Hermann-Josef Tenhagen

Wechseltermin im November Die Kfz-Versicherung wird teurer – und Sie sparen trotzdem

Hermann-Josef Tenhagen
Eine Kolumne von Hermann-Josef Tenhagen
Überall steigen die Preise. Aber wenn Sie es geschickt anstellen, muss das nicht für Ihre Kfz-Versicherung gelten. Gerade, wenn auch Ihre Kinder das Auto fahren, kann es 2023 richtig preiswert werden.
Hoffentlich gut versichert: Auto nach einem Unfall

Hoffentlich gut versichert: Auto nach einem Unfall

Foto: imago stock&people / Future Image / IMAGO

Ein neuer Versicherer aus den Niederlanden mischt den deutschen Markt auf und bietet den Schutz schon mal 300 Euro preiswerter an . Klingt gut? Abwarten, das passt nicht für alle Kunden – später mehr dazu. Auf jeden Fall müssen Sie dafür einen Versicherungsvergleich anstellen, für Ihr konkretes Automodell und Ihre Familiensituation.

Das sollten Sie eigentlich jedes Jahr tun, denn die Autoversicherung gehört zu den teuersten Versicherungsverträgen, die Kunden in Deutschland abschließen. Und diesen Herbst lohnt sich der Vergleich besonders: Wir alle müssen angesichts der Inflation unser Geld beisammen halten.

Seit Monaten wird von Fachleuten debattiert, wie viel teurer die Kfz-Versicherung denn dieses Jahr werden könnte. Sogar die Finanzaufsicht empfiehlt  den Versicherern durch die Blume, die Beiträge zu erhöhen.

Auf der einen Seite konnten die Versicherer in den vergangenen zwei Jahren Geld sparen: Denn Deutschlands Autofahrer/innen waren pandemiebedingt deutlich weniger unterwegs, was ihnen und den Versicherern viele Unfälle ersparte. Für die Gesamtbilanz ist die Zahl der Schäden für die Autoversicherer deutlich wichtiger als für andere Versicherungssparten. Während die Hausratversicherungen gerade mal 40 Prozent ihrer Einnahmen für die Begleichung von Schäden ausgeben, sind es bei den Kfz-Versicherern über 80 Prozent.

Auf der anderen Seite spüren auch die Versicherer die Inflation und Lieferprobleme: So sind vor allem Ersatzteile deutlich teurer geworden. Und die Löhne steigen. So ist unterm Strich mit mehr Kosten zu rechnen.

Aber vielleicht können Sie der erwartbaren Preissteigerung mit einem Wechsel entgehen. Konkurrenz belebt hier tatsächlich das Geschäft. Es gibt Versicherer, die optimal aufgestellt sind, und andere, die für ihre Kunden weniger gut wirtschaften – oder bestimmte Kunden gar nicht haben wollen. Konkret: Was beim einen 1000 Euro kostet, kostet beim günstigen Konkurrenten nur 500 Euro.

Spartipp für Fahrer mit Erfahrung

In einem Marktsegment wirkt die Konkurrenz besonders belebend – und führt zu niedrigeren Preisen für die, die wechseln. Der niederländische Versicherer Inshared versichert offenbar keine Fahrzeuge, wenn der Fahrer unter 25 Jahre alt ist. Auch nicht in der Haftpflicht. (Ob das eigentlich erlaubt ist und keine Altersdiskriminierung, prüft die Finanzaufsicht Bafin aktuell.)

Gleichzeitig verzichten die Niederländer bei ihrem Tarif auf die Frage, wer noch alles mit dem Auto unterwegs ist. Wenn Sie also eine 20-jährige Tochter haben oder einen 18-jährigen Sohn, die regelmäßig mit dem Familienauto fahren, sind die auch versichert. Im schönsten Versicherungsdeutsch schreibt der Anbieter: »Bei InShared ist nur der Hauptfahrer bei der Berechnung des Beitrags relevant.« Hauptfahrer sei der- oder diejenige, die das Auto am häufigsten bewege.

Bei den meisten anderen Versicherern verteuert die regelmäßige Mitnutzung des Autos durch 20-jährige Kinder oder die Freunde vom Fußballverein den Versicherungsschutz erheblich, teilweise verdoppelt sich der Preis . Junge Fahrerinnen und Fahrer verursachen einfach häufiger Unfälle – keine Erfahrung, dafür Lust auf Tempo.

Machen Sie trotzdem einen Vergleich, zur Sicherheit. Schließlich ist das Angebot neu. Die Niederländer sind zwar auf ihrem heimischen Markt eine echte und anerkannte Größe , aber die Expansion nach Deutschland ist ein Experiment. Alleinfahrern, Paaren und Familien mit Kindern unter 18 sowie Senioren hilft das neue Feature beim Preis ohnehin nicht. Also der Mehrheit.

Wie geht man nun am besten vor beim Vergleich? Die Untersuchung meiner Kollegen bei »Finanztip« zeigt ein ähnliches Ergebnis wie für die Jahre 2019 bis 2022. Es hat sich bewährt, den Preis in zwei Schritten zu vergleichen .

