Auf Druck von Erdoğan Türkische Notenbank senkt Leitzins radikal

Die Inflation in der Türkei ist sehr hoch, dennoch fordert Staatschef Recep Tayyip Erdoğan Leitzinssenkungen. Jetzt erfüllte die Notenbank erneut diesen Wunsch – und schickte die türkische Lira auf ein Rekordtief.
Wechselstube in Istanbul: Rekordtiefs gegenüber Euro und Dollar

Wechselstube in Istanbul: Rekordtiefs gegenüber Euro und Dollar

Foto: Diego Cupolo / imago images/NurPhoto

Die türkische Notenbank hat ihren Leitzins überraschend deutlich gesenkt. Die Währungshüter kappten den geldpolitischen Schlüsselsatz am Donnerstag von 18 auf 16 Prozent. Damit liegt der Leitzins noch deutlicher unter der türkischen Inflationsrate. Diese hatte im September 19,6 Prozent betragen.

Die Notenbank gab damit offenbar dem Druck von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan nach, der trotz der hohen Inflation immer wieder Zinssenkungen fordert. Erdoğan hat bereits die letzten drei Notenbank-Gouverneure aufgrund von Differenzen hinsichtlich der Geldpolitik vor die Tür gesetzt. Mitte März hatte er überraschend Notenbankchef Naci Agbal entlassen und durch Sahap Kavcioglu ersetzt. Dieser ist ein ehemaliger Abgeordneter von Erdoğans Regierungspartei AKP und erklärter Gegner einer straffen Geldpolitik.

Die türkische Lira geriet nach Bekanntwerden der deutlichen Zinssenkung erheblich unter Druck und fiel zum US-Dollar und zum Euro jeweils auf Rekordtiefs. »Die Zinssenkungspolitik der Zentralbank bei steigender Inflation und einer schwächelnden Währung wird beide Probleme wahrscheinlich noch verschärfen, indem sie die Kapitalflucht weiter antreibt und Investitionen abschreckt«, schrieben Analysten des Informationsdienstes Stratfor.

Die Notenbank teilte mit, der Spielraum für weitere Senkungen bis Jahresende sei begrenzt. Die Inflationseffekte seien eher vorübergehend.

dab/dpa/Reuters
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