Verbraucherpreise Hohe Teuerungsrate erwartet – Statistikamt verschiebt Inflationsdaten

Lebensmittel im Supermarkt: Wurden neben Energie zuletzt besonders teuer
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Technische Panne: Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat kurzfristig die für diesen Dienstag geplante Bekanntgabe der Daten zur deutschen Inflation im Januar verschoben. Die Mitteilung könne »aufgrund eines technischen Problems in der Datenaufbereitung nicht zum geplanten Termin veröffentlicht werden«, teilte das Amt mit.
Zuvor hatten bereits mehrere Statistische Landesämter – auf deren Ergebnissen die erste bundesweite Schätzung fußt – die Veröffentlichung vertagt. Als Grund nannten die Behörden in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen die Umstellung der Datenreihen auf das neue Basisjahr 2020. Die Statistiker machen solche Revisionen regelmäßig, um neue Entwicklungen im Warenkorb zu berücksichtigen.
Teuerungsrate bald wieder zweistellig?
Auch ohne amtliche Zahlen zeichnet sich bereits ab, dass die Belastung der deutschen Verbraucher durch die Inflation im Januar deutlich zugenommen hat. Die Verbraucherpreise dürften laut einer Umfrage unter Volkswirten von zwölf Banken zufolge um 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen sein. Einige der befragten Ökonomen halten sogar für möglich, dass die Preissteigerungsrate zu Jahresbeginn wieder zweistellig wird.
»Die deutschen Verbraucherpreise werden im Januar im Vorjahresvergleich deutlich nach oben schießen«, sagen die Analysten der BayernLB voraus. Dafür sehen sie gleich mehrere Gründe, darunter die veränderte Gewichtung innerhalb des Warenkorbs, der zur Ermittlung der Inflationsrate herangezogen wird.
»Als neues Basisjahr wurde trotz der Coronapandemie turnusgemäß das Jahr 2020 auserkoren, dementsprechend werden Dienstleistungen, Pauschalreisen oder Kultur deutlich an Gewicht einbüßen, während Haushaltsenergie und Waren kräftig hinzugewinnen«, so die Experten. »Die Konsequenz dürfte eine deutlich höhere Teuerungsrate sein.«
Zudem hatte im Dezember die Übernahme der Gas- und Fernwärmeabschläge durch die Bundesregierung die Inflation gedämpft. »Im Januar ist ein Gegeneffekt programmiert«, so die Experten der BayernLB. Die Strom- und Gaspreise dürften mindestens auf das vom Staat in den Energiepreisbremsen festgelegte Preisniveau steigen. Hinzu komme noch, dass viele Verkäufer den Jahreswechsel besonders gern zu Preisanhebungen nutzten.
Zahlen soll es kommende Woche geben
»Im Januar und Februar ist noch ein leichter Zwischenanstieg möglich, danach sollte es im Jahresverlauf im Trend aber abwärts gehen«, sagte auch der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet er mit einer Inflationsrate von leicht über fünf Prozent, nachdem 2022 mit 7,9 Prozent der höchste Wert seit Bestehen der Bundesrepublik gemessen wurde. »Deutschland hat den Höhepunkt der Inflation hinter sich gelassen, und das wird sich im Jahresverlauf zunehmend zeigen.«
Im Dezember war die Teuerungsrate auf 8,6 Prozent gefallen, nachdem sie im November noch bei 10,0 Prozent gelegen und im Oktober mit 10,4 Prozent sogar den höchsten Stand seit mehr als 70 Jahren erreicht hatte.
Die europäische Statistikbehörde Eurostat will ungeachtet der Verschiebung des Statistischen Bundesamts weiterhin am Mittwoch die Januarzahlen für die Preisentwicklung in der Eurozone veröffentlichen. Dabei werde man für Deutschland eine Schätzung verwenden, teilte Eurostat mit. Die Entwicklung der Teuerung ist ein zentrales Entscheidungskriterium für die Europäische Zentralbank (EZB). Der EZB-Rat kommt an diesem Donnerstag zur ersten Zinssitzung des Jahres zusammen.
Als neuer Termin für die Veröffentlichung der ersten Schätzung zu den deutschen Inflationszahlen wurde die Woche vom 6. bis 10. Februar genannt.