Hermann-Josef Tenhagen

Lohnender Wechsel Wie Sie eine gute und günstige Hausratversicherung bekommen

Hermann-Josef Tenhagen
Eine Kolumne von Hermann-Josef Tenhagen
Die Zahl der Einbrüche ist zuletzt gestiegen, aber nicht nur für diesen Fall ist eine Hausratversicherung sinnvoll. Die Preise der unterschiedlichen Anbieter schwanken stark – und auch die Leistungen.
Einbrecher (Symbolfoto): Neue Kriminalitätsstatistik zeigt einen Anstieg

Einbrecher (Symbolfoto): Neue Kriminalitätsstatistik zeigt einen Anstieg

Foto: Philipp von Ditfurth / dpa

Die Hausratversicherung ist eines meiner Lieblingsbeispiele, wie Sie bei einer Versicherung sparen können. Aber Achtung: Sie sollten bei dem Vertrag – und sich nicht die ganze Hausratversicherung sparen. Und das Potenzial ist tatsächlich bei sehr vielen Bürgern groß, immerhin haben Kundinnen und Kunden hierzulande über 27 Millionen Hausratverträge abgeschlossen.

Dieses Sparpotenzial hat vor allem zwei Ursachen: Zum einen schließen viele Kunden eine Hausratversicherung ab, die deutlich überdimensioniert ist. Die Versicherungssumme liegt also deutlich über dem Wert des Hausrates. Das gilt besonders häufig für jüngere Versicherte, deren Hausrat sich auf Schrank und Bett von Ikea, einen Fernseher und einen Computer beschränkt. Einige Anbieter versuchen besonders aggressiv, jungen unwissenden Kunden solche Verträge unterzujubeln .

Der zweite Grund ist, dass viele Versicherer bei der Hausratversicherung ordentlich zulangen. Empirisch ist das leicht zu belegen. Sogar die eigene Lobbyorganisation, der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, hat in eigenen Statistiken offengelegt, dass Hausratversicherer im Schnitt weniger als 40 Cent von jedem Euro, den die Unternehmen als Beitrag kassieren, für die Bezahlung von Schäden ausgeben. 3,3 Milliarden Euro an Beiträgen werden gezahlt, aber in normalen Jahren weniger als 1,5 Milliarden Euro für Schäden gebraucht .

Dieser Zusammenhang ist wichtig. Denn am Donnerstag hat das Bundeskriminalamt die neue Kriminalitätsstatistik veröffentlicht – und darauf hingewiesen, dass die Zahl der Einbruchsdiebstähle zugenommen hat. Und hier kommt die Hausratversicherung ins Spiel. 280 Millionen Euro haben die Versicherer für solche Fälle 2022 nach eigenen Angaben aufgewendet. Gezahlt wurde nicht nur für den verlorenen Hausrat, sondern auch für die Kosten für das Aufräumen, Reparaturen und ein Hotel, wenn Bewohnerinnen und Bewohner ihre Bleibe nicht nutzen konnten.

Tatsächlich hat die Zahl der Einbrüche nach zwei coronabedingten Tiefstständen wieder zugenommen. In einigen Bundesländern um mehr als 30 Prozent, wie in Baden-Württemberg und Berlin. Zwei Jahre lang war durch Homeoffice in sehr vielen Haushalten fast immer jemand da, jetzt ist das nicht mehr so. Das merken und nutzen auch professionelle Einbrecher. Das Niveau liegt aber immer noch weit unter dem des Jahres 2019. Und in Sachsen-Anhalt nahm die Zahl der Einbrüche nur sehr wenig zu, in Thüringen fiel sie sogar .

Auch beim höheren Einbruchsniveau von 2019 musste die Branche damals weniger als 40 Cent von jedem Euro für Schäden ausgeben. Nur 2021 hatten die Hausratversicherer ein schwieriges Jahr zu überstehen. Hauptgrund war damals die Klima-Starkregen-Katastrophe, die nicht nur das Ahrtal betraf. Der Versicherungsschaden bei den Elementarschäden belief sich auf fast 900 Millionen Euro, in anderen Jahren waren es 30 Millionen.

Neben Einbruchdiebstahl und Raub sind austretendes Leitungswasser, Feuer, Blitz, Sturm, Hagel und Vandalismus Schadensursachen, bei denen die Hausratversicherung zahlt.

Eines hat die Branche immerhin gelernt. Jetzt auch die Preise zu erhöhen wie bei der Wohngebäudeversicherung, hätte bei der Kostenquote dann doch etwas zu gierig gewirkt. Tatsächlich konnten die Finanztip-Kollegen in einem aktuellen Vergleich sogar sinkende Preise oder Mehrleistungen für das gleiche Geld beobachten .

Wer sollte also eine Hausratversicherung haben? Und wo bekommen Sie einen preiswerten Vertrag?

  • Jede und jeder, der den Schaden nicht tragen kann, wenn der komplette Haushalt wegschwimmt oder durch ein Feuer unbrauchbar geworden ist, sollte eine Hausratversicherung haben. Das sind nicht alle Haushalte, aber doch viele Millionen.

  • Als Versicherungssumme sollte man die pauschale Versicherungssumme akzeptieren, die die Konzerne pro Quadratmeter Wohnfläche vorschlagen – meist sind es 650 bis 700 Euro pro Quadratmeter. Das ist der einfachste Weg. Die Versicherer zahlen dann Schäden, ohne zu prüfen, ob der Hausrat mehr wert ist, als die vereinbarte Versicherungssumme. Andernfalls kann diese sogenannte Unterversicherung zu einer Kürzung der Summe führen, die die Versicherung für den Schaden zahlt. Die Versicherung zahlt aber immer nur maximal die vereinbarte Versicherungssumme.

