Bericht stellt erhebliches Leid fest EU-Parlament fordert besseren Schutz von Tieren bei Transporten

Keine Transporte mehr bei extremer Hitze oder Kälte und von jungen Kälbern: Das EU-Parlament will das Leid von Tieren auf Lkw und Schiffen verringern. Tierschützer kritisieren die Forderungen als unzureichend.
Schweine während eines Tiertransports auf einer Autobahn in Baden-Württemberg (im Mai 2018)

Schweine während eines Tiertransports auf einer Autobahn in Baden-Württemberg (im Mai 2018)

Foto: Sebastian Gollnow/ dpa

Das EU-Parlament hat einen besseren Schutz von Tieren auf Transporten gefordert. Die Abgeordneten verabschiedeten den Bericht eines Untersuchungsausschusses, der gravierende Mängel bei der Umsetzung der bestehenden Tiertransportregeln feststellt.

Ziel des Parlaments ist es, Druck auf die EU-Kommission aufzubauen, damit diese die Regeln nachbessert und für bessere Kontrollen sorgt. Bislang leiden Schweine, Rinder und andere Tiere in Lastwagen und Schiffen oft unter Hitze, Kälte, Durst, Hunger, Stress und Verletzungen. Tierschützer kritisierten das Parlament allerdings, weil es aus ihrer Sicht wichtige Forderungen nicht aufgriff.

Das EU-Parlament fordert konkret Vertragsverletzungsverfahren gegen Mitgliedstaaten, die die Probleme nicht beheben, sowie Transportverbote bei Extremtemperaturen. Fahrer sollen nach Willen der Abgeordneten zudem verpflichtet werden, sofort einen Tierarzt zu alarmieren, wenn Tiere in dem Transport verletzt sind. Außerdem schlagen die Parlamentarier Überwachungskameras für Lkw und ein Verbot von Transporten sehr junger Kälber vor, allerdings mit Ausnahmen.

Ein Transportverbot für Jungtiere aller Arten unter fünf Wochen, so wie es der Untersuchungsausschuss vorgeschlagen hatte, konnte sich hingegen nicht gegen den Widerstand der Konservativen sowie vieler Sozialdemokraten und Liberaler durchsetzen. Ebenfalls wurde die Forderung gestrichen, für alle Tierarten jeweils eine Höchstdauer für Transporte festzulegen, was von Tierschützern als besonders wichtig erachtet worden war.

»Für die Mehrheit von Tierarten bleiben wir bei den aktuell zugelassenen 29 Stunden Lkw-Transport und unbegrenztem Transport auf dem Schiff«, bedauert die Grünenabgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg. Für Iris Baumgärtner, Vizevorstand der Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation, ist es besonders unverständlich, dass die Abgeordneten sich nicht gegen den Lebendtiertransport in Drittländer ausgesprochen haben. Dabei könnten die Regeln hier grundsätzlich nicht eingehalten werden. »Es ist anscheinend ein Weiter-so gewünscht – und keine Reform der Landwirtschaft«, sagte Baumgärtner.

Transporte von Lebendtieren in Drittstaaten für drei Milliarden Euro

Auch die Tierschutzorganisation Vier Pfoten übte Kritik, dass das Parlament sich nicht für ein Verbot von Lebendtiertransporten in Drittländer ausgesprochen habe. Darüber hinaus seien die Empfehlungen zu Transporten für nicht entwöhnte Kälber und trächtige Tiere sogar noch weiter geschwächt worden, heißt es in einer Stellungnahme des österreichischen Verbands .

Die Probleme bei Transporten betreffen potenziell eine sehr große Zahl an Tieren. Mehr als 1,6 Milliarden lebende Tiere wurden 2019 laut Europaparlament innerhalb der Union und aus der EU hinaus in Drittstaaten transportiert. Der Handel mit lebenden Tieren ist ein bedeutender Markt: Innerhalb der EU belief sich dessen Wert 2018 laut Europaparlament auf 8,6 Milliarden Euro. Knapp drei Milliarden Euro brachte der Handel mit lebenden Tieren mit Drittstaaten ein.

fdi/dpa
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