Höhere Zusatzbeiträge Krankenkassen verlieren nach Beitragserhöhung Mitglieder

Krankenversicherte reagieren offenbar prompt auf Beitragserhöhungen. Einer Untersuchung zufolge hat allein die DAK seit Jahresbeginn 184.000 ihrer Versicherten verloren.
Zentrale der DAK (in Hamburg)

Zentrale der DAK (in Hamburg)

Foto: Angelika Warmuth/ picture alliance / dpa

Zwei Drittel der Krankenkassen haben zu Jahresbeginn ihre Beiträge erhöht, viele haben das mit dem Verlust von Mitgliedern bezahlt. Viele gesetzlich Krankenversicherte haben vor allem auf höhere Zusatzbeiträge ihrer Kassen mit einem Wechsel zu einem günstigeren Anbieter reagiert. Das geht aus einer ersten Auswertung des Verbands der Ersatzkassen hervor, über die die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" berichtet.

Dem Bericht zufolge verlor die DAK, die mit einem Zusatzbeitrag von 16,1 Prozent jetzt die teuerste Krankenkasse ist, seit Januar 184.000 Kunden, das sind etwa drei Prozent ihrer Versicherten. Die DAK hat damit nunmehr weniger als sechs Millionen Kunden.

Auf der Verliererseite steht dem Bericht zufolge auch die Barmer GEK mit netto 50.000 Kündigungen, obwohl sie ihren Beitragssatz mit 15,7 Prozent nicht überdurchschnittlich erhöht hatte.

Mit 9,6 Millionen Versicherten baute die Techniker Krankenkasse ihren Vorsprung als größte deutsche Kasse dagegen weiter aus und nimmt die Marke von zehn Millionen Mitgliedern in den Blick. Auf Platz zwei folgt die Barmer-GEK mit 8,4 Millionen Mitgliedern vor der DAK.

Dass höhere Beitragssätze nicht automatisch zu Wanderungsverlusten führen, zeigt laut "FAZ" die AOK Rheinland/Hamburg. Diese habe ihren Beitragssatz auf 16,0 Prozent geschraubt, aber seit Januar 18.500 Versicherte hinzugewonnen, sagte eine Sprecherin der Zeitung.

Zwei von drei Krankenkassen hatten zum Jahreswechsel ihre Zusatzbeiträge teils deutlich angehoben. Im Schnitt stiegen die Zusatzbeiträge um 0,2 Prozentpunkte, damit ergibt sich ein durchschnittlicher Kassenbeitrag von 15,7 Prozent. Ein Durchschnittsverdiener mit 3000 Euro Bruttogehalt zahlt seitdem monatlich sechs Euro mehr.

Die Tabelle zeigt, wie sich bei den 15 größten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland die Zusatzbeiträge verändert haben.

Krankenkasse Anstieg Zusatzbeitrag 2016 in Prozentpunkten Gesamtbeitragssatz 2016 in Prozent geöffnet in
Techniker Krankenkasse 0,2 15,6 bundesweit
Barmer GEK 0,2 15,7 bundesweit
DAK Gesundheit 0,6 16,1 bundesweit
AOK Bayern 0,2 15,7 Bayern
AOK Baden-Württemberg 0,1 15,6 Baden-Württemberg
IKK Classic 0,6 16,0 bundesweit
AOK Rheinland/Hamburg 0,5 16 Hamburg, Landesteil Rheinland in Nordrhein-Westfalen
AOK Plus keine Erhöhung 14,9 Sachsen, Thüringen
AOK Nordwest 0,2 15,7 Landesteile Westfalen und Lippe in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein
AOK Niedersachsen keine Erhöhung 15,4 Niedersachsen
Kaufmännische Krankenkasse KKH 0,3 15,8 bundesweit
AOK Nordost keine Erhöhung 15,5 Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern
Knappschaft 0,5 15,9 bundesweit
AOK Hessen 0,2 15,7 Hessen
AOK Rheinland-Pfalz/Saarland 0,2 15,7 Rheinland-Pfalz, Saarland

Versicherte müssen die Steigerungen nicht einfach hinnehmen

Betroffene Kunden können ihr Sonderkündigungsrecht nutzen. Je nachdem, wie schnell die Kündigung bei der Versicherung eingeht, können Kunden dann frühestens zwei Monate später zu einer anderen Kasse wechseln.

Auf welche Aspekte Versicherte außer der Beitragshöhe achten sollten und wie ein Wechsel genau funktioniert, ist hier ausführlich nachzulesen. Zudem hat das gemeinnützige Onlineverbrauchermagazin "Finanztip" einen Leitfaden erarbeitet,  wie Verbraucher bei der Suche nach einer gesetzlichen Krankenkasse vorgehen können.

Auch die nach eigenen Angaben unabhängige Service-Website krankenkassen.de bietet Informationen zum Wechsel an und listet alle Krankenkassen nach der Höhe ihres Zusatzbeitrags  auf.

nck/dpa
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