  • Wenn die Wohnung allerdings ziemlich groß und spärlich möbliert ist, zahlen Sie bei der Quadratmeterlösung drauf. Dann sollten Sie lieber – wenn überhaupt – den konkreten Einkaufswert Ihres Hausrates versichern. Denn genau diesen nachweisbaren Neuwert ihres Hausrates ersetzt die Versicherung, wenn es zum Schaden kommt. Am besten führen Sie eine Excel-Liste mit allen relevanten Gegenständen ihres Haushaltes und den dazugehörigen Preisen. Bei einem Bücherregal voller Kunstbände hilft auch das Abfotografieren des Regals, da Bücher preisgebunden sind und Sie hinterher im Schadensfall die Preise einzeln zusammenstellen können. Bei besonders wertvollem Hausrat sollte ein Kaufbeleg aufgehoben werden.

  • Schließlich sollten Sie ein Onlineportal benutzen, um einen günstigen Anbieter zu finden. Eine gute Auswahl erlaubt Mr. Money, eine ursprünglich für Makler konzipierte Vergleichsplattform. Nachgucken können Sie auch beim Hausratrechner von Verivox.

  • Geben Sie Ihre genaue Adresse ein, die Größe Ihrer Wohnung, das Stockwerk und dann, wie gesagt, den Hausrat. Alles was herausfallen würde, wenn Sie die Wohnung wörtlich auf den Kopf stellen, gehört dazu.

Hausrat, Haftpflicht, Berufsunfähigkeit – welche Versicherungen Sie benötigen: Hier können Sie es überprüfen.

Bevor Sie jetzt die Versicherung abschließen, sollten Sie aber genau darauf achten, ein paar fiese Klauseln zu vermeiden. Und das geht ganz einfach.

  • Ihr Versicherer sollte darauf verzichten, Ihnen grobe Fahrlässigkeit vorzuwerfen, etwa wenn das Fenster auf Kippe stand, als der Einbrecher einstieg. Gute Versicherer tun das. Im Versicherungsjargon heißt das: Der Versicherer verzichtet auf die Einrede der groben Fahrlässigkeit.

  • Achten Sie darauf, dass neben klassischen Brandschäden auch Schäden durch einen Schwelbrand, durch Seng- und Schmorschäden und Überspannschäden nach einem Blitz versichert sind.

  • Schauen Sie sich Ihre Fahrradklausel genauer an. Viele Versicherer zahlen nur, wenn das Fahrrad abgeschlossen im Haus steht. Und dann gibt es häufig Schadens-Obergrenzen von einem Prozent der Versicherungssumme, das wären oft nur 500 oder 600 Euro. Manche zahlen auch bis zu 1000 Euro pauschal.  

Genauso wie Sie fiesen Klauseln aus dem Weg gehen sollten, ist es aber ratsam, Goodies und nützliche Erweiterungen mitzunehmen. Achten Sie also auf folgende sinnvolle Bestandteile der Hausratversicherung.

  • Die meisten neuen Tarife beinhalten eine gute Außenversicherung. Damit ist dann der Rasenmäher im abgeschlossenen Gartenhaus oder der nahe gelegenen Garage versichert, aber auch die Handtasche oder die Kamera, die Ihnen bei einem Einbruch aus dem Auto oder im Urlaub aus dem Hotelzimmer gestohlen wird.

  • Bei der Hausratversicherung gibt es eine Zusatzklausel, die auch bei Elementarschäden zahlt, also wenn wegen eines Starkregens die Kanalisation überläuft und der Keller unter Wasser steht. Oder bei einem Erdrutsch, einer Lawine in den Alpen oder einem Erdbeben in der rheinischen Tiefebene. Dieser Zusatzschutz ist oft nicht besonders teuer, aber wertvoll. Ich spreche aus Erfahrung, Tausende Euro für im Keller lagernde Bücher wurden ersetzt. Im Ahrtal hätten viele Haushalte gern eine solche Zusatzklausel gehabt. Nur gut ein Drittel der Hausratversicherten hat einen solchen Schutz. 

  • Auch die Radierung des angesagten jungen Künstlers, die Sie im Wohnzimmer an der Wand hängen haben, sollten Sie extra angeben, damit der Versicherer den Schaden zahlt.

  • Das betrifft natürlich auch größere Summen Bargeld oder teuren Schmuck. Liegt die Versicherungssumme bei 50.000 Euro, sollten Sie Wertsachen über 10.000 Euro gesondert angeben. Entweder wird´s teurer, oder sie haben einen Safe .

Am Schluss vergleichen Sie ganz hart die Preise. Teure Tarife kosten oft doppelt so viel wie das günstigste Angebot. So können Sie für eine 120-Quadratmeter-Wohnung in Dresden für Ihre Hausratversicherung mit Elementarschadenabsicherung 64 Euro im Jahr zahlen oder auch 118 Euro. Oder eine 80-Quadratmeter-Wohnung auf Wangerooge ohne Elementarschutz kostet 45 Euro statt 30 Euro im Jahr. Und solche überhöhten Preise sollten Sie nicht zahlen.

In drei Jahren sollten Sie dann erneut vergleichen. Wenn zwischendurch die Preise steigen, haben Sie ein Sonderkündigungsrecht. Im Augenblick werden Tarife aber sogar günstiger.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version stand eine falsche Information zur Unterversicherung. Wir haben die Stelle korrigiert.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten