Young Money Blog So sichern Sie sich ein Geldgeschenk vom Arbeitgeber

Zum Gehalt gibt es in vielen Unternehmen noch Geld extra. Doch Arbeitnehmer verzichten oft aus Unwissen auf vermögenswirksame Leistungen. Dabei lohnen die sich und sind einfach zu bekommen.
Foto: Westend61/ Getty Images/

Viele Arbeitnehmer wissen einfach nicht, dass sie zusätzliches Geld von ihrem Arbeitgeber bekommen können. Im Durcheinander zwischen Riester-Rente und betrieblicher Altersvorsorge übersehen sie, dass sie sich weitere Zuschüsse von der Firma sichern können: nämlich die sogenannten vermögenswirksamen Leistungen.

Das ist Extra-Geld vom Arbeitgeber, das Sie zum Vermögensaufbau nutzen sollten. Der Höchstbetrag, den Chefs für vermögenswirksame Leistungen (VL) bezahlen, beträgt 40 Euro im Monat. Die genaue Höhe ist meist im Arbeits- oder Tarifvertrag geregelt.

Das ist nicht gerade viel, aber angenommen, Sie schließen einen VL-Sparplan ab, der in einen Aktienfonds fließt, und erhalten pro Monat 40 Euro von Ihrem Chef, dann haben Sie nach sechs Jahren Einzahlung bei einer Verzinsung von fünf Prozent im Jahr immerhin 3353 Euro zusammen. Geld, für das Sie rein gar nichts tun müssen. Zahlt der Arbeitgeber weniger als vierzig Euro, lohnt es sich, den Sparbeitrag privat aufzustocken, um auf einen ähnlich hohen Betrag zu kommen.

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Die Börse fasziniert Henning Jauernig, 28 Jahre alt, seit der Kindheit. Die erste eigene Aktie kaufte er, als er 20 war, ein paar Jahre später folgten die ersten Fondsanteile. Seine Finanzen regelt er seitdem selbst. Immer wieder löchern ihn seine Freunde mit Finanzfragen: Wie kann ich mein Geld richtig anlegen? Welche Versicherungen brauche ich? Und wie mache ich meine Steuer? Über Antworten auf all diese Fragen schreibt er im Young-Money-Blog .

Es gibt also keinen Grund dafür, auf die Finanzspritze des Arbeitgebers zu verzichten. Einen Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen haben allerdings nur Beschäftigte, deren Arbeitgeber sich zu der monatlichen Zusatzzahlung bereit erklärt haben. Die Personalstelle weiß über die Konditionen Bescheid und gibt Auskunft.

Bei einer Bekannten von mir, die bei einem großen Energiekonzern arbeitet, werden die vermögenswirksamen Leistungen in Form von sogenannten altersvorsorgewirksamen Leistungen (AVWL) gezahlt. Sie und Ihre Kollegen haben also keine Wahl, in welche Verträge die Sparbeträge fließen – das Geld wird für sie automatisch für die betriebliche oder private Altersvorsorge aufgewendet, zum Beispiel für einen Riester-Vertrag oder eine Betriebsrente.

Grundsätzlich läuft es aber so: Man schließt einen VL-Vertrag ab und legt seinem Arbeitgeber eine Bestätigung über diesen Vertrag vor. Die Firma zahlt dann den Betrag ein. Beim VL-Sparen fällt also leider etwas Papierkram an. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum sich so viele Menschen das Geld entgehen lassen.

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Verträge für vermögenswirksame Leistungen laufen in der Regel sieben Jahre – sechs davon sind Jahre mit Einzahlungen, das siebte ist ein Ruhejahr, dann wird das Geld ausgezahlt. Das VL-Sparen ist vor allem für Geringverdiener attraktiv. Denn der Staat fördert diese Verträge mit der sogenannten Arbeitnehmersparzulage. Je nach Sparform liegt die Obergrenze bei 17.900 oder 20.000 Euro Jahreseinkommen für Singles. Abhängig von der Verwendung und Höhe der eingezahlten Beträge können Singles zwischen 43 Euro und 123 Euro pro Jahr vom Staat bekommen.

