Tariflöhne 2017 Beschäftigte verdienen 2,3 Prozent mehr

Löhne bei Sicherheitsdiensten (hier auf der Messe Gamescom) stiegen 2017 überdurchschnittlich
Foto: Oliver Berg/ dpaDie Einkommen von Tarifbeschäftigten in Deutschland sind 2017 zum sechsten Mal in Folge stärker gestiegen als die Inflation. Die Tarifverdienste lagen um durchschnittlich 2,3 Prozent über dem Vorjahreswert, teilte das Statistische Bundesamt mit. Mit den Angaben bestätigte das Bundesamt vorläufige Zahlen aus der vergangenen Woche.
In der Berechnung der Wiesbadener Statistiker sind auch Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld berücksichtigt. Ohne diese Leistungen betrug das Plus sogar 2,8 Prozent. In beiden Betrachtungen war es der stärkste Zuwachs seit 2014.
Die Verbraucherpreise erhöhten sich im ablaufenden Jahr nach vorläufigen Berechnungen nur um 1,7 Prozent. Weil die Löhne stärker stiegen als die Inflation, behalten die Beschäftigten unterm Strich mehr Geld im Portemonnaie. Das stärkt ihre Kaufkraft und kann den Konsum ankurbeln.
"Leer gefegter Arbeitsmarkt"
Profitieren sollten von dieser Entwicklung die weitaus meisten Arbeitnehmer in Deutschland: Gut drei Viertel von ihnen werden nach Tarif bezahlt. Überdurchschnittliche Tariferhöhungen gab es in diesem Jahr nach Angaben der Statistiker im Bergbau, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie bei Wach- und Sicherheitsdiensten mit jeweils plus 2,7 Prozent. Auch im Verarbeitenden Gewerbe stiegen die Tarifverdienste mit plus 2,5 Prozent stärker als in der Gesamtwirtschaft.
Geringer als im Durchschnitt fielen Tariferhöhungen in der Energieversorgung (plus 0,6 Prozent) sowie bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (plus 1,0 Prozent) aus. Hauptursache nach Angaben der Statistiker: weggefallene Einmal- und Nachzahlungen.
Die positive Entwicklung dürfte sich 2018 grundsätzlich fortsetzen. "Die meisten Verbraucher werden wohl mehr Geld im Portemonnaie haben", prognostiziert der Konjunkturexperte Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI).
"Die Einkommensentwicklung bleibt günstig. Wir haben einen in weiten Teilen leer gefegten Arbeitsmarkt", sagt Döhrn. Dies beflügele die Lohnentwicklung. Gleichzeitig halte sich der Anstieg der Inflationsrate in Grenzen.
Das Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute geht davon aus, dass die real verfügbaren Einkommen im kommenden Jahr mit 1,8 Prozent zwar etwas schwächer wachsen werden, als in diesem oder dem vergangenen Jahr. Doch bleibt am Ende immer noch ein deutliches Plus im Geldbeutel.
Hinzu kommt, dass sich der Staat beim Zugriff auf das zusätzlich verdiente Geld ein bisschen stärker zurückhält: Die Einkommensgrenzen für alle Steuersätze steigen 2018 um 1,65 Prozent. Damit soll die Inflation ausgeglichen werden. Der Grundfreibetrag in der Einkommensteuer erhöht sich außerdem 2018 für Ledige auf 9000 Euro - das ist ein Plus von 180 Euro gegenüber dem Vorjahr. Für Verheiratete gilt der doppelte Betrag.
Auch die rund 21 Millionen Rentner könnten im Sommer mit einer Erhöhung ihrer Bezüge um rund 3 Prozent rechnen, prognostizierte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach, vor einigen Wochen. Wer nach 45 Jahren mit Durchschnittseinkommen auf 1396 Euro Rente (West) oder 1336 Euro (Ost) kommt, bekommt rund 42 beziehungsweise 40 Euro mehr im Monat.
Wer Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II erhält, bekommt ab dem 1. Januar 2018 zumindest etwas mehr Geld. Allerdings sind die Aufschläge bescheiden: Die Regelsätze erhöhen sich um drei bis sieben Euro. So erhalten Alleinstehende künftig 416 statt 409 Euro.
Das Kindergeld steigt ebenfalls zum Jahreswechsel, um zwei Euro pro Kind. Für das erste und zweite Kind gibt es künftig dann jeweils 194 Euro, für dritte Kinder 200 Euro und für alle weiteren 225 Euro pro Monat.
Höchstbeitrag zur Krankenversicherung steigt
Einiges wird allerdings auch teurer. So müssen sich Gutverdiener auf höhere Beiträge zur Sozialversicherung einstellen. Denn auch 2018 steigt wieder die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze, bis zu der in der Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung Sozialbeiträge gezahlt werden müssen. Der Höchstbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung steigt dadurch beispielsweise um 5,48 Euro auf 323,03 Euro im Monat.
Dafür sinkt der Beitrag für die gesetzliche Rentenversicherung zum Jahreswechsel um 0,1 Punkte auf 18,6 Prozent. Bei einem Bruttoverdienst von 3000 Euro monatlich führt die Beitragssatzsenkung zu einer Entlastung von 1,50 Euro für die Arbeitnehmer.
Dazu können die Beitragszahler auch auf eine leichte Absenkung der Krankenversicherungsbeiträge hoffen, denn dort sinkt der durchschnittliche Zusatzbeitrag um 0,1 Punkte auf 1,0 Prozent. Der Gesamtbeitrag sinkt im Schnitt damit von 15,7 Prozent auf 15,6 Prozent. Einzelne Kassen können allerdings darunter oder darüber liegen.