Zwei Minuten Kühlhaus - drei Euro "Es gibt ein paar Wahnsinnige, die das tatsächlich machen"

Der Edeka im hessischen Friedberg hat ein außergewöhnliches Angebot: Kunden können sich im Kühlhaus von der Hitze erholen - gegen Bezahlung. Wie läuft das Geschäft? Ein Anruf bei Inhaber Lars Koch.
Edeka-Inhaber Lars Koch in seinem Kühlhaus

Edeka-Inhaber Lars Koch in seinem Kühlhaus

Foto: EDEKA / LARS KOCH

Seit Freitag vergangener Woche bietet das Lebensmittelgeschäft von Lars Koch in Friedberg seinen Kunden Abkühlung. Für drei Euro kann man sich zwei Minuten lang ins Kühlhaus setzen; wer das fünf Minuten möchte, zahlt fünf Euro.

In den sozialen Netzwerken wird die Anzeige gerne geteilt, die meisten vermuten dahinter einen Marketing-Gag. Schließlich, so deren Vermutung, geht das doch schon aus hygienischen Gründen nicht - verschwitzte Menschen im Lebensmittellager. Wie ernst ist das Angebot also gemeint? Ein Anruf bei Inhaber Lars Koch.

SPIEGEL ONLINE: Lieber Herr Koch, schwitzen Sie eigentlich sehr in Friedberg?

Koch: Es ist wirklich heiß. Wir haben 37 Grad. Und das schon seit Tagen. Die Hitze steht quasi.

SPIEGEL ONLINE: Deswegen wollen Sie Leute nun ins Kühlhaus setzen. Ein Gag?

Koch: Nein, das ist ein ernstgemeintes Angebot. Wer eine kleine Abkühlung möchte, kann das wirklich machen. Ich werde davon aber bestimmt nicht Millionär. Sagen wir so: Es ist ein ernstgemeinter Spaß. Viele denken, der Zettel ist nur ein kleiner Joke. Aber es gibt ein paar Wahnsinnige, die das tatsächlich machen.

SPIEGEL ONLINE: Wie kalt ist es denn in Ihrem Kühlhaus?

Koch: Also in einer Kühlzelle sind es entspannte fünf bis acht Grad. Richtig hardcore wird es im Tiefkühlhaus: Da sind wir dann bei minus 18 bis minus 20 Grad.

SPIEGEL ONLINE: Trauen sich da Menschen rein?

Koch: Nein, im Tiefkühlhaus war bislang noch niemand. Die Kunden wollen sich das zwar anschauen. Aber sobald sie an der Tür angekommen sind, machen sie sofort kehrt. Das reicht dann schon!

Aushang in Kochs Supermarkt

Aushang in Kochs Supermarkt

Foto: EDEKA LARS KOCH

SPIEGEL ONLINE: Drei Euro für zwei Minuten, gar nicht mal günstig. Was machen Sie mit den Einnahmen?

Koch: So viel kommt da gar nicht zusammen. Im Moment sind wir vielleicht bei 20 Euro. Wir verbuchen das ganz normal als Dienstleistung - und nutzen das Geld bislang eigentlich nur für die Reinigung.

SPIEGEL ONLINE: Ist das nicht total unhygienisch: verschwitzte Menschen neben frischer Ware?

Koch: Wir versuchen mittags eine Kühlzelle für eine gute halbe Stunde freizuhalten. Da sind normalerweise Molkereiprodukte und Obst und Gemüse drin. In der Pausenzeit kommen mehr Menschen, die das Angebot nutzen. Das sind vor allem Leute, die im umliegenden Gewerbegebiet arbeiten und sich denken: "Jetzt kühlen wir uns mal richtig durch." Die Waren kommen dann woanders hin.

Zur Person
Foto: EDEKA / LARS KOCH

Lars Koch ist Kaufmann im Einzelhandel und Handelsfachwirt. Seit 1999 leitet er als Inhaber den Edeka Lars Koch in Friedberg (Hessen).

SPIEGEL ONLINE: Und was sagt das Gesundheitsamt dazu?

Koch: Deswegen machen wir die Zelle ja extra frei und desinfizieren davor und danach. Da kann man schnell mit der Putzmaschine durch, desinfiziert die Wände, und dann ist das in fünf bis sieben Minuten erledigt.

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