Weniger Preiskämpfe Verbraucher akzeptieren teurere Lebensmittel

Rabattaktionen im deutschen Lebensmittelhandel haben laut Experten nachgelassen. Denn die Verbraucher seien bereit, mehr auszugeben.

Viele Lebensmittel sind in den vergangenen zwölf Monaten deutlich teurer geworden. Der Preisanstieg liegt nach Angaben des Statistischen Bundesamts mit rund drei Prozent fast doppelt so hoch wie die allgemeine Inflationsrate. Ein Grund dafür: Große Rabattaktionen gibt es derzeit nicht.

"Der Preiskampf im deutschen Lebensmittelhandel ist abgeflaut", sagt Matthias Queck von Retailytics, der Analystengruppe der "Lebensmittelzeitung". "Weder die Discounter noch die Supermärkte haben im Moment ein Interesse daran, unnötig preisaggressiv aufzutreten."

Wurden Preissenkungsrunden früher mit ganzseitigen Zeitungsanzeigen verkündet, suche man heute danach vergebens, sagt der Branchenexperte. "Die Preissenkungen, die aktuell noch vorgenommen werden, fallen oft nur homöopathisch aus. Die Preiserhöhungen sind dagegen durchaus knackig."

So sei etwa Thunfisch zuletzt um 30 Prozent teurer geworden. "Zum Teil liegt das ganz einfach daran, dass die Verbraucher bereit sind, mehr auszugeben, weil sie mehr verdienen", sagt Queck.

Größere Rabattschlachten sind nicht in Sicht

Eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK scheint diese Einschätzung zu stützen. Demnach gönnen sich Verbraucher beim Kauf von Konsumgütern - egal, ob Lebensmittel oder Kosmetikartikel - öfter einen "kleinen Luxus", indem sie zu höherwertigen Produkten greifen.

Zugleich registrieren die Kunden aber laut einer anderen Umfrage durchaus, dass Lebensmittel teurer geworden sind. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Nielsen haben 74 Prozent der Verbraucher den Eindruck, dass die Lebensmittelpreise steigen. Vor einem Jahr sagten das nur 59 Prozent. Gut die Hälfte der Befragten greift demnach öfter zu Sonderangeboten oder günstigeren Eigenmarken.

Branchenexperte Queck erwartet kurzfristig aber keine Rückkehr zu harten Preiskämpfen. "Solange die Wachstumsraten im Lebensmittelhandel noch so hoch sind wie derzeit, haben die Unternehmen keinen Grund, den Wettbewerb durch Preissenkungen anzuheizen", sagt er. "Der Handel hat sich lange damit gebrüstet, nirgendwo in Europa seien Lebensmittel für die Verbraucher günstiger als in Deutschland. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich noch so ist."

Erich Reimann, dpa
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