Hermann-Josef Tenhagen

Steuervorteil Gute Taten werden belohnt – das gilt auch beim Spenden

Hermann-Josef Tenhagen
Eine Kolumne von Hermann-Josef Tenhagen
Die Adventszeit ist die klassische Spendenzeit: An wen man guten Gewissens Geld geben kann und wie das Finanzamt Ihnen hilft, mit Ihrer Summe noch größere Wirkung zu erzielen – ein Überblick.
Spendensammler

Spendensammler

Foto: Axel Heimken / dpa

Hatten Sie 2022 das Glück der Tüchtigen? Hat es im Job gut gepasst, haben Sie mehr Gehalt bekommen und vielleicht auch noch eine steuerfreie Inflationsprämie  zusätzlich, weil es Ihrer Firma trotz Krise gut geht? Und die Energiekosten haben Sie auch so weit im Griff?

Wenn Sie zu dieser Gruppe gehören, möchten Sie vielleicht am Ende des Jahres einen Teil weitergeben. Entweder an die, deren Arbeit Ihnen besonders am Herzen liegt. Oder an diejenigen, die es 2022 oder insgesamt im Leben nicht so gut getroffen haben. Mit anderen Worten, Sie wollen spenden.

Ich persönlich verfolge dabei seit Jahren eine ganz einfache Strategie. Ich spende an Vereine und Stiftungen, von deren erfolgreicher Arbeit ich mich habe überzeugen können – im besten Fall persönlich. Für andere mag es der Weiße Ring, die örtliche Flüchtlingshilfe oder der Fußballverein mit seiner besonders guten Jugendarbeit sein. Für mich als Journalist ist es die Wikimedia-Stiftung oder – da bin ich ganz nahe dran – die Panterstiftung der taz  und Greenpeace.

Wem am besten spenden

Hier soll es darum gehen, wie Sie für den Verein oder das Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt, am besten spenden können .

Für die Suche nach einem passenden Empfänger gibt es zwei geeignete Strategien.

Eine Möglichkeit: Sie suchen nach Organisationen, die in Ihrem Umfeld Gutes tun und die noch viel mehr Richtiges tun könnten, wenn sie mehr Geld hätten. Sie besorgen sich den letzten Rechenschaftsbericht des Vereins (den gibt es häufig im Netz) und prüfen damit, wie gespendete Gelder eingesetzt werden und ob sie eine bessere Arbeit des Vereins oder der Stiftung ermöglichen. Noch schöner ist es, wenn Sie mit den handelnden Personen sprechen können. Vielleicht kennen Sie die Jugendtrainerin des Vereins, den Sozialarbeiter, der die Tafel organisiert oder die Kassenführerin vom Schachklub.

Haben Sie solche Zugänge nicht, aber das dringende Gefühl, etwas von Ihrem finanziellen Erfolg abgeben zu wollen, können Sie das als weitere Möglichkeit natürlich auch bei den großen Spendensammlern tun. Da gibt es zum Beispiel Hilfswerke wie Misereor, Adveniat oder Brot für die Welt oder Umweltverbände wie Nabu, Greenpeace, BUND oder WWF. Auch die demokratischen Parteien brauchen Geld für unseren gesellschaftlichen Willensbildungsprozess. Und es ist wichtig, dass wir es sind, die ihre Arbeit finanzieren und dieses Geld nicht aus irgendwelchen geheimen Quellen stammt.

Was die Vereine und Institutionen konkret mit dem gesammelten Geld machen, können Sie auch bei großen Organisationen meist in den Rechenschaftsberichten nachlesen.

Steuervorteile beim Spenden nutzen

Gute Taten werden belohnt – das gilt auch beim Spenden. Denn immer dann, wenn Sie an eine gemeinnützige Organisation spenden, können Sie den gespendeten Beitrag als Sonderausgaben  von der Steuer absetzen. Das heißt, je nach Betrag und Steuersatz bekommen Sie einen Teil Ihrer Spende über die Steuererklärung  vom Finanzamt erstattet. Bei Spenden über 300 Euro braucht es eine Spendenquittung, für alles darunter reicht zum Beispiel ein Kontoauszug.

Etwas unfair ist der Abzug als Sonderausgaben schon. Denn wer mehr verdient, bekommt mehr erstattet, auch wenn er gleich viel spendet.

Bei Spenden an Parteien sieht das bis zu gewissen Grenzen anders aus : Wer zum Beispiel 800 Euro spendet, zahlt 400 Euro weniger Steuern, also die Hälfte der Spende, egal, wie viel er oder sie verdient.

