Inflation auf Rekordhoch Lebensmittelkosten steigen kräftig

Einkaufswagen: Edeka hat ein Interesse, die Warnungen zu verbreiten
Foto: Julian Stratenschulte/ dpaHamburg - Zweieinhalb Jahre sind die Lebensmittelpreise nur gemächlich gestiegen. Doch nun müssen sich die Deutschen offenbar auf deutlich höhere Kosten für Essen und Trinken einstellen. Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka prophezeit eine Verteuerung "von zumindest zwei Prozent, vielleicht noch etwas darüber".
Für eine vierköpfige Familie mit monatlichen Lebensmittelausgaben von 500 Euro würde das bedeuten: Bei zwei Prozent höheren Preisen müsste die Familie für die gleichen Lebensmittel zehn Euro zusätzlich im Monat ausgeben.
Insgesamt stiegen die Verbraucherpreise im April um 2,4 Prozent. Das ist die höchste Rate seit Oktober 2008. Im März hatte die Jahresteuerung noch bei 2,1 Prozent gelegen. Preistreiber waren laut Statistischem Bundesamt vor allem Sprit und Heizöl.
Doch der Preisanstieg bei Lebensmitteln kommt. Edeka spüre "eine substantielle Inflation" in seinem Sortiment, sagte Konzernvorstand Gert Schambach bei der Vorstellung der Bilanz. "Es wird eine Teuerung geben, gar keine Frage", sagte Schambach. Klar ist dabei jedoch auch: Der Konzern hat durchaus ein Interesse, solche Informationen zu verbreiten. Immerhin kann das Unternehmen so mit dem Verweis auf die Rekordinflation leichter die eigenen Preise erhöhen.
Die Supermarktkette erklärt aber auch, dass man bereits erste Reaktionen der Kunden spüre: Das Umsatzwachstum komme derzeit vor allem von den Eigenmarken, die üblicherweise billiger sind als die Markenprodukte. "Außerdem läuft heute viel über Sonderangebote", sagte Schambach. Allerdings legten die vergleichsweise teuren Edeka-Märkte 2010 bei Umsatz und Gewinn noch einmal zu.
Edeka und die dazugehörige Discountkette Netto steigerten 2010 den Umsatz um 3,4 Prozent auf 43,5 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr peilt die Supermarktkette ein Wachstum von drei Prozent an.
Discounter erhöhen Preise um bis zu 50 Prozent
Deutschlands Discounter hatten bereits im Februar begonnen, die Preise für Lebensmitteln anzuheben. Statt groß annoncierter Preissenkungen setzten Aldi, Lidl und Co. klammheimlich Preiserhöhungen durch.
"Seit Oktober haben die Discounter für viele wichtige Grundnahrungsmittel die Preise erhöht", sagt der Discountexperte des Marktforschungsinstituts Planet Retail, Matthias Queck. "Das fing mit Käse und Brot an. Später kamen Apfelsaft, Frühstücksflocken, Kaffee und anderes hinzu. Im Einzelfall ging das bis zu einem Aufschlag von 50 Prozent."
Nach einer Auswertung der "Lebensmittel Zeitung" hatte Aldi Nord von November bis Januar nur bei 17 Produkten die Preise gesenkt, gleichzeitig aber bei 77 anderen die Preise erhöht. Bei Aldi Süd ging es demnach 95-mal rauf und 25-mal runter.
Nicht anders war es bei den Konkurrenten Lidl und Netto. Die Auswertung stützt sich auf Daten des Informationsdienstes Preiszeiger. Die Discounter selbst wollen zu Preiserhöhungen nicht Stellung nehmen.