Ölpreis unter 50 Dollar Die Schwäche der globalen Ölallianz
Es war ein historischer Schulterschluss. Mitte Dezember 2016 trafen sich Vertreter von 24 Staaten in Wien und beschlossen, ihre Ölförderung bis Ende 2017 um gut 1,8 Millionen Barrel pro Tag zu kürzen. Der Pakt von Wien, initiiert von der Opec, hatte ein Ziel: das seit Jahren anhaltende Preistief beenden, jenes Tief, das die globale Ölindustrie in die Krise gestürzt und die Welt politisch unstabiler gemacht hatte. Tatsächlich erholten sich die Ölpreise bald darauf, sie stiegen auf bis zu 58 Dollar.
Doch der Erfolg der Weltölallianz weilte nur kurz. Seit vergangener Woche liegt der Ölpreis wieder auf dem Niveau von Mitte Dezember: bei unter 50 Dollar. Die Wirkung der konzertierten Förderkürzung lässt spürbar nach.
Es gibt dafür drei Gründe. Erstens ist die Ölproduktion in den USA gestiegen. Mitte Dezember lag sie noch bei rund 8,8 Millionen Barrel pro Tag, inzwischen sind es gut 9,3 Millionen Barrel . Ursache dafür ist das Wiedererstarken der US-amerikanischen Fracking-Industrie. Bei dieser Fördertechnik wird Öl unter Hochdruck und Einsatz von teils giftigen Chemikalien aus dem Gestein gepresst. Diese Art der Förderung ist recht teuer. Als die Ölpreise zu Jahresbeginn stiegen, nahmen die Fracking-Firmen nach und nach wieder ihre Produktion auf.
Auch im für den europäischen Markt so wichtigen Libyen soll die Ölförderung bald zulegen. Ungeachtet der politischen Situation will die Regierung die Tagesproduktion von derzeit 700.000 Barrel bis Ende August 2017 auf 1,1 Millionen Barrel steigern.
Drittens ist Öl zurzeit etwas weniger gefragt. Die Internationale Energieagentur, die den Markt im Auftrag von 29 Industriestaaten beobachtet, weist in ihrem aktuellen Monatsbericht darauf hin, dass sich die Ölnachfrage in Russland, Indien, im Mittleren Osten, in Südkorea und in den USA schwächer entwickelt als erwartet.
"Das Ölangebot in den USA steigt unverdrossen, die Nachfrage wächst anscheinend nicht so schnell wie erwartet - in einem solchen Datenumfeld ist es kaum verwunderlich, dass die Preise immer wieder einmal nachgeben", sagt Steffen Bukold, Chef des Hamburger Beratungsbüros Energycomment.
Ein kompletter Misserfolg war die gemeinsame Förderkürzung vom Dezember 2016 dennoch nicht. Denn ohne die Aktion läge der Ölpreis wohl noch auf deutlich niedrigerem Niveau. Wenigstens rechnet derzeit kaum ein Analyst damit, dass die Preise wieder in Richtung 30 Dollar fallen, so wie es Anfang 2016 der Fall war.
Die Frage ist, ob die ein oder andere Fördermacht nun bald nachlegt. Am Montag gaben Saudi-Arabien und Russland bekannt, man könne die aktuelle Rohöl-Fördergrenze womöglich über das Jahr 2017 hinaus verlängern.
Vor allem Saudi-Arabien hat daran ein gesteigertes Interesse. Das Königreich will voraussichtlich Anfang 2018 fünf Prozent seines staatlichen Ölkonzerns Aramco an die Börse bringen. Der Wert des Unternehmens hängt stark vom Ölpreis ab. Die Saudis dürften viel dafür tun, um den Börsengang nicht zu gefährden.
Wie wurde Öl zum wichtigsten Rohstoff der Welt? Wer beherrscht den Markt? Und warum sinkt der Benzinpreis nicht unbedingt mit, wenn der Ölpreis fällt? Alle Antworten finden Sie hier - in unserem Erklärformat "Endlich Verständlich".