Es gibt vier mögliche Varianten, wie man mit VL sparen kann:

1. Die meisten Empfänger vermögenswirksamer Leistungen lassen sich das Geld auf ihr Bausparkonto überweisen. Nach dem Hausbau hat der Besitzer die Möglichkeit, seine Kreditschulden per VL zu reduzieren. Das ist ein Beispiel, wie vermögenswirksame Leistungen wirklich ihrem Namen gerecht werden. Da die Zinsen, die man für ein Darlehen zahlt, meist höher sind als die Renditen der VL-Angebote, ist die Tilgung eine einfache und gut verzinste Form der Anlage. Allerdings ist es nicht bei jeder Bank möglich, vermögenswirksame Leistungen zur Tilgung zu nutzen, und diese Methode eignet sich nur für Menschen, die einen Immobilienkredit abbezahlen.

2. Wenn man derzeit kein Darlehen benötigt, kann man auch einen Bausparvertrag als reinen Sparplan zum Kapitalaufbau abschließen.

3. Eine weitere Variante ist der Banksparplan mit festem Zins und fixem Auszahlungstermin. Ein Banksparplan lohnt sich, wenn Sie keinen Anspruch auf staatliche Förderungen haben und Sie Ihre vermögenswirksamen Leistungen möglichst sicher anlegen wollen. Die Rendite, die Sie bei solch einem VL-Sparen erzielen können, liegt meist zwischen einem und drei Prozent und ist gar nicht so schlecht, zumindest liegt sie höher als beim Tages- oder Festgeld. Um einen Banksparplan abzuschließen, braucht man nur bei der jeweiligen Bank ein gesondertes Konto zu eröffnen. Es gibt aber nur relativ wenige bundesweit agierende Banken, die Sparpläne für vermögenswirksame Leistungen anbieten, weil sich das Geschäft für die meisten Banken nicht rentiert.

4. Die besten Renditeaussichten bieten auch beim VL-Sparen Aktienfonds, die wegen der Kursschwankungen aber auch riskanter sind. Man kann seine VL-Beiträge zum Beispiel auch in einen ETF auf den MSCI World fließen lassen (Mehr dazu erfahren Sie hier). Auch wenn Sie bereits mit ETFs sparen, können Sie einen VL-Aktiensparplan zusätzlich abschließen.

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Klar ist: Das ist eine gute Ergänzung, ersetzt aber nicht das private Anlegen in ETFs, weil die angesparten Summen vergleichsweise gering sind und die Verträge nur sechs Jahre laufen. Ich sehe die paar Tausend Euro, die beim VL-Sparen zusammenkommen, eher als Zubrot und als zusätzlichen Baustein einer langfristigen, passiven Anlagestrategie. Aber nicht alle in Deutschland erhältlichen Aktienfonds sind auch für die VL-Anlage zugelassen. Mir wurde beim Berufsstart von einem Finanzberater ein aktiv gemanagter Fonds empfohlen. Doch diese verlangen eine hohe Verwaltungsgebühr von zwei bis drei Prozent pro Jahr auf den Wert der Anteile. Davon würde ich abraten.

Das Problem: VL-ETFs lassen sich nicht einfach wie normale ETFs bei einer Depotbank kaufen, weil für das VL-Sparen staatliche Sonderregeln gelten. Das macht das VL-Sparen kompliziert. Die einzige Depotbank, die nach meinen Recherchen zurzeit Indexfonds für vermögenswirksame Leistungen anbietet, ist Finvesto. Der Anbieter gehört zum Kreditinstitut Ebase.

Wer also seine VL in ETFs stecken will, muss hier ein zusätzliches Depot eröffnen. Das Depot dient dann rein der VL-Anlage. Als Verwahrstelle für andere ETFs eignet sich Finvesto derzeit eher nicht, weil bei diesem Anbieter geringe Depotgebühren anfallen und Gebühren für die Sparplanausführung erhoben werden.

Dieser Text ist zum Teil ein Auszug aus dem Buch "Young Money Guide", das am 13. Januar 2020 erschienen ist.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, Ebase sei eine Tochter der Comdirect. Dies ist nicht korrekt, wir haben den Fehler korrigiert.

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