Nutzen Sie im ersten Schritt ein Preisvergleichsportal. Dafür eignen sich entweder Verivox oder Check24. Und schauen Sie dann in einem zweiten Schritt, was der Versicherungsschutz bei der Huk24 kosten würden. Die Onlinetochter vom Marktführer Huk geht traditionell mit sehr günstigen Tarifen auf den Markt. Sie lässt sich aber nicht listen, weil sie den Kontakt zu den Kunden allein haben und natürlich auch keine Provision an die Portale zahlen will. Deshalb fehlt sie in den Vergleichsergebnissen  von Check24 und Verivox.

Seit Jahren liefern sich die beiden Portale beim Vergleich von Kfz-Versicherungen ein Kopf-an-Kopf-Rennen – und die Huk24 hält mit. In diesem Jahr haben wir für den Test 32 typische Profile von Autos und ihren Haltern ausgewählt und damit geschaut, wer den besten Preis liefert. Dabei lag siebenmal die Huk24 vorn, 14-mal einer der Anbieter auf Check24 und 16-mal ein Anbieter auf Verivox. (Das sind mehr als 32 Besttarife, weil fünf davon identisch auf Verivox und Check24 zu finden waren.)

Die wichtigsten Sparpunkte

Zweimal vergleichen reicht im Normalfall, um einen günstigen Tarif zu erwischen. Auch, wenn Sie in der Praxis nach einem Vergleich bei Verivox und der Huk24 manchmal immer noch nicht den allergünstigsten Tarif haben. Maximal war der preiswerteste Anbieter in unseren Testfällen noch 50 Euro preiswerter. Wenn Sie Check24 und Huk24 in den Vergleich einbeziehen, entging Ihnen in einem teuren Ausnahmefall in diesem Jahr sogar ein Angebot, das noch mal 360 Euro preiswerter war. Allerdings wirklich ein Ausnahmefall.

Foto: Marius Schwarz / IMAGO

Wichtig bei den beiden Vergleichen, die Sie machen: Sie müssen eine Menge Merkmale für Ihren Versicherungsschutz auswählen. Dabei sollten Sie genau prüfen, ob Sie den Schutz, den Sie dieses Jahr bezahlen, auch im nächsten Jahr noch brauchen. Wenn Sie geschickt auswählen, können Sie dadurch erheblich sparen.

Hier die wichtigsten Punkte:

  • Achten Sie beim Vergleich darauf, ob Sie im kommenden Jahr vielleicht weniger Kilometer fahren, zum Beispiel wegen Homeoffice. Wer 5000 Kilometer weniger fährt, als er angegeben hat, kann im Schnitt 13 Prozent sparen.

  • Vielleicht brauchen Sie keine Vollkasko-Versicherung mehr, weil das Auto doch in die Jahre gekommen ist. Auch das spart eine Menge.

  • Ist die Herstellergarantie abgelaufen, können Sie getrost einen Werkstatttarif wählen, bei dem der Versicherer im Schadensfall die Werkstatt mit aussuchen kann. Das spart rund zehn Prozent.

  • Außerdem empfiehlt sich, die Versicherungsprämie einmal im Jahr komplett im Voraus zu zahlen anstatt Monat für Monat. Wenn Sie sich das leisten können, sparen Sie rund neun Prozent . Bezahlen per Rechnung statt per Lastschrift kostet zuweilen nochmals extra.

Wenn Sie schon dabei sind, achten Sie auch auf den Tacho. Sind Sie schon in diesem Jahr deutlich weniger Kilometer gefahren, dann können Sie bis Weihnachten noch rückwirkend für dieses Jahr einen Teil der Beiträge zurückholen. Meist reicht eine einfache Mail. Gleichen Sie zunächst Ihre Fahrleistung im Vertrag mit den tatsächlich gefahrenen Kilometern ab. Kontaktieren Sie dann Ihre Kfz-Versicherung. Lassen Sie sich schließlich die neue Kilometerleistung sowie die Höhe und den Zeitpunkt der Beitragsanpassung bestätigen .

Eine Anmerkung noch. Wenn Ihr Versicherer in diesem Jahr den Preis nicht erhöht hat, können Sie bei einem anderen Versicherer vielleicht noch ein Angebot finden, das günstiger ist. Sie haben aber nur noch bis zum 30. November Zeit.

Hat der Versicherer hingegen den Preis erhöht, bekommen Sie dadurch ein einmonatiges Sonderkündigungsrecht. Geht die Erhöhung erst im Laufe des Novembers bei Ihnen ein, können Sie womöglich auch noch Anfang Dezember kündigen und zu einem günstigeren Anbieter wechseln, hier finden Sie ein passendes Musterschreiben .

Haben Sie Ihren Vertrag in den vergangenen fünf Jahren abgeschlossen, reicht für die Kündigung eine E-Mail, ist der Vertrag schon älter, sollten Sie noch per Einschreiben kündigen. Viel Erfolg und gute Fahrt!

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieser Kolumne wurde in Bezug auf den niederländischen Versicherer Inshared an einer Stelle der Fahrer mit dem Halter verwechselt. Wir haben den Fehler korrigiert.

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