Schlaue Stromzähler Regierung bereitet neue Zwangsumlage für Stromkunden vor

Stromnetze in Deutschland: Smart Meter kosten Verbraucher 72 Euro im Jahr
Foto: Patrick Pleul/ DPAEine Arbeitsgruppe beim Bundeswirtschaftsministerium legte am Donnerstag ein Konzept vor, wonach zunächst jeder Haushalt acht Euro im Jahr bezahlen soll, auch wenn er noch mit einem alten Stromzähler ausgestattet ist. Für Neubauten und bei Modernisierungen hingegen würde der obligatorische Einbau eines Smart Meter bis zu 72 Euro im Jahr kosten. Gleiches gelte für die etwa zwei Millionen Haus- und Wohnungsbesitzer, die bereits über Solaranlagen, Wärmepumpen oder Mini-Blockheizkraftwerke verfügen.
Insgesamt geht es laut Ministeriumskonzept um 10,4 Milliarden Euro, die die Bürger bis 2022 aufbringen müssen. Bei Verbraucherschützern stößt der Plan auf scharfe Kritik: Es ergebe sich "kein ausreichender Nutzen für die Betroffenen", heißt es in einer Stellungnahme der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Die Stromkunden würden in mehrfacher Hinsicht unverhältnismäßig belastet. Ein volkswirtschaftlicher Nutzen sei zudem zweifelhaft. "Verbraucher sollten mit attraktiven Angeboten überzeugt, statt mit immer mehr ordnungsrechtlichen Einbaupflichten gezwungen werden", heißt es in der Stellungnahme.
Die intelligenten Stromzähler sollen den Verbrauch steuern und die Kosten senken: Sie ziehen den Strom dann aus dem Netz, wenn dieser besonders günstig ist. Ist es dem Verbraucher egal, ob seine Waschmaschine um sechs oder um zehn Uhr läuft, kann er so seine Stromkosten senken.
Wichtiger noch: Smart Meter sollen ein Grundproblem der Energiewende lösen. Windkraftwerke und gerade Solaranlagen produzieren nicht unbedingt dann den meisten Strom, wenn Haushalte ihn brauchen. Die Zähler können zwar nicht die Produktion, aber teilweise den Verbrauch eigenständig steuern.
Bundesumwelt- und Wirtschaftsministerium bestritten am Sonntag, dass sie eine Zwangsumlage planten. Es gebe im Bundeswirtschaftsministerium keine entsprechenden Vorhaben. "Entscheidungen über die flächendeckende Einführung intelligenter Zähler obliegen der neuen Bundesregierung", teilte das Wirtschaftsministerium mit. Der noch amtierende Umweltminister Peter Altmaier (CDU) ließ mitteilen, derartige Pläne "lagen bei den Koalitionsverhandlungen nicht vor und sind infolgedessen auch nicht Teil der Koalitionsvereinbarungen geworden".
Das Wirtschaftsressort verwies auf eine Auftragsstudie, die zu dem Ergebnis gekommen sei, dass vor allem bei Stromkunden mit geringem Jahresverbrauch der Nutzen eines solchen Zählers die Kosten nicht übersteigen würde. Aus Ministeriumskreisen hieß es, in der vergangenen Woche habe lediglich eine AG getagt, die sich seit mehreren Monaten mit dem Thema beschäftige.
Der SPIEGEL bleibt bei seiner Darstellung.