

New York - Der Niederländer als solcher ist ein Pionier. Er hat einen großen Teil seines Landes dem Meer abgetrotzt, eroberte erst per Schiff und dann per Wohnwagen die Welt und legalisierte früher als andere Homo-Ehe, Marihuana oder Sterbehilfe.
Auch kulinarisch scheuen Holländer das Neuland nicht. Das kann jeder bestätigen, der einmal in die Wurst-Frikadellen-Kreuzung "Frikandel" gebissen hat oder sein Frühstücksbrot mit als "Hagelslag" bekannten Schokoflocken genoss. Freilich gibt es auch Bodenständigeres wie etwa den weltbekannten Gouda-Käse oder "Stamppot" aus Kartoffeln und Gemüse (für diese und viele weitere Spezialitäten siehe Bilderstrecke).
Dennoch ist es eine Überraschung, dass nun ausgerechnet die Niederlande von der Entwicklungshilfeorganisation Oxfam zum weltweit "besten Ort, um zu essen" gekürt wurden . Hier finden Sie die Oxfam-Studie. Schließlich lassen Spezialitäten- wie die frittierten Ragoutbällchen "Bitterballen" weder das Herz von Gourmets noch von Gesundheitsaposteln höher schlagen.
Den Oxfam-Experten ging es aber vor allem darum, wie gut die Bevölkerung mit preiswertem, qualitativ hochwertigem und nährstoffreichem Essen versorgt sind. Die Niederländer punkteten dabei besonders mit Lebensmitteln, die im Vergleich zu anderen Waren vergleichsweise günstig sind. Sie landeten noch vor Frankreich und der Schweiz auf dem ersten Platz des Rankings.
Dass Spezialitäten wie "Stroopwafels" (zwei mit Sirup verleimte Waffeln) oder "Bossche Bollen" (Windbeutel mit Sahnefüllung sowie Schokoüberzug) nicht der Inbegriff des gesunden Essens sind, deuten die Oxfam-Experten immerhin an: Nahezu jeder fünfte Niederländer ist nach ihren Angaben übergewichtig. Trotzdem reichte es für die Niederlande zum Weltmeistertitel.
Deutschland liegt auf Platz 13. Schlusslicht der Liste ist der Tschad. In dem zentralafrikanischen Land ist jedes dritte Kind unterernährt.
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Außen Panade, innen Rindsragout: Bitterballen sind eine typisch holländische Spezialität. Etwas überraschend wurden die Niederlande von der Entwicklungshilfeorganisation Oxfam gerade als der weltweit "bester Ort, um zu essen" ausgezeichnet.
Bei der Oxfam-Studie ging es nicht um kulinarische Höhenflüge, sondern die Versorgung mit günstigem und nahrhaften Essen. Eine leckere und sättigende Portion Pommes beispielsweise findet man in den Niederlanden fast überall. Besonders zu empfehlen ist die Variante "speciaal", zu der im Bild noch frisch geschnittene Zwiebeln fehlen.
Im Fritten-Himmel: Mäkelnder Nachwuchs ist angesichts der kindgerechten holländischen Küche kaum zu erwarten. Man sollte den Kleinen vielleicht nur nicht verraten, was in einer "Kroket" verarbeitet wird.
Natürlich sind die Niederlande mehr als Fast Food. Holländischer Käse (im Bild Gouda) etwa ist weltweit ein Begriff.
Zur holländischen Hausmannskost gehört der "Stamppot", ein Eintopf aus Kartoffeln und Gemüse. Es gibt ihn unter anderem als "Hutspot" (Bild) mit Winterkarotten...
...und als "Andijviestamppot" mit Endivien.
Ein weitere Klassiker ist der auch in Deutschland beliebte Matjes. Die ersten Heringe der Saison heißen "Hollandse Nieuwe" und werden jeden Juni im Küstenort Scheveningen mit dem "Vlaggetjesdag" gefeiert - dem Fähnchentag.
Ein Exportschlager ist auch holländisches Bier. Heineken hat mittlerweile Dutzende von anderen Marken übernommen und ist weltweit der drittgrößte Braukonzern.
Doch bei allem Respekt vor der niederländischen Gastronomie (hier ein Café in Amsterdam): Dass ihr Essen von Oxfam auch als vergleichsweise gesund ausgezeichnet wurde, war nicht unbedingt zu erwarten. Immerhin sind die Holländer...
...auch große Experten für allerlei Süßes. Zum Beispiel "Poffertjes", eine Art Mini-Pfannkuchen.
Eine weitere süße Versuchung sind "Stroopwafels": Zwei Waffeln, die mit einer Schicht Karamellsirup verleimt werden. Smakelijk (lecker)!
Auch sonstiges Gebäck können die Niederländer. "Vlaaien" erinnern an Linzertorte und enthalten als gesunde Zutat immerhin Obst.
Schwieriger wird die Suche nach Vitaminen bei den "Bossche Bollen". Gefüllt sind die Windbeutel mit Sahne, überzogen mit purer Schokolade. Bei diesem Anblick verwundert es wenig, dass nahezu jeder fünfte Niederländer übergewichtig ist. Laut Oxfam ist das jedoch bei vielen Ländern an der Spitze des Rankings ähnlich.
Wer trotz der Oxfam-Ehrung noch an der niederländischen Küche zweifelt: Nach einem Besuch im Coffeeshop (hier in Amsterdam) schmecken viele Spezialitäten noch besser.
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