Kinderschutzbund über Lieferprobleme »Armutszeugnis, dass jetzt nicht einmal genug Medikamente vorhanden sind«

Vor allem die Jüngsten leiden derzeit unter Medikamentenengpässen und vollen Kliniken. Kinderschützer fordern die Regierung auf, so schnell wie möglich zu handeln – und rechnen mit der Profitgier im Gesundheitssystem ab.
Fiebersaft für Kinder ist seit Wochen knapp (Symbolbild)

Fiebersaft für Kinder ist seit Wochen knapp (Symbolbild)

Foto: Anna Bizon / EyeEm / Getty Images

Angesichts von Lieferproblemen bei Medikamenten für Kleinkinder hat der Kinderschutzbund scharfe Kritik an der Politik geübt. »Es ist ein Armutszeugnis für die Politik, dass jetzt nicht einmal genug Medikamente und fiebersenkende Mittel für die Kinder vorhanden sind«, sagte Verbandspräsident Heinz Hilgers der »Stuttgarter Zeitung« und den »Stuttgarter Nachrichten«. Hilgers verlangte: »Die Bundesregierung muss jetzt so schnell wie möglich handeln und Medikamente beschaffen. Und sie muss dringend die Weichen dafür stellen, dass sich eine solche Situation möglichst nie mehr wiederholt.«

Zuletzt gab es Lieferschwierigkeiten bei Kindermedikamenten wie Fieber- und Hustensäften. Auch Mittel für Erwachsene sind betroffen, etwa Krebsmedikamente und Antibiotika. Um Problemen gegenzusteuern, hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für die kommende Woche einen Gesetzentwurf angekündigt.

Kinder seien die am schwersten getroffenen Opfer der Ökonomisierung des Gesundheitssystems, sagte Hilgers weiter. Grundsätzlich zeige sich jetzt: »Die Ideologie, dass der Markt schon alles regelt – auch wenn es um die Gesundheit unserer Kinder geht – ist falsch.« Er forderte zudem mehr Kapazitäten in den Kinderkrankenhäusern. »Wenn wir die Feuerwehr nur bezahlen würden, wenn es brennt, gäbe es keinen vernünftigen Brandschutz mehr.«

Auch der Intensivmediziner und Regierungsberater Christian Karagiannidis hatte sich besorgt über die Lage in den vollen Kliniken geäußert. »Der Krankenstand in der Gesellschaft ist aktuell extrem hoch, so etwas habe ich noch nicht erlebt«, sagte Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin der »Rheinischen Post«. Er plädierte dafür, dass der Staat in Kooperation mit hiesigen Pharmaherstellern bestimmte Medikamente auf Vorrat produzieren lässt, damit diese immer in ausreichenden Mengen verfügbar sind. »Ich finde es bedenklich für ein Land wie Deutschland, dass wir seit langer Zeit immer wieder mit solchen Engpässen zu kämpfen haben und sich dieser Mangel wegen der vielen Infekte in diesem Jahr besonders verschärft hat«, sagte Karagiannidis.

kry/dpa
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