Netzgebühren Stromkunden drohen noch höhere Preise

Strommasten: Die Netzbetreiber verlangen mehr Geld
Foto: Armin Weigel/ dpaHamburg/Düsseldorf - Für die deutschen Haushalte wird Strom im kommenden Jahr spürbar teurer. Erst am Montag hatten die vier großen Netzbetreiber einen Rekordanstieg bei der Ökostrom-Umlage angekündigt - jetzt wird bekannt, dass sie auch bei den eigenen Gebühren eine drastische Erhöhung planen. Die Netzentgelte sollen laut einem Bericht der "Financial Times Deutschland" ("FTD") für einen Haushalt mit 3000 Kilowattstunden Jahresverbrauch um durchschnittlich knapp zehn Prozent steigen. Das entspricht einer Mehrbelastung von bis zu 30 Euro.
Zusammen mit der im Schnitt um 60 Euro erhöhten Ökostrom-Umlage würden die Mehrkosten für einen Durchschnittshaushalt im kommenden Jahr damit nur knapp unter der 100-Euro-Grenze liegen. Die Zeitung beruft sich auf eine Mitteilung des Hamburger Energieanbieters Lichtblick. Laut Lichtblick steigen die Netzentgelte 2013 im Schnitt um etwa 0,5 Cent auf rund sieben Cent pro Kilowattstunde, das entspricht ungefähr einem Viertel des Gesamtpreises.
Die Erhöhung wurde jetzt bekannt, weil die Betreiber von Stromübertragungsnetzen dem Bericht zufolge laut Gesetz jeweils zum 15. Oktober ihre Voraussage für die Pläne des kommenden Frühjahrs abgeben müssen, damit Energieversorger ihre Preise kalkulieren können. Der Ökostromanbieter Lichtblick hat den Kern dieser Prognosen nun in einer Mitteilung veröffentlicht. Auf Nachfrage der "FTD" bestätigte die Bundesnetzagentur den ansteigenden Trend.
Neun Prozent Rendite für Netzbetreiber garantiert
Dabei sind Stromkunden in Deutschland sehr unterschiedlich betroffen. Die meisten Netzbetreiber erhöhen ihre Preise demnach um bis zu 23 Prozent, einige wenige senken hingegen sogar ihre Gebühren. Vor allem Bewohner der sächsischen Hauptstadt müssen laut "FTD" tiefer in die Tasche greifen - die Stadtwerke in Dresden wollen demnach um 23 Prozent höhere Entgelte verlangen. Die Stadtwerke Leipzig dementieren diese Angaben: Einer Sprecherin des Tochterunternehmens Netz Leipzig zufolge steigen die Netzentgelte im kommenden Jahr voraussichtlich lediglich um 14 Prozent.
Die uneinheitliche Entwicklung wertet der Ökostromanbieter Lichtblick als Beleg, dass nicht allein die Kosten des Ausbaus erneuerbarer Energien - etwa der Anschluss neuer Windräder und Solaranlagen oder der erforderliche Neubau von Trassen - für den Anstieg verantwortlich seien. Zudem kritisierte Lichtblick die staatlich garantierten Renditen von neun Prozent für die Netzbetreiber. "Der Netzbetrieb ist risikofrei und spielt überhöhte Monopolrenditen ein", sagte Unternehmenschef Heiko von Tschischwitz.
Die Netzbetreiber hingegen verweisen gegenüber der "FTD" auf den Anstieg von 30 bis 40 Prozent beim produzierten Ökostrom. Dies erfordere hohe Investitionen. Allerdings schließt die Erhöhung der Netzentgelte auch zwei Komponenten ein, für die der Gesetzgeber verantwortlich ist. So erhalten energieintensive Betriebe ähnlich wie bei der Ökostrom-Umlage auch bei den Netzentgelten Rabatte, die von den Verbrauchern finanziert werden. Derzeit beläuft sich dieser Betrag auf 0,151 Cent pro Kilowattstunde. Zudem müssen Stromkunden künftig 0,25 Cent pro Kilowattstunde für die finanzielle Absicherung neuer Stromleitungen für Offshore-Windparks auf hoher See zahlen.
Schon die am Montag bekannt gewordene Rekorderhöhung der Ökostrom-Umlage sorgte für große Unruhe - vor allem wegen der üppigen Rabatte für Unternehmen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich bereits für eine Überprüfung dieser Regelungen ausgesprochen. Die Opposition hatte harsche Kritik an der stark gestiegenen Zahl begünstigter Unternehmen geübt.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, die Netz-Tochter der Stadtwerke Leipzig plane eine Erhöhung der Netzengelte um 22 Prozent. Diese Information ist falsch, vielmehr beträgt die voraussichtliche Erhöhung bei einem Jahresverbrauch von 3000 Kilowattstunden 16,8 Prozent. Grundlage des falschen Werts war eine Übersicht des Stromversorgers Lichtblick, der inzwischen einen Rechenfehler eingeräumt und seine Angaben korrigiert hat.