Hotline-Abzocke Firmen parken Kunden minutenlang in Warteschleifen

Die Debatte um lange Wartezeiten in Telefonhotlines war hitzig, doch genützt hat sie bislang offenbar wenig: Einer neuen Erhebung zufolge hängen Verbraucher bei einigen Unternehmen noch immer minutenlang in der Warteschleife - vor allem Billigflieger fielen negativ auf.
Headset: Debatte um lange Hotline-Wartezeiten

Headset: Debatte um lange Hotline-Wartezeiten

Foto: A3250 Oliver Berg/ dpa

Saarbrücken - Seit Monaten diskutieren Regierung und Opposition darüber, wie man Verbraucher besser vor langen Wartezeiten in Telefon-Warteschleifen schützen kann. Ilse Aigner (CSU) sprach sich unlängst für eine Art Abzocke-Verbot aus. Doch genützt hat das offenbar wenig: Wie die "Saarbrücker Zeitung" unter Berufung auf eine neue Erhebung der Grünen-Bundestagsfraktion berichtet, haben nur wenige Konzerne verbraucherfreundlich auf die Debatte über die teuren Hotlines reagiert.

Demnach wurden von den Grünen erneut 40 namhafte Unternehmen mit einer 0180-Servicenummer für 14 Cent pro Minute getestet. Insgesamt 700 Testanrufe wurden durchgeführt. Bei 45 Prozent der Firmen hingen die Testanrufer mehr als eineinhalb Minuten in der Warteschleife. Spitzenreiter waren laut Erhebung debitel und Alice mit Wartezeiten von drei bis sechs Minuten. Bei der DAK, Miele und der Telekom dauerte indes eine Verbindung mit einem Berater nur wenige Sekunden.

Zunächst hatten die Grünen auch Kabel Deutschland unter den negativ getesteten Unternehmen genannt. Später hat die Bundestagsfraktion die Angaben korrigiert und mitgeteilt, dass Servicenummern von Kabel Deutschland nicht dabei waren. Eine Unternehmenssprecherin teilte mit, man biete den Kunden bei sämtlichen technischen Fragen eine kostenlos Hotline an: "Die in dem Test genutzte 0180-Telefonnummer gehört einem Gerätehersteller von WLAN-Routern und wurde Kabel Deutschland versehentlich zugewiesen."

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bärbel Höhn sagte: "Lange Warteschleifen scheinen bei vielen Unternehmen zum Geschäftsmodell zu gehören." Bei den deutlich teureren 0900-Nummern mit Minutenpreisen bis zu drei Euro seien neben einigen Handy-Vertrags-Anbietern erneut Billigflieger wie RyanAir und EasyJet negativ aufgefallen. Die besonders schwarzen Schafe der ersten Erhebung vom Dezember (1&1, O2) hätten hingegen ihre teuren Hotlines inzwischen umgestellt.

Am Donnerstag wird der Bundestag über einen Antrag zu einer gesetzlichen Regelung von kostenfreien Warteschleifen abstimmen.

Anmerkung der Redaktion: In einer älteren Version dieses Textes hieß es, dass auch Kabel Deutschland unter den negativ getesteten Unternehmen sei. Mittlerweile haben die Grünen ihre Angaben korrigiert.

ssu/ddp

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten