Mülltrennung Welche Tonne jetzt? Ach, egal...

In Sachen Mülltrennung gelten die Deutschen als vorbildlich. Tatsächlich sind viele Bürger damit überfordert: Laut Schätzungen landen mindestens 40 Prozent des Verpackungsmülls in der falschen Tonne.
Gelbe Tonne

Gelbe Tonne

Foto: Werner Baum/ picture-alliance/ dpa/dpaweb

Ob Altpapier, Glas, Verpackungsmaterial oder Gartenabfälle - das System der Mülltrennung hat sich in Deutschland durchgesetzt. Doch vor dem Wegwerfen steht die Frage: Was kommt wo rein? Ob aus Bequemlichkeit oder Unkenntnis landen viele Abfälle in der falschen Tonne.

Für das vergangene Jahr 2017 habe die Quote sogenannter Fehlwürfe beim Verpackungsmüll zwischen 40 und 60 Prozent gelegen, teilte der Bundesverband Sekundärrohstoffe (BVSE) mit. Weniger Fehlwürfe gebe es bei Papiermüll und Alttextilabfällen. Hier lägen die Quoten zwischen 1 und 10 Prozent.

Der BVSE unterscheidet grob zwischen zwei Arten des Fehlverhaltens:

  • Landet die Verpackung mit leicht verschimmeltem Quark oder Gartenabfall mitsamt Plastiksack in der Biotonne, spricht er von einem regulären Fehlwurf.
  • Wer zum Beispiel eine Plastikklobürste in die gelbe Tonne stopft, hat immerhin nachgedacht, sich aber falsch entschieden. Denn die gelbe Tonne oder der gelbe Sack sind in manchen Bundesländern ausschließlich für Verpackungsmüll bestimmt, nicht für Plastikmüll aller Art. Der BVSE bezeichnet das als intelligenten Fehlwurf.

Ein richtig großes Problem haben die Verwertungsfirmen, wenn der Müll kontaminiert ist, wenn etwa dreckige Windeln im Verpackungsmüll landen. "Dann wird der ganze gelbe Sack unrecycelbar", sagt ein Sprecher der Rohstoffmanagement GmbH.

Die Haushalte müssen die Kosten für eine nachträgliche Trennung ihres Abfalls nicht tragen, aber den betroffenen privaten und kommunalen Unternehmen entstehen dann höhere Sortierkosten.

Ist die Fehlwurfquote zu hoch, kann es passieren, dass die Mülltonne stehen bleibt. Der Verbraucher wird dann über den Grund per Etikett informiert.

Fehlendes Grundverständnis

Gerade anonymere Großstädte haben Probleme mit Fehlwürfen bei Bio- und Verpackungsabfällen. Das bestätigen die RMG Rohstoffmanagement GmbH und die Bremer Stadtreinigung. Die Bürger ländlicherer Regionen und kleinerer Städte trennen ihren Müll hingegen meist deutlich besser.

Die Branchenexperten nennen mehrere Hauptgründe für die vielen Fehlwürfe:

  • Vielen Deutschen fehle ein Grundverständnis des deutschen Trennsystems und eine einheitliche Aufklärung, hieß es.
  • Auch die zunehmende Migration könnte ein Grund für mangelnde Mülltrennung sein, sagt ein Sprecher des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) in Berlin. Das schwer zugängliche deutsche System sei für Ausländer nicht einfach zu verstehen.
  • Ein weiterer Grund könne ein grundlegender gesellschaftlicher Trend sein, dass andere Umweltschutzmaßnahmen die Mülltrennung aus dem Bewusstsein der Bürger verdrängten.

Video: Ökofimmel - Wer schützt die Umwelt vor den Umweltschützern?

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ssu/dpa-AFX

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