Logistik-Experiment in Skandinavien Wenn der Paketbote den Müll mitnimmt

Bring-Fahrzeug in Stockholm: Lieferdienst und Müllabfuhr in einem
Foto: Håvard Jørstad/ Bring/ dpaTransporter und Laster verstopfen viele europäische Metropolen. Um den Verkehr zu verringern, kooperieren in manchen skandinavischen Städten nun Lieferservice und Müllabfuhr. Leerfahrten sollen so vermieden - und die Umwelt geschont werden.
Ein Projekt, das vor zweieinhalb Jahren in Schwedens Hauptstadt Stockholm begann, hat seit vergangener Woche auch im norwegsichen Trondheim Nachahmer gefunden. "Geliebte Stadt " (Älskade stad) heißt die Initiative, die der Lieferdienst Bring, der Abfallkonzern Ragn-Sells, die Immobilienfirma Vasakronan und die Stadt Stockholm 2017 gestartet haben.
Ausgangspunkt war, dass Bring am Morgen vollbeladen ins Stockholmer Stadtzentrum fuhr, Pakete an seine Geschäftskunden auslieferte und leer zurück in den Vorort fuhr. Bei der Müllabfuhr war es genau andersherum. Die fuhr leer ins Zentrum und kam voll zurück.
"Warum nicht beides kombinieren?", sagte man sich in Stockholm und legte damit den Grundstein für das Projekt, das es außer in Stockholm und Trondheim auch in Malmö und Oslo gibt. "Wir wollten etwas starten, was der Umwelt hilft und wirtschaftlich vertretbar ist", sagte Tobias Åbonde von der Post-Tochter Bring. Staatliche Förderung gibt es nicht, das Projekt trägt sich selbst.
Papiermüll aus Büros wird abgeholt
Hat sich bei den Kunden verwertbarer Müll angesammelt, nimmt der Kurier diesen wieder mit. Dabei handelt es sich aber ausschließlich um trockenen Abfall wie Pappe, Papier und andere Verpackungsmaterialien.
"Wir arbeiten viel mit Großbüros zusammen, wo davon schnell große Mengen anfallen", sagte Åbonde. Pakete und Müll werden an einer zentralen Stelle im Zentrum gesammelt, von der aus die Verteilung gesteuert wird. Die Pakete werden mit eigens für diesen Zweck entwickelten elektrischen Lastenfahrzeugen ausgetragen.
In Stockholm liefert Bring jeden Tag etwa 500 Pakete aus. Das Unternehmen hat inzwischen vier seiner herkömmlichen Lieferfahrzeuge abgeschafft und durch elektrische ersetzt. Åbonde hofft deshalb auf noch mehr Nachahmer: "Ich würde mir wünschen, man würde in allen Städten so zusammenarbeiten."