Verbraucherpreise
Inflation 2020 im Schnitt bei gerade mal 0,5 Prozent
Die abgesenkte Mehrwertsteuer hat die Preise 2020 gedrückt. Im Schnitt schätzt die amtliche Statistik die Teuerung auf 0,5 Prozent. Im Dezember war die Inflationsrate sogar negativ.
Es ist der niedrigste Stand seit 2016: Der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland hat sich im Corona-Krisenjahr 2020 deutlich verlangsamt. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamts lag die Inflationsrate im Jahresschnitt bei 0,5 Prozent. Im Jahresschnitt 2019 waren es noch 1,4 Prozent.
Eine Rate von 0,5 Prozent war zuletzt 2016 gemessen worden. Insbesondere stark gefallene Energiepreise und die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung dämpften die Teuerung 2020. Für die niedrigen Energiepreise war vor allem der globale Rückgang der Wirtschaftsleistung aufgrund der Coronakrise verantwortlich, in deren Folge der Rohölpreis einbrach.
Im Dezember lagen die Verbraucherpreise den vorläufigen Daten zufolge um 0,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Gegenüber November stiegen sie um 0,5 Prozent. Schon in den Vormonaten war eine Jahresinflationsrate unter der Nullmarke gemessen worden. Energie verbilligte sich im Dezember im Vergleich zum Vorjahr um 6,0 Prozent. Für Nahrungsmittel mussten Verbraucher allerdings mehr bezahlen als ein Jahr zuvor, sie verteuerten sich um 0,5 Prozent.
Die amtlichen Statistiker wiesen darauf hin, dass die Coronakrise auch im Dezember 2020 zu Schwierigkeiten bei der Preiserhebung geführt habe, da einige Güter am Markt nicht verfügbar gewesen seien. Die Qualität der vorläufigen Gesamtergebnisse sei aber gewährleistet, teilte das Bundesamt mit.
Ökonomen rechnen angesichts der Rückkehr der Mehrwertsteuer zum alten Niveau und der seit Jahresbeginn geltenden CO₂-Abgabe damit, dass die Teuerung wieder anzieht. Beides zusammen dürfte die Inflationsrate Anfang 2021 auf rund eineinhalb Prozent heben, erwarten etwa die Experten der Commerzbank.
Sinkende oder gar negative Inflationsraten sind in der Regel ein Alarmsignal für Währungshüter. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Euroraum mit seinen 19 Staaten mittelfristig eine jährliche Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent an. Denn sind Preise dauerhaft niedrig oder sinken auf breiter Front, könnte dies Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben – im Glauben, dass es womöglich ja bald noch billiger wird. Diese abwartende Haltung kann die Konjunktur ausbremsen. Die angestrebte Rate hat die EZB trotz Nullzinspolitik und Geldschwemme seit langer Zeit nicht mehr nachhaltig erreicht.