90 statt 200 Beutel pro Jahr EU-Verbraucher müssen mit Plastiktüten-Regeln rechnen

Plastik-Müll am Strand: EU sucht nach einem Tüten-Kompromiss
Foto: Angelika Warmuth/ picture alliance / dpaBrüssel - Die EU-Bürger sollen in Zukunft deutlich weniger Plastiktüten verwenden. Darauf verständigten sich Unterhändler von EU-Staaten und Europaparlament am späten Montagabend im Grundsatz. Der Verbrauch soll in den kommenden Jahren um die Hälfte sinken. Derzeit nutzen Europäer pro Jahr im Schnitt etwa 200 Plastiktüten. Künftig soll der Verbrauch auf 90 Tüten im Jahr beschränkt werden.
Doch erst wenn die Botschafter der EU-Länder die Vorlage offiziell bestätigt haben, tritt die Verordnung auch in Kraft. Dies könnte bereits Ende der Woche geschehen. Mit den neuen Regeln will die EU vor allem die Nutzung leichter Einwegtüten drosseln, wie sie der Einkäufer im Supermarkt oder im Kaufhaus an der Kasse erhält.
Ausgenommen sind ganz dünne Tüten, in die etwa Frischfleisch, Wurst, Fisch oder auch Obst verpackt werden. Diese Ausnahme wird damit begründet, dass ein Verbot noch schädlichere Verpackungen wie Schalen aus Schaumstoff fördern könnte. Auch extra starke Kunststofftaschen fallen nicht unter die Regelung.
EU-Staaten erwägen Gebühr ab 2017
Zur Umsetzung der Vorgabe hätten die EU-Staaten die Wahl zwischen zwei Methoden: Entweder beschließen sie Ziele zur Minderung des Verbrauchs auf bis zu 40 Tüten pro Person bis Ende 2025 oder sie schreiben von 2017 an eine Gebühr für den Verbrauch vor. Zum Teil kosten Plastiktüten zwar heute schon geringe Cent-Beträge. Vielerorts werden sie aber noch gratis abgegeben.
Die Bandbreite, welches EU-Land wie viele Tüten verbraucht, ist groß. Die wenigsten Plastikbeutel in der Europäischen Union werden in Irland verwendet: Dort sind es im Schnitt 20 Stück. In Deutschland sind es 71 Tüten. Am wenigsten Müll mit Plastikbeuteln verursachen Dänen und Finnen. Sie nutzen 79 beziehungsweise 77 Stück. Spitzenreiter ist Portugal. Dort werden mehr als 500 Tüten pro Kopf verbraucht.
In den USA hat Anfang Oktober als erster US-Bundesstaat Kalifornien die Einweg-Plastiktüte verboten. Ab 2015 dürfen dort dünne, kostenlose Plastiktüten in Lebensmittelläden und Drogeriemärkten nicht mehr an Kunden ausgegeben werden.