Teuerung in Deutschland Inflation im Februar höher als erwartet

Wochenmarkt in Berlin: Das Preisniveau war auch zum Jahresbeginn sehr hoch
Foto: Steffi Loos / Getty ImagesIm Februar ist der Rückgang der Inflation in Deutschland ausgeblieben. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich wie schon im Januar um durchschnittlich 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt nach seiner ersten Schätzung mitteilte. Allein von Januar auf Februar stiegen die Preise um 0,8 Prozent.
Inflationstreiber blieben Energie und Nahrungsmittel: Energie kostete im Februar 19,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Damit verlangsamte sich die Teuerung: Im Januar lagen die Preise noch 23,1 Prozent über dem Vorjahreswert. Nahrungsmittel verteuerten sich dagegen mit 21,8 Prozent stärker als zuletzt mit 20,2 Prozent. Dienstleistungen kosteten im Schnitt 4,7 Prozent mehr als im Februar 2022.
In einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters hatten Ökonomen vorab für Februar einen Rückgang auf der Teuerungsrate auf 8,5 Prozent vorausgesagt – nun liegt sie voraussichtlich höher als erwartet. Spätestens im kommenden Monat rechnen Experten aber mit einer Wende. »Da ab März der explosionsartige Anstieg der Energie- und Nahrungsmittelpreise nach Kriegsbeginn im späten Februar 2022 aus dem Vorjahresvergleich herausfällt, dürfte die Inflationsrate insgesamt ab März spürbar zurückgehen«, sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding.
Zwar stiegen in etlichen Bundesländern die Kosten für Kraftstoffe und leichtes Heizöl im Februar nicht mehr ganz so stark. »Diese erfreulichen Nachrichten werden aber mehr als ausgeglichen durch höhere Preise in anderen Bereichen«, sagte Schmieding. So dürfte die zunehmende Reiselust der Bürger dazu beigetragen haben, dass Pauschalreisen im Februar etwa in Nordrhein-Westfalen 8,1 Prozent mehr kosten als im Vorjahr nach einer Rate von 6,2 Prozent im Januar. Für Übernachtungen in Hotels sowie für das Essen in Gaststätten mussten die Bürger ebenfalls deutlich mehr ausgeben. »Hohe Heizkosten, teure Lebensmittel und der Mangel an Kellnern und anderem Personal machen sich hier wohl bemerkbar«, sagte Schmieding.
Auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, verweist auf die Teuerung in anderen Bereichen: »Es ist beunruhigend, dass die Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel nach unserer Schätzung im Februar weiter von 5,6 auf 5,8 Prozent gestiegen ist. Die unterliegende Teuerung ist viel zu hoch.« Die Inflation sei noch lange nicht besiegt, so Krämer. Die aktuellen Inflationsdaten seien ein Warnsignal an die EZB, die Leitzinsen weiter kräftig anzuheben.
Für ein Abflauen der Inflation spricht auch eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts. Demnach wollen deutlich weniger deutsche Unternehmen in den kommenden drei Monaten ihre Preise erhöhen. Das Barometer für die Preiserwartungen in der Gesamtwirtschaft sank im Februar auf 29,1 Punkte, nach 35,2 Zählern im Januar. Das war bereits der fünfte Rückgang in Folge. »Die Unternehmen haben einen Großteil der gestiegenen Kosten bereits an ihre Kunden weitergegeben, gleichzeitig lässt die Nachfrage in nahezu allen Wirtschaftsbereichen nach«, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Damit dürfte der Inflationsdruck in den kommenden Monaten abnehmen, so der Experte.