Verbraucherpreise in Euro-Zone
Inflation fällt auf tiefsten Stand seit 2009
In der Euro-Zone wächst die Sorge vor einer Deflation. Die Verbraucherpreise sind im März nur um 0,5 Prozent gestiegen - so niedrig war die Inflation seit Jahren nicht. Muss die Europäische Zentralbank die Zinsen noch weiter senken?
Gemüsemarkt in Athen: Preisauftrieb bei Lebensmitteln abgeschwächt
Foto: ? Pascal Rossignol / Reuters/ REUTERS
Brüssel/Luxemburg/Frankfurt am Main - In der Euro-Zone steigen die Verbraucherpreise nur noch minimal. Produkte des täglichen Bedarfs kosteten in den 18 Staaten des Währungsraums im März durchschnittlich 0,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, teilte die Statistikbehörde Eurostat mit. Damit liegt die Inflationsrate so niedrig wie seit November 2009 nicht mehr. Damals steckte die Weltwirtschaft in der schwersten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg.
Der niedrige Preisauftrieb schürt die Sorgen vor einer gefährlichen Deflation. Im Februar lag die Inflationsrate noch um 0,2 Prozentpunkte höher, nun hat sie sich noch weiter von der Zielmarke der Europäische Zentralbank (EZB) entfernt. Die Notenbank strebt eine Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent an. Bereits am Freitag war bekanntgeworden, dass Spanien in die Deflation gerutscht ist.
Eine solche deflationäre Spirale kann die Wirtschaft lähmen, wenn Verbraucher und Firmen sinkende Preise erwarten und Entscheidungen über Investitionen oder den Kauf von Konsumgütern aufschieben. Allerdings ist etwa in Deutschland die Bereitschaft, sich auch größere Anschaffungen zu gönnen, sehr hoch - obwohl auch in der Bundesrepublik die Inflationsrate auf ein Mehrjahrestief gesunken ist.
Energie um 2,1 Prozent billiger
Mit der Deflationsgefahr wird sich am Donnerstag auch der EZB-Rat auf seiner Zinssitzung befassen. Eine Maßnahme gegen eine drohende Deflation ist die Senkung des Leitzinses. Doch seit vergangenem November befindet sich der Leitzins ohnehin mit 0,25 Prozent auf einem Rekordtief. Und EZB-Chef Mario Draghi sieht den Euro-Raum zwar vor einer längeren Phase niedriger Inflation, befürchtet jedoch keinen Preisverfall auf breiter Front.
Konkret sorgten im März vor allem die mit im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent gesunkenen Energiekosten für die niedrige Inflationsrate. Doch auch die sogenannte Kernrate, die schwankungsanfällige Komponenten wie Energie ausklammert, fiel auf 0,8 Prozent. So schwächte sich der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak weiter ab. Auch industrielle Güter und Dienstleistungen verteuerten sich weniger stark als im Vormonat.