Angriff auf Banken Onlinebroker wirbt mit zwei Prozent Zinsen um neue Kunden

Jahrelang waren Zinsen für Anlegerinnen und Anleger in Deutschland passé. Wer sein Geld zur Bank brachte, musste schon froh sein, wenn er dafür keine Strafgebühren zahlen musste. Doch mittlerweile tut sich wieder etwas auf dem Markt. Nach und nach erhöhen die Banken ihre Angebote für Fest- und Tagesgeldkonten.
Als erster deutscher Neobroker steigt nun auch Trade Republic in das Geschäft mit Kundeneinlagen ein – und zwar mit einer ungewöhnlichen Ansage: Das Unternehmen bietet ab sofort jährlich zwei Prozent Zinsen auf das Geldguthaben der Kunden. Das Angebot gilt bis zu einem Guthaben von 50.000 Euro, die Zinserträge werden nach Angaben des Unternehmens monatlich gutgeschrieben.
Anders als bei anderen Anbietern ist das Angebot nicht zeitlich begrenzt, die Zinsen gelten im aktuellen Marktumfeld bis auf Weiteres. Allerdings ist es dem Anbieter vorbehalten seine angebotenen Zinssätze jederzeit zu ändern – also auch wieder zu senken.
Damit setzt der Neobroker, der die Banken schon auf dem Feld der Aktiengeschäfte hart angegriffen hat, die klassischen Finanzinstitute auch im Einlagengeschäft unter Druck. Bisher bieten nur einige wenige heimische Anbieter ähnlich hohe Zinsen: Die Consorsbank etwa mit 2,1 Prozent für Neukunden (beschränkt auf sechs Monate) oder die ING mit zwei Prozent (beschränkt auf vier Monate).
Beim Festgeld sind teilweise schon wieder mehr als drei Prozent drin – wenn man sich für drei Jahre bindet. Hier gibt es zum Beispiel Angebote von Crédit Agricole Consumer Finance oder dem Zinsportal Weltsparen.
Trade Republic hat sich bislang vollständig auf den Handel etwa mit Aktien oder Indexfonds (ETFs) konzentriert. Dass das Unternehmen nun auch im Zinsgeschäft angreift, könnte auch Wettbewerber zu noch besseren Angeboten treiben.
Anbieter leidet unter Börsenflaute
Schon seit mehreren Monaten feiern Sparkonten in Deutschland ein Comeback. Denn seit die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen bis auf 2,5 Prozent erhöht hat, um die Inflation zu bekämpfen, drehen die Banken bei den Sparkonten an der Zinsschraube. Klar ist aber auch: Die jetzt wieder positiven Zinsen gleichen die Inflation bei Weitem nicht aus. Real, also unter Berücksichtigung der hohen Preissteigerungsrate, verlieren Ersparnisse nach wie vor an Wert. Der Verlust ist aber deutlich geringer, als wenn man das Geld einfach auf dem Girokonto liegen lässt.
Zuletzt litt Trade Republic darunter, dass Deutschlands Anleger in Zeiten fallender Aktienkurse vorsichtiger wurden und weniger mit Aktien handelten. In den vergangenen zwei Jahren hatte der Anbieter noch einen Trading-Boom erlebt. In der Pandemie waren vor allem junge Deutsche in Massen an die Börsen geströmt: 2021 kauften rund 49.000 unter 30-Jährige zum ersten Mal Wertpapiere.