Hilfen Weniger Deutsche spenden - dafür aber größere Summen

Die Zahl der Spender in Deutschland ist um rund eine halbe Million Menschen zurückgegangen. Vor allem junge Leute scheinen ihr Geld lieber in Crowdfunding-Projekte zu stecken.
Schiff mit Geflüchteten

Schiff mit Geflüchteten

Foto: Uncredited/ dpa

In Deutschland gibt es nach einer aktuellen Untersuchung immer weniger Spender, dafür sind diese umso großzügiger. Das geht aus einer Erhebung im Auftrag des Deutschen Spendenrates hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Rund 16,5 Millionen Privatleute gaben demnach von Jahresbeginn bis Ende September etwa 3,3 Milliarden Euro an gemeinnützige Organisationen und Kirchen. Damit gebe es zwar eine halbe Million weniger Spender als im Vorjahreszeitraum, aber unterm Strich ein Einnahmenplus von sechs Prozent, heiß es.

Insgesamt rechnet der Verband mit einem "sehr guten" Ergebnis von 5,4 bis 5,5 Milliarden Euro bis Ende 2018. Das wäre mehr Geld, als in den beiden Vorjahren gespendet worden war. Die Höhe einer durchschnittlichen Spende habe bei 35 Euro gelegen, hieß es.

Am meisten Geld hätten Menschen gespendet, die über 70 Jahre alt seien - auch wenn sich ihr Anteil an den Spendern von rund 40 Prozent auf rund 35 Prozent verringerte. In der Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen nahm der Anteil dagegen etwas zu.

Crowdfunding statt Spenden?

Über die Gründe für den Rückgang der Spender könne man nur mutmaßen, sagte die Geschäftsführerin des Spendenrats, Daniela Geue. Womöglich spiele bei der Spendenbereitschaft von Senioren im Unterschied zu Jüngeren eine Rolle, dass viele selbst noch Entbehrung und Leid aus Kriegszeiten kennen.

Aber auch verändertes Spendenverhalten könne eine Ursache sein, sagte Geue. Manche Junge verstünden Spenden unter Umständen nicht mehr klassisch als Unterstützung gemeinnütziger Organisationen - sie gäben zum Beispiel eher Geld für Crowdfunding im Internet.

Drei Viertel des gesamten Spendenaufkommens flossen laut Angaben in die humanitäre Hilfe. Einen deutlichen Zuwachs um 29 Prozent konnten der Umwelt- und Naturschutz verzeichnen sowie der Tierschutz mit einem Plus von 18 Prozent. Konfessionelle Organisationen haben der Untersuchung zufolge weniger Spenden erhalten.

Unter den Ereignissen, die in den vergangenen Monaten zu Spenden führten, nennt der Spendenrat etwa die Dürre in Afrika zu Jahresbeginn, die Überflutungen in Indien im August sowie den Taifun auf den Philippinen im September. Ein Viertel der Spender ist aber auch ohne besonderen Anstoß bereit, etwas zu geben.

2005 - das Jahr der Spendenrekorde

Die meisten Spender - 29,9 Millionen - waren im Jahr 2005 erfasst worden. Diese Zahlen standen noch unter dem Einfluss des verheerenden Tsunamis in Thailand Ende 2004 und wurden seitdem nicht annähernd wieder erreicht.

Mit Blick auf das insgesamt gespendete Geld war 2015 das Rekordjahr. 5,5 Milliarden Euro wurden damals gespendet. Die Ankunft vieler Flüchtlinge in Deutschland hatte die Hilfsbereitschaft steigen lassen.

Der Deutsche Spendenrat erhebt seine Statistik auf der Basis von 10.000 Selbstauskünften, die wechselnde Befragte dem Verband Monat für Monat übermitteln.

ssu/AFP/dpa-AFX

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