Kräftiger Sprung Inflation steigt im August auf knapp unter acht Prozent

Die Verbraucherpreise in Deutschland ziehen weiter an, die Teuerung liegt im laufenden Monat laut ersten Schätzungen bei 7,9 Prozent. Ökonomen rechnen auch für die kommenden Monate mit einer steigenden Inflation.
Einkauf im Supermarkt: 16,6 Prozent teurer als im August 2021

Einkauf im Supermarkt: 16,6 Prozent teurer als im August 2021

Foto: Martin Wagner / IMAGO

Die anziehenden Preise in Deutschland treiben die Inflation nahe an die Marke von acht Prozent. Waren und Dienstleistungen waren im August durchschnittlich 7,9 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Insbesondere hohe Energie- und Lebensmittelpreise sorgten für Teuerung. Zuvor war die Inflation dank Tankrabatt und 9-Euro-Ticket zwei Monate in Folge abgeflaut – auf 7,5 Prozent im Juli. Die Entlastungsmaßnahmen laufen an diesem Mittwoch aus. Das dürfte für einen neuen Preisschub sorgen.

Bereits im Mai hatten sich Waren und Dienstleistungen mit 7,9 Prozent so stark verteuert wie seit den frühen Siebzigerjahren nicht mehr. Nach dem Auslaufen der Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung erwarten Fachleute im Herbst Teuerungsraten von rund neun Prozent oder sogar mehr.

Sozialverbände mahnen schnelle Unterstützung an

Höhere Raten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil sich diese für einen Euro dann weniger leisten können. Viele Haushalte schränken Umfragen zufolge ihren Konsum wegen der Preise bereits ein.

Sozialverbände drängen die Politik, Menschen mit wenig Geld angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten schnell zu helfen. »Die Menschen brauchen Geld, damit am Ende des Monats der Einkaufskorb nicht leer und die Wohnung nicht kalt bleibt«, sagte SoVD-Präsident Adolf Bauer den Zeitungen der Funke Mediengruppe. »Und sie brauchen die Sicherheit, dass ihnen wegen Lieferengpässen oder fehlender Zahlungsmöglichkeiten nicht der Strom oder das Gas abgedreht wird.«

Awo-Präsident Michael Groß ergänzte: »Menschen im Grundsicherungsbezug sowie mit unteren und mittleren Einkommen sind jetzt von steigenden Energiepreisen und der Inflation betroffen und in ihrer Existenz bedroht und nicht erst im nächsten Jahr.«

»Ouvertüre zu einem ›heißen Inflationsherbst‹«

Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg sprach unterdessen von einer »Ouvertüre zu einem ›heißen Inflationsherbst‹«. Er verwies auch auf die für Oktober geplante Gasumlage. Dieser Effekt werde zwar durch die avisierte Mehrwertsteuersenkung abgemildert, gleichwohl sei ein weiterer Anstieg zu befürchten. Bei der europäischen Berechnungsweise sei sogar eine zweistellige Rate möglich.

»Für zusätzlichen Auftrieb sorgen in den nächsten Monaten die Anhebung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns und die Abwertung des Euro«, hatte jüngst zudem die Bundesbank gewarnt.

Größter Preistreiber ist seit längerem Energie. Sie verteuerte sich im August mit 35,6 Prozent etwa so stark wie im Juli. Nahrungsmittel kosteten 16,6 Prozent mehr als im August 2021. Für Dienstleistungen mussten 2,2 (Juli: +2,0) Prozent mehr bezahlt werden.

Für einen anhaltend hohen Preisdruck spricht auch die aktuelle Umfrage des Ifo-Instituts unter 9000 Firmen. »Immer noch knapp jedes zweite Unternehmen will in den kommenden drei Monaten die Preise erhöhen«, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. »Preiserhöhungen bleiben damit auf der Agenda.«

Um der Inflation etwas entgegenzusetzen, sagte der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer: »Hoffentlich ringt sich die Europäische Zentralbank auf ihrer Sitzung nächste Woche zu einem großen Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten durch.« Ankündigungen müssten jetzt Taten folgen.

apr/dpa/Reuters/AFP
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