De facto bedeutet der Abzug als Sonderausgaben, dass wir alle gemeinsam als steuerzahlende Spenderinnen und Spender finanziell unter die Arme greifen. In der sogenannten Abgabenordnung ist geregelt, welche Ziele der Staat so unterstützenswert findet, dass entsprechend organisierte Vereine oder Stiftungen von diesem Steuerprivileg Gebrauch machen können.

Vom Staat einen Teil des Spendengeldes erstattet zu bekommen , ist legitim und prima. Vielleicht können oder wollen Sie dann sogar von vornherein etwas mehr spenden.

Vertrauen und Kontrolle

Trotz des Steuervorteils: Wenn es ums Geld geht, gehöre ich zur Fraktion »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser«. Ich möchte schon wissen, ob ordentlich mit dem Spendengeld umgegangen wird.

Wenn ich die Institution, an die ich spende, gut kenne, kann ich mir womöglich selbst ein Bild machen. In vielen Fällen geht das aber nicht. Dann gibt es Gott sei Dank Spendensiegel wie das vom DZI. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) prüft, was mit dem Spendengeld passiert, wie viel der Spenden die Vereine und Stiftungen für ihre eigene Organisation verbrauchen und wie viel Geld direkt dem Zwecke der Spende zugutekommt.

Das ist oft gar nicht so einfach zu trennen. Ist etwa der Zweck des Vereins Information über Umweltfragen, dann ist natürlich jede Informationsschrift wichtig. Aber wie wichtig ist das Geld, das für Spendensammelkampagnen ausgegeben wird? Um diese Fragen kümmert sich das DZI, und das Siegel verheißt: Hier wird effizient gearbeitet. Eine echte Hilfe, wenn Sie nicht sicher sind, ob der Verein oder die Stiftung ihre Arbeit sparsam macht.

Ist es ein schlechtes Zeichen, wenn ein Verein kein solches Siegel hat? Nicht unbedingt. Denn das DZI-Siegel muss einigermaßen hart erarbeitet werden. Und viele kleinere Vereine fragen sich natürlich, ob die Ressourcen, die dafür nötig sind, nicht besser direkt dem Vereinszweck zugutekommen.

Als in dieser Hinsicht konservativer Mensch habe ich mir eine Doppelstrategie zurechtgelegt. Entweder ich kenne den Verein oder die Stiftung gut genug, dass ich mir selbst ein klares Urteil zutraue. Oder ich erwarte ein DZI-Siegel. Ohne das eine oder das andere spende ich nicht.

Spenden ohne Geld

Eine letzte Anmerkung: Haben Sie kein Geld übrig, aber Zeit und möchten mit dieser etwas Gutes und Sinnvolles tun? Dann spenden Sie die Zeit dem Verein oder der Stiftung Ihres Vertrauens. Engagieren Sie sich.

Wenn Sie damit auch Steuern sparen wollen, sprechen Sie mit dem Verein, ob der Ihnen nicht eine Vergütung zusagt, die Sie dann anschließend gleich wieder spenden. Aufwandsspende heißt das im Steuerrecht.

Diese Konstruktion ist nicht nur legal, sondern auch ausdrücklich erwünscht. Sie können das Jugendteam ihres Sportvereins begleiten und mit dem Verein eine Erstattung von Betreuungskosten oder zum Beispiel ein Spritgeld ausmachen, das Sie dann anschließend spenden. Wichtig dabei ist nur, dass Sie vorher schriftlich vereinbart haben, dass Ihre Arbeit prinzipiell entlohnt wird.

Und jetzt möchte ich die passionierten Steuersparer unter Ihnen aus eigener Erfahrung noch ein bisschen zur Eile drängen. Wenn Sie Ihre Spende für das Jahr 2022 beim Finanzamt geltend machen wollen, muss die Zahlung beim Verein oder der Stiftung auch 2022 angekommen sein. Bei größeren Summen brauchen Sie sogar eine explizite Spendenquittung.

Wenn Sie Ihre Spenden erst nach Weihnachten auf den Weg bringen, ist es mir schon passiert, dass die Spende erst im neuen Jahr beim Verein ankam und damit auch erst für die Steuererklärung für 2023 zählte. Auf die Entlastung vom Staat müssen Sie dann deutlich länger warten.

Ihnen ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest. Tun Sie etwas Gescheites mit Ihrem Geld!

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