Keine 25.000 Dosen pro Tag AstraZeneca-Impfstoff wird zum Ladenhüter

Das Impfen in Deutschland geht nur langsam voran. Wegen kritischer Vorbehalte gegen den AstraZeneca-Impfstoff bleibt die Vakzine liegen – und das, obwohl am Wochenende erneut 650.000 Dosen erwartet werden.
AstraZeneca-Impfstoff: verfügbar, aber nicht beliebt

AstraZeneca-Impfstoff: verfügbar, aber nicht beliebt

Foto: Cecilia Fabiano / AP

Der AstraZeneca-Impfstoff entpuppt sich in Deutschland immer mehr als Ladenhüter. Wie aus dem neuen Impfmonitoring des Robert Koch-Institutes hervorgeht, wurden bis einschließlich Montag dieser Woche von mehr als 1,4 Millionen bereits gelieferten Dosen dieser Vakzine lediglich 211.886 Dosen verimpft.

An diesem Montag fanden nach SPIEGEL-Berechnungen sogar nur 24.866 Dosen AstraZeneca den Weg in die Oberarme von Impfkandidaten.

In diesem Tempo würde es rund sieben Wochen dauern, die Restbestände von mehr als ungenutzten 1,2 Millionen Dosen des AstraZeneca-Präparats abzubauen. Am Wochenende erwartet Deutschland aber laut einer Aufstellung des Bundesgesundheitsministeriums schon wieder eine neue AstraZeneca-Lieferung von 650.000 Dosen.

Während hierzulande Tausende Menschen ihre AstraZeneca-Impftermine schwänzen oder sich gar nicht erst anmelden, hat Großbritannien bereits mehrere Millionen Bürger mit diesem Stoff geimpft.

Erste Ergebnisse deuten auf eine hohe Wirksamkeit hin. In Schottland zeigen neue Analysen von Universitäten und der Gesundheitsbehörde, dass schon die erste von zwei Impfungen mit dem AstraZeneca-Präparat nach vier Wochen das Risiko einer Krankenhauseinweisung wegen Covid-19 um bis zu 94 Prozent reduziert. Beim Biontech-Impfstoff waren es 85 Prozent.

Um den ungeliebten AstraZeneca-Impfstoff in Deutschland zu nutzen, haben Bund und Länder beschlossen, Beschäftigte in Grundschulen und Kitas schneller zu impfen als ursprünglich geplant. Diese Menschen werden dafür in der Impfreihenfolge vorgezogen.

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, prangerte dies prompt an. Der Medizinethikerin mache die Veränderung der Priorisierung zugunsten der Lehrer und Erzieher »Bauchschmerzen«, sagte Buyx im Deutschlandfunk. Es gebe »viele andere Gruppen, bei denen einfach die Risiken wirklich höher sind.« Wenn AstraZeneca jetzt aber wirklich nicht angenommen werde, »dann muss man darüber schon nachdenken, was man dann tut.«

clh
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