Bilanz der Lebensmittelkontrolleure Desinfektionsmittel in der Schlagsahne
Lebensmittelkontrolleure haben im vergangenen Jahr wieder etliche Missstände in der Lebensmittelbranche festgestellt. Einige eklige Dinge sind besonders häufig.
Symbolbild Sahne: 41 Prozent der Betriebe spülen ihre Sahnemaschinen nicht ordentlich
Foto: Karl-Josef Hildenbrand / DPAOb Krankheitserreger in Schweinehack oder gefälschter Oregano: Lebensmittelkontrolleure haben im vergangenen Jahr zahlreiche Verstöße aufgedeckt, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mitteilte. Das ist den Kontrolleuren besonders oft aufgefallen
In Eisdielen, Bäckereien oder anderen Lokalen werden oft Fehler bei der Reinigung und Desinfektion von Maschinen gemacht. In 41 Prozent der Betriebe hätten bei den vorgenommenen Kontrollen die Mitarbeiter nach der Desinfektion der Geräte das Nachspülen mit heißem Trinkwasser vergessen. »Die Gefahr besteht, dass sich in der Maschine noch Reste von Desinfektionsmittel befinden, die beim nächsten Betrieb in die Sahne übergehen können«, sagt Michael Kühne von der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz (LAV). Rund 1800 Lokale wurden kontrolliert.
Auch in Pangasius fanden die Untersuchungsämter im vergangenen Jahr häufig Rückstände von Desinfektionsmitteln. Bei jeder zehnten Fischprobe bestand demnach sogar eine akute Gesundheitsgefahr. Bei der Verarbeitung des überwiegend aus vietnamesischer Aquazucht stammenden und dann tief gekühlten Fischs würden Mittel verwendet, die häufig Chlorat oder Benzalkoniumchlorid (BAC) enthielten. Chlorat hemmt die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse. Dies kann besonders bei empfindlichen Personen wie Kindern, Schwangeren oder Menschen mit Schilddrüsenfunktionsstörungen bedenklich sein. BAC kann zu Reizungen im Magen-Darm-Trakt führen.
Bei der Untersuchung von 420 Proben Schweinehackfleisch fanden die Kontrolleure Keime, die akute Darmentzündungen hervorrufen können. Insgesamt 7,4 Prozent der Proben enthielten sogenannte Shiga-Toxin bildende E. coli-Bakterien. Zehn Jahre zuvor waren nur 0,8 Prozent der Proben damit belastet. Erkrankungen aufgrund des Verzehrs von rohem Hack können zum Teil einen schweren Verlauf nehmen.
Untersucht wurde erneut Oregano, da das Gewürz in den vergangenen Jahren zum Teil in erheblichem Umfang mit klein gehackten Olivenblättern gestreckt wurde. Auch 2019 wurden 61 Gewürzproben untersucht und in 13 Prozent der Fälle Reste von Olivenblättern gefunden. Insgesamt wurden in jedem fünften Gewürz pflanzliche Fremdbestandteile nachgewiesen, darunter auch Holzteile.
Bei Aprikosenkernen überschritten 79 Prozent von 43 Proben den für Blausäure zulässigen EU-Höchstgehalt von 20 Milligramm pro Kilogramm. Der extrem hohe Blausäuregehalt sei »eine echte Gefahr für die Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher«, warnte das BVL. Im Internet werden Aprikosenkerne oft als gesundheitsfördernder Snack oder teilweise sogar als Heilmittel gegen Krebs angeboten.
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