Berlin - Pudding, Schokolade, Fruchtgummi: Auf Lebensmittelpackungen wimmelt es nur so von Prozentangaben. Mal geht es um den Zuckeranteil, mal um Fett oder Kakao. Doch oft sind die Angaben absolut irreführend. Das kritisiert die Verbraucherorganisation Foodwatch.
Als Beispiel nennt Foodwatch den Schokopudding "Pur Choc" von Dr. Oetker: Der Pudding werde mit dem Versprechen "75 Prozent Kakao in der Schokolade" beworben - er enthält aber nur einen Schokoladenanteil von 2,5 Prozent. Damit stecken in einem Becher nur 1,875 Prozent Kakao, wie Foodwatch vorrechnet.
Auch andere Hersteller wie Campina oder Ehrmann werben mit besonders schokoladigen Schokopuddings, die meistens aber statt Schokolade nur Kakaopulver enthielten.
Bei Dr. Oetker aber ist man sich keiner Schuld bewusst - und liefert eine besonders ausgefallene Begründung für diese Praxis: Man sehe sich im Wettbewerb gefährdet, wenn zu viele Informationen auf der Packung preisgegeben würden. Genaue Angaben zur Zusammensetzung ließen nämlich Rückschlüsse auf die geheime Rezeptur des Puddings zu, sagte eine Sprecherin SPIEGEL ONLINE. Dr. Oetker wolle niemanden täuschen, außerdem halte man sich an geltendes Recht.
Ebenfalls in die Irre geführt werden die Verbraucher laut Foodwatch von Haribo. Dessen Fruchtgummi "Fruity Bussi" wird mit "35 Prozent Frucht in der Füllung" beworben. Doch die Füllung macht nur 12,3 Prozent der gesamten Süßigkeit aus, kritisiert die Organisation. Haribo kann die Kritik nicht nachvollziehen. Unabhängig davon werde der kritisierte Aufkleber sowieso nicht mehr verwendet.
Ist "edelbitter" wirklich edel?
Ein weiterer beliebter Trick: Die Hersteller betonen den geringen Fettanteil eines Produkts - und verschweigen gleichzeitig den hohen Zuckergehalt.
Beim Pur Choc von Dr. Oetker bemängelte Foodwatch zudem die Angabe, bei der Schokolade handele es sich um echte Herkunftsschokolade aus Tansania. Der Begriff sei nicht gesetzlich geregelt und bezeichne Schokoladen, für die nur Kakao aus einem Anbauland oder einer Region verwendet werden. Das bedeute nicht zwangsläufig eine höhere Qualität, erklärte die Verbraucherorganisation. Das Adjektiv "edelbitter" lege zudem nahe, der Pudding enthalte Schokolade aus teuren Edelkakaobohnen. Dr. Oetker verstehe darunter aber lediglich einen Qualitätshinweis wie "fein" oder "dunkel".
Foodwatch wendet sich mit der Kampagne abgespeist.de gegen irreführende Werbepraktiken von Lebensmittelherstellern. Dazu stellt die Organisation auf ihrer Internetseite regelmäßig Produkte vor, die nach ihren Angaben nicht halten, was sie versprechen.
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Ein Becher purer Schokolade, 75 Prozent davon seien echter Tansania-Kakao - so stellt Dr.Oetker seinen Pudding dar. Doch bei genauerem Hinsehen entdeckt man, dass der Pudding nur zu zwei Prozent aus Schokolade besteht.
Der eigentliche Kakaoanteil ist also verschwindend klein, beklagen die Verbraucherschützer von Foodwatch. Dr. Oetker hält dagegen: "Ein Pudding mit 75 Prozent Kakao wäre ungenießbar. Er würde sich im Mund staubig und trocken anfühlen."
Irreführende Prozentangaben hat Foodwatch auch auf dem Etikett von Haribo-Fruchtgummis entdeckt.
Hier werde beim angegebenen Fruchtanteil absichtlich gemogelt. Bei Haribo ist man sich jedoch keiner Schuld bewusst - schließlich sei deutlich zu lesen, wie die Angaben zu verstehen sind.
Ein beliebter Trick sind Verhältnisangaben, wie auf diesen Kartoffelchips: "30 Prozent weniger Fett". Wenn aber die Bezugsgröße für solche Prozentangaben bereits sehr hoch ist,...
...bringt auch eine Absenkung um 30 Prozent nichts: Zu viel Fett ist immer noch ungesund. Hersteller Lorenz sagt dazu: "Ein noch niedrigerer Fettanteil wäre zwar technisch machbar, entspricht aber (noch) nicht den Wünschen unserer Verbraucher."
Ebenfalls häufig im Supermarkt zu finden: Niedrige Angaben des Fettgehaltes. Der kann aber auch dazu dienen, von ungesunden Werten abzulenken,...
...wie zum Beispiel einem hohen Zuckergehalt. Eine Sprecherin des Milchkonzerns Müller sieht darin kein Problem: "Schließlich ist das Produkt nicht als diätisches Lebensmittel gekennzeichnet."
Besonders bei Kindernahrung sollten Eltern im Supermarkt genau hinsehen, empfehlen Verbraucherschützer. "Weniger Zucker" klingt zwar gut, 125 Gramm Zucker in einer Packung seien aber immer noch zu viel, kritisieren die Verbraucherschützer.
Hersteller Kellogg's geht gegenüber SPIEGEL ONLINE in die Offensive und bezeichnet die Kritik von Foodwatch als "unseriös". Das Unternehmen hält seine süßen Flakes vielmehr für die "gesündere Alternative als das übliche Frühstück eines Butterbrots mit Marmelade".