Die Hersteller sogenannter Kindermilch geraten unter Druck. Nachdem die Lebensmittelaufsicht schon vor Wochen Unterlassungsbescheide an zwei Hersteller verschickt hat, will die Behörde nun 13 weitere Produkte beanstanden. Die Getränke seien nicht so nützlich wie behauptet.
Hamburg - Viele spezielle Milchgetränke für Kleinkinder halten nicht, was sie versprechen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit prüfte insgesamt 15 solcher Getränke - und beanstandete alle. Das geht aus einem Bericht der Bundesregierung über das noch laufende Prüfverfahren hervor, wie am Freitag die Nachrichtenagentur AFP und die "Saarbrücker Zeitung" berichteten. Die Behörde kommt demnach zu dem Schluss, "dass die angezeigten Milchgetränke nicht den besonderen Ernährungsanforderungen von Kleinkindern entsprechen".
Nun sollen laut den aktuellen Berichten auch die übrigen Hersteller Unterlassungsbescheide erhalten. Die Getränke seien trotzdem sichere Lebensmittel - nur eben nicht für Kinder geeignet, hieß es in dem Bericht, den das Bundesverbraucherschutzministerium an den Ernährungsausschuss des Bundestages versandte.
Die mit Vitaminen angereicherten Produkte sind laut Verbraucherschützern keineswegs besser als Kuhmilch, aber bis zu viermal so teuer. Im Wesentlichen bestehen sie aus Pulver, das auf Basis von Magermilch mit Zutaten wie Maltodextrin als Füllstoff, pflanzlichem Öl, Zusatzstoffen und Aroma zusammengemischt würde. Einige Produkte würden zudem mit hohem Kalciumgehalt beworben, obwohl dieser um ein Drittel geringer sei als bei Kuhmilch.
Die betroffenen Hersteller haben die Möglichkeit, der Prüfung der Behörde zu widersprechen. Lehnt diese die Widersprüche ab, können die Unternehmen noch dagegen klagen.
Die stellvertretende Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Bärbel Höhn, kritisierte, die Prüfung der Behörde belege, dass es den "versprochenen zusätzlichen Gesundheitsnutzen" von Kleinkindermilch nicht gebe. "Kein Kind braucht Kindermilch", sagte sie der "Saarbrücker Zeitung". Die grüne Verbraucherexpertin Nicole Maisch warf den Herstellern in der Zeitung vor, Eltern doppelt in die Irre zu führen, "indem sie ihre Produkte als vermeintlich gesund und viel zu teuer vermarkten".