Handy-Tarife EU verordnet ab Sommer günstigere Auslandsgespräche

Die EU macht im Kampf gegen Roaming-Abzocke Ernst: Ab Juli können Verbraucher innerhalb Europas auf Preissenkungen bei Telefonaten, Kurznachrichten und dem mobilen Internet setzen. Die Anbieter sind erbost.
Telefonat am Strand: Roaming soll günstiger werden

Telefonat am Strand: Roaming soll günstiger werden

Foto: Z1008 Jens Kalaene/ dpa

Brüssel - Pünktlich zur Urlaubssaison stoppt die EU die Abzocke bei der Handynutzung und beim mobilen Datendownload im Ausland. Unterhändler von EU-Parlament und Kommission einigten sich mit den Mitgliedstaaten auf neue Roaming-Regeln. Schon ab dem Sommer werden die Preise für Auslandstelefonate um sechs Cent sinken. Und auch das Verschicken von SMS-Nachrichten oder das Abrufen von E-Mails wird deutlich billiger. Darüber hinaus wird eine Marktöffnung erzwungen. Verbraucher können so auf billige Auslandsanbieter umsteigen - ohne die Sim-Karte oder ihre Nummer zu wechseln.

Die Reform der sogenannten Roaming-Gebühren soll noch im Mai vom Europäischen Parlament gebilligt werden. Das gilt als Formsache, die neuen Preise sollen dann im Juli in Kraft treten. Dann muss ein Handy-Kunde für ein ausgehendes Telefonat im europäischen Ausland maximal 29 Cent in der Minute zahlen. Derzeit sind es maximal 35 Cent. Für die Annahme eines Telefonats fallen dann acht statt bisher elf Cent an. Für Kurzmitteilungen gilt eine Preisgrenze von neun Cent, beim Daten-Roaming müssen 70 Cent pro Megabyte gezahlt werden. Laut EU-Kommission liegen die Durchschnittskosten für ein Megabyte bisher bei mehr als zwei Euro - und in Extremfällen bei bis zu zwölf Euro.

Neben den bereits für Sommer anstehenden Preissenkungen wird es wohl bis 2014 weitere Kürzungen um ein Drittel geben. Die Internetkosten sollen auf 20 Cent pro Megabyte reduziert werden. Ab Mitte 2016 sollen dann sogar die Preisgrenzen abgeschafft werden - aber nur, wenn die Gebühren bis dahin durch stärkeren Wettbewerb noch unter die festgelegten Grenzen gesunken sind.

Mit gewohnter Nummer zum günstigeren Anbieter wechseln

Ab 2014 können Kunden auch unabhängig von ihrem Handy-Vertrag zwischen den verschiedenen Roaming-Tarifen wählen, wenn sie im Ausland sind und müssen nicht bei ihrem ursprünglichen Anbieter bleiben. Der Wechsel muss kostenlos sein und die Kunden müssen über die Möglichkeit informiert werden.

Auch ohne eigenes Netz können Anbieter dann spezielle Tarife für Urlaubs- oder Geschäftsreisen offerieren. Ein solches Angebot könnten zum Beispiel Lebensmittel-Discounter machen, erklärte Angelika Niebler (CSU), die die Verhandlungen im Auftrag des Europaparlaments leitete. Reisebüros könnten im Paket mit dem Urlaub auch gleich einen Telefon- und Datentarif anbieten. Ihre gewohnte Nummer sollen Kunden dabei behalten können.

Die Begrenzung der Kosten dürfte die Umsätze von Platzhirschen wie France Telecom und Deutscher Telekom beschneiden. Auch wenn die Branche nur sieben Prozent ihrer Erlöse mit Roaming-Gebühren macht, kritisierten die Konzerne die geplante Neuregelung. "Es gibt schon jetzt einen funktionierenden Wettbewerb im Roaming-Bereich", sagte ein Sprecher der Telekom.

EU-Kommission und Politik begründen ihr Eingreifen dagegen mit Verweis auf mangelnde Konkurrenz der Telekom-Anbieter untereinander. Seit 2007 setzt die EU Preisobergrenzen beim Roaming.

mmq/Reuters/dapd
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