«.
Werkzeuge: Der Zentralverband des Deutschen Handwerks spricht von 250.000 fehlenden Fachkräften

Werkzeuge: Der Zentralverband des Deutschen Handwerks spricht von 250.000 fehlenden Fachkräften

Foto: Wolfgang Cezanne / IMAGO

Die Deutschen müssen im neuen Jahr mit weiter steigenden Preisen für Handwerkerleistungen rechnen. »Denn für uns steigen ja nicht nur die Material- und Energiekosten. Wir haben steigende Krankenkassen-, Pflegeversicherungs-, Berufsgenossenschaftsbeiträge«, sagte der neue Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Jörg Dittrich, der »Bild am Sonntag«. »Und am Ende kommen vom Staat noch 19 Prozent Mehrwertsteuer obendrauf.« Dittrich hat das Spitzenamt beim ZDH zum Jahreswechsel übernommen.

Das Ergebnis sei, so Dittrich: »Die Lücke zwischen dem, was der Handwerker tatsächlich verdient, und dem, was die Stunde die Kundin oder den Kunden kostet, wird immer größer.« Hier müsse die Politik gegensteuern.

»Wir müssen aufpassen, dass Handwerksleistungen für weite Teile der Bevölkerung nicht unbezahlbar werden«, mahnte Dittrich weiter. »Dieser Grenze nähern wir uns gerade.« Es drohe eine Situation, in der sich beispielsweise manche Menschen den Friseurbesuch nicht mehr leisten könnten.

»Sehenden Auges in eine extreme Mangelsituation«

Sorgen bereitet dem neuen Handwerkspräsidenten auch der Fachkräftemangel: Dem Handwerk fehlten aktuell 250.000 Fachkräfte, sagte er – »und die Zahl steigt täglich, denn auch bei uns kommen die Babyboomer jetzt ins Rentenalter.« In Deutschland gebe es zu wenige Leute, die eine handwerkliche Ausbildung machen: »Wir laufen sehenden Auges in eine extreme Mangelsituation.« Dittrich kritisierte, die duale Berufsausbildung werde »systematisch schlechter gestellt und nicht gleichwertig unterstützt«, obwohl sie mindestens so gut sei wie die universitäre.

Dittrich forderte mehr Hilfe von staatlicher Seite. »Von der Politik erwarte ich mehr Unterstützung: Visa müssen schneller vergeben werden und wer hier gebraucht wird, sollte dauerhaft ein Aufenthaltsrecht ohne hohe bürokratische Hürden wie derzeit bekommen«, sagte er. Es gehe bei der Zuwanderung »nicht darum, in Vietnam den perfekt ausgebildeten Elektroniker für Gebäudesystemintegration zu finden, sondern um junge Leute, die bereit sind, in Deutschland ein Handwerk zu lernen und hier zu arbeiten«.

mbö/AFP

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren