Studie Was einen glücklichen Deutschen ausmacht

Glücksstudie: Verbandelten Frauen geht es deutlich besser als männlichen Singles
Foto: CorbisHamburg - Wie sieht ein glücklicher Mensch in Deutschland aus? Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine junge Frau, die in Hamburg wohnt, einen sicheren Job hat und in einer Partnerschaft lebt. Und ihr Gegenpart? Das ist wahrscheinlich ein verwitweter Rentner aus Thüringen.
So lautet - überspitzt formuliert - ein Ergebnis des "Glücksatlas Deutschland 2011", einer Studie zur Zufriedenheit der Deutschen im Auftrag der Deutschen Post.
Bernd Raffelhüschen, Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Uni Freiburg, und Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach untersuchten, wie Einkommen, Beruf, Familie, Gesundheit und Kultur die Lebenszufriedenheit beeinflussen. Ihre Ergebnisse basieren auf den Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und einer Allensbach-Umfrage vom Frühjahr 2011.
Um ihre Ergebnisse zusammenzufassen, erstellten die Wissenschaftler eine Glücksskala von 0 (völlig unzufrieden) bis 10 (Höchstwert für pure Glückseligkeit).
Im Ranking der Regionen liegt Hamburg mit 7,38 Punkten ganz vorne, gefolgt von Niedersachsen/Nordsee mit 7,14 Punkten und Bayern mit 7,10 Punkten. Schlusslichter im Zufriedenheitsranking sind Mecklenburg-Vorpommern (6,56), Brandenburg (6,56) sowie Thüringen mit einer Wertung von 6,45 Punkten.
Glücksatlas Deutschland 2011
Region | Glücksindex* |
---|---|
Hamburg | 7,38 |
Niedersachsen/Nordsee | 7,14 |
Bayern-Süd | 7,10 |
Franken | 7,09 |
Schleswig-Holstein | 7,04 |
Baden | 7,01 |
Niedersachsen/Hannover | 6,99 |
Württemberg | 6,94 |
Nordrhein/Köln | 6,94 |
Rheinland/Pfalz-Saarland | 6,91 |
Nordrhein/Düsseldorf | 6,90 |
Westfalen | 6,87 |
Sachsen | 6,79 |
Hessen | 6,77 |
Berlin | 6,68 |
Sachsen-Anhalt | 6,57 |
Mecklenburg-Vorpommern | 6,56 |
Brandenburg | 6,56 |
Thüringen | 6,45 |
Quelle: Deutsche Post
Hamburgs Spitzenplatz erklären die Wissenschaftler einerseits mit dem mit Abstand höchsten Pro-Kopf-Einkommen. Zudem seien die Hanseaten überdurchschnittlich gesund, hätten eine gute Altersstruktur und litten weniger unter Stress als etwa die Württemberger. Beim Schlusslicht Thüringen schlagen sich hohe Arbeitslosigkeit und schlechte Einkommenslage in der Lebenszufriedenheit nieder. Unter dem Bundesdurchschnitt liegen die Thüringer außerdem bei sozialen Kontakten sowie kulturellen und sportlichen Aktivitäten.
Kaum noch Unterschied zwischen Ost und West
"Die Deutschen sind heute so zufrieden wie in den letzten zehn Jahren nicht mehr", resümiert Bernd Raffelhüschen. Mit einem Gesamtwert von 7,0 seien die Deutschen heute so glücklich wie zuletzt 2001. Die Wirtschaftskrise habe kaum auf die Stimmung durchgeschlagen. Zudem stellten die Forscher fest, dass der Abstand zwischen der Zufriedenheit in Ost- und Westdeutschland abgenommen hat: Betrug er kurz nach der Wende 1991 noch 1,3 Punkte, liegt er heute lediglich bei 0,3 Punkten.
Mit dem Zufriedenheitsindex wollten die Forscher herausfinden, was den Deutschen tatsächlich wichtig ist. Denn die Aussagekraft des Bruttoinlandsprodukts als Wohlstandsindikator gerät immer mehr in die Kritik. Laut ihren Erkenntnissen wirkt sich der Zuwachs der Wirtschaftsleistung kaum auf die Lebenszufriedenheit der Deutschen aus. Vielmehr entscheidend für die Stimmung sei das konjunkturelle Auf und Ab. Sogar ein höheres Konsumniveau hebe die Zufriedenheit nur kurzfristig.
Partnerschaft ist ein dauerhafter Glücksbringer
Weiterhin untersuchten die Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Lebens- und Arbeitszufriedenheit. Demnach hat Arbeit für die Deutschen einen sehr hohen Stellenwert: 90 Prozent der Berufstätigen ist ihr Beruf sehr oder ziemlich wichtig. Wer mit seiner Arbeit ausgesprochen zufrieden ist, weist auch eine überdurchschnittliche Lebenszufriedenheit auf. Dagegen liegt der Glücksindex von Arbeitslosen mit 4,7 Punkten weit unter dem von Erwerbstätigen mit 7,1.
Die Forscher kamen zudem zu dem Ergebnis, dass Ehe und Partnerschaft dauerhafte Glücksbringer sind. Wer nicht allein lebt, ist im Schnitt zufriedener als Singles, Verwitwete oder Geschiedene. Am glücklichsten sind Menschen der Untersuchung zufolge zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Zwischen 40 und 60 bekommt die Zufriedenheitskurve einen Knick nach unten, ab 60 steigt der Index wieder auf das Niveau der 30-Jährigen. Generell stellten die Forscher fest, dass Frauen bis zum Alter von 65 Jahren insgesamt zufriedener sind als Männer - später ist es umgekehrt.