
Geldanlage: Die wichtigsten Megatrends
Klimawandel und Co. Wie Investoren globale Megatrends versilbern
Hamburg - "Es ist höchste Zeit zur Krisenvorsorge", sagt Gerhard Spannbauer. Der Buchautor und selbsternannte Experte für Krisenvorsorge ist überzeugt: "Es droht ein Systemcrash." Unter www.krisenvorsorge.com gibt er Anlegern Tipps für den Totalausfall. Ein Acker und ein paar Säcke Mehl im Keller sind demnach eine gute Investition - und eine Waffe, um sie zu verteidigen. "Und kaufen Sie Gold und Silber."
Spannbauer mag übertreiben, "aber Anleger sind nicht rational. Sie halten Gold ebenfalls für eine Krisenwährung", sagt Volkswirt Josef Käsmeier von Merck Finck & Co. (MF). Käsmeier ist der geistige Vater und Ideengeber des Universal Megatrend MF. Ganz so pessimistisch wie Spannbauer ist er zwar nicht, dennoch schimmern 25 Prozent des Portfolios in sattem Gelb. "Gold ist Teil des Megatrends Rohstoffe. Die Investmentidee kam vor rund vier Jahren aus dem Thema Staatsverschuldung", erklärt Käsmeier.
Der hohe Goldgehalt unterscheidet den Universal-Fonds deutlich von seiner Konkurrenz. Kein anderer Megatrend-Manager investiert so massiv in das Edelmetall. Käsmeier indes hält die Beliebtheit von Gold auch deshalb für einen langfristigen Trend, "weil inzwischen immer mehr Inder und Chinesen eine Vermögensstruktur haben, die sie Gold nachfragen lässt".
So geht ein Trend in den nächsten über. Und hier sind sich alle einig: Die immer größer werdende Mittelschicht in den Schwellenländern - allen voran in China und Indien - ist ein Megatrend. Er bewirkt eine lang anhaltende Veränderung in Wirtschaft und Gesellschaft. Der demografische Wandel ist sozusagen der Ur-Trend. Aus ihm ergeben sich die Themen, die die Welt bewegen.
Die Fakten sind simpel: Rund 80 Millionen Menschen kommen jedes Jahr auf die Welt. Nach Berechnungen der Vereinten Nationen wird die Bevölkerung bis 2025 von derzeit 6,9 Milliarden auf über acht Milliarden Menschen wachsen. 97 Prozent dieses Wachstums wird in den Schwellenländern stattfinden. Dort wächst auch die Mittelschicht rasant.
Die neue Mitte hat Hunger auf Fleisch
Immer mehr Menschen ziehen vom Land in die Stadt. Und trotz der vielen Neuankömmlinge wird es 2050 doppelt so viele über 65-Jährige auf der Welt geben wie heute. Die wachsende Weltbevölkerung braucht Häuser, Strom und Straßen. Der Müll muss entsorgt, Krankenhäuser und Schulen müssen gebaut und Telekommunikationsnetze verlegt werden.
Wachstum und Wohlstand sind nur möglich, wenn die Infrastruktur mithält. Während die Schwellenländer diese vor allem ausbauen, müssen die Industriestaaten sie erneuern. Ausbau und Erneuerung der Infrastruktur (siehe Kasten links) ist darum ein anderer Megatrend, den die Fondsmanager ausgemacht haben.
Daraus folgt noch ein weiterer: Die Verknappung der Rohstoffe. Für den Ausbau der Welt braucht man Baumaterial. Einer der wichtigsten Schmierstoffe des Wachstums bleibt Öl. Es liefert Benzin und Strom. Seit 2000 ist die Nachfrage allein in China um 60 Prozent und in Indien um 40 Prozent gestiegen. Schon in 30 Jahren könnten die aktuellen Reserven daher aufgebraucht sein. "Zu erneuerbaren Energien gibt es darum keine Alternative", sagt Didier Boublil, Manager des Axa IM Comfort Megatrends 90. Und zum Energiesparen auch nicht. Strom aus Sonne, Wind und Wasser sowie Energieeffizienz sind darum ebenfalls Megatrends.
Die wachsende Mittelschicht mit ihrem sich ändernden Konsumbewusstsein gibt zudem den Agrarrohstoffen Rückenwind (siehe Kasten links). Mit steigendem Einkommen nimmt auch der Pro-Kopf-Konsum von Proteinen und Pflanzenöl zu. Die neue Mittelschicht in China und Indien will Fleisch und Milchprodukte essen, Kaffee trinken und Auto fahren.
"Wenn der Verbrauch an natürlichen Ressourcen so weitergeht, brauchen wir bereits 2035 zwei Planeten, um den weltweiten Bedarf an Nahrung, Energie und Fläche zu decken", sagt Christoph Heinrich vom World Wide Fund for Nature (WWF). Nachhaltigkeit, also ökologisch und sozial korrektes Verhalten, wird darum auch für den wirtschaftlichen Erfolg immer wichtiger und ist ebenfalls einer der Megatrends.
Aktienfonds haben die beste Performance
Und weil die Gesellschaft immer älter wird, werden Rentner zu den Mega-Trendsettern Menschen über 65 Jahre benötigen im Schnitt viermal so viele Medikamente wie Jüngere. Die Nachfrage nach medizinischen Dienstleistungen und somit die Gesundheitsausgaben werden deutlich steigen. "Zudem werden neue Behandlungsmethoden notwendig, die zunehmend spezialisierte Bio- und Medizintechnologie-Firmen entwickeln", erklärt Birgit Ebner, Managerin des Postbank Megatrend.
Über diese grundlegenden Trends sind sich alle Fondsmanager einig. Doch wie schon das Thema Gold zeigt, ist die Umsetzung und Gewichtung sehr unterschiedlich. Vor dem Einstieg ist darum ein Blick ins Portfolio Pflicht.
Eine ungewöhnliche, aber sehr erfolgreiche Strategie fährt der Pictet Global Megatrend Selection: Fondsmanager Hans Peter Portner gewichtet alle Trends gleich. Derzeit sind es neun, die jeweils elf Prozent des Portfolios ausmachen. Jeden Monat werden die Gewichtungen wieder auf Linie gebracht. Zu jedem der Trends gibt es einen hauseigenen Themenfonds.
Doch anstatt daraus einen Dachfonds zu bauen, darf sich Portner aus den jeweiligen Portfolios bedienen. Dadurch hat er mit Abstand das am breitesten gestreute Portfolio unter den Megatrend-Fonds. Das Konzept scheint aufzugehen, auch wenn der im November 2008 aufgelegte Fonds noch keine lange Historie hat. Über ein Jahr liegt er mit einem Plus von 22,7 Prozent an der Spitze der Kategorie. Und längerfristige Analysen zeigen, dass er auch langfristig gut im Rennen liegt.
Unterschiede gibt es aber nicht nur bei der Gewichtung der einzelnen Themen, sondern auch bei der Wahl der Instrumente (siehe Tabelle): Von Aktien über Anleihen, Fonds, Zertifikate und börsennotierte Exchange Traded Funds (ETFs) ist alles dabei. Die beste Performance liefern dabei die Aktienfonds. Wer allerdings Angst vor der nächsten Krise hat, sollte lieber einen Fonds mit Verlustbegrenzung kaufen, den Axa IM Comfort Megatrends 90 oder den Deka Megatrends Garant 1. Das allerdings kostet Performance.