Young-Money-Blog Dieses Vermögen könnte bekommen, wer auf den täglichen Coffee to go verzichtet

Am Ende eines jeden Jahres fragen sich viele meiner Freunde, wo denn wieder das ganze Geld hin ist. Vor allem bei Berufseinsteigern bleibt selten etwas zum Sparen übrig, obwohl sie das ganze Jahr gearbeitet haben. Ich habe das Gefühl, dass viele meiner Freunde im Alltag viel zu viel Geld für unnötige Dinge ausgeben und es sich damit schwer machen, ihre Lebensträume zu verwirklichen.
Der Anfang eines neuen Jahres ist ein guter Zeitpunkt, seine alltäglichen Gewohnheiten zu überdenken. Denn schon mit kleinen Anpassungen lässt sich im Alltag ordentlich Geld sparen, das man etwa für eine langfristige Anlage einsetzen kann, bei der richtig was rumkommt.
Die Börse fasziniert Henning Jauernig, 28 Jahre alt, seit der Kindheit. Die erste eigene Aktie kaufte er, als er 20 war, ein paar Jahre später folgten die ersten Fondsanteile. Seine Finanzen regelt er seitdem selbst. Immer wieder löchern ihn seine Freunde mit Finanzfragen: Wie kann ich mein Geld richtig anlegen? Welche Versicherungen brauche ich? Und wie mache ich meine Steuer? Über Antworten auf all diese Fragen schreibt er im Young-Money-Blog .
Nehmen wir zum Beispiel den täglichen Coffee to go, für viele junge Menschen auf dem Weg zur Arbeit oder zur Uni ein beliebtes Lifestyle-Produkt. Wer sich täglich einen Becher Kaffee bei Starbucks gönnt, bezahlt dafür etwa 3,50 Euro. Das sind pro Monat (bei 20 Arbeitstagen) immerhin schon 70 Euro. Gut, könnte man meinen, bei Menschen mit einem ordentlichen Einkommen fällt das nicht so sehr ins Gewicht.
Doch gerade bei diesen vermeintlich kleinen Ausgaben entgeht uns langfristig eine Menge Geld, die tatsächlichen Kosten sind viel höher. Das zeigt die sogenannte 752-Regel, die der bekannte US-Finanzblogger "Mr. Money Mustache" berühmt gemacht hat. Sie besagt, dass man eine wiederkehrende wöchentliche Ausgabe mit der Zahl 752 multiplizieren muss, um zu erfahren, wie viel Geld man nach zehn Jahren hätte, wenn man das Geld stattdessen gespart und angelegt hätte.
Bei unserem Beispiel wären das immerhin 13.160 Euro, die dem Kaffeetrinker nach zehn Jahren entgangen sind (17,5 Euro für Kaffee pro Woche x 752 = 13.160 Euro). Tägliche Gewohnheiten können also auf Dauer verdammt viel Geld kosten. Richtig teuer ist dabei auch das Rauchen oder die Mitgliedschaft im Fitnessstudio, das man seit zwei Jahren nicht mehr besucht hat.
Aber wie kommt die Zahl von 752 zustande?
Der Finanzblogger hat angenommen, dass man das gesparte Geld wöchentlich in einen breiten US-Aktienfonds anlegt, der jährlich eine Rendite von sieben Prozent erzielt, also in etwa so viel wie im Durchschnitt der vergangenen 100 Jahre. Nach zehn Jahren beträgt der Wert des gesparten Geldes dann das 752-Fache der wöchentlichen Ausgabe.
Natürlich ist diese Rechnung stark vereinfacht: Bei der wöchentlichen Anlage in Aktienfonds entstehen dem Sparer Order- und Transaktionskosten, die hierbei ebenso wenig berücksichtigt sind wie Steuern, die Sparer gegebenenfalls auf ihre Erträge zahlen müssen. Auch könnte eine Durchschnittsrendite von sieben Prozent etwas zu hoch gegriffen sein. Dennoch finde ich es sinnvoll, diese Faustregel im Alltag im Hinterkopf zu behalten. Denn sie macht uns bewusst, was uns all die kleinen Ausgaben, die wir im Alltag so nebenbei tätigen, langfristig kosten.
Leicht abgewandelt kann man die Rechnung auch bei größeren Anschaffungen anwenden. Kürzlich hat sich ein Bekannter von mir ein neues schickes Auto für knapp 15.000 Euro gekauft. Dem 27-jährigen Unternehmensberater entgehen damit zum Rentenstart im Alter von 67 rund 105.000 Euro. Denn diese Summe hätte er beisammen, wenn er 15.000 Euro zu fünf Prozent Zinsen für 40 Jahre angelegt hätte.
Diese bemerkenswerte Summe wird möglich durch den Zinseszins-Effekt, der nach vielen Jahren Wartens eine ungemeine Wucht entfaltet. Er gilt deshalb als eines der wichtigsten Investment-Grundkonzepte überhaupt. Denn bei unserer Beispielrechnung gehen wir davon aus, dass die jährlichen Zinserträge immer wieder zusammen mit dem Startkapital angelegt werden. Die 750 Euro Zinsen aus dem ersten Jahr sorgen also dafür, dass im nächsten Jahr schon 15.750 Euro verzinst werden. Im dritten Jahr sind es 16.537,50 Euro und im nächsten 17.364,38 und immer so weiter. Die Zinserträge werden mit jedem Jahr größer.
Auf diese Weise wächst das Vermögen über die Zeit an. Der geniale Zinseszinseffekt kann regelmäßige, kleine Zahlungen in große und lebensverändernde Summen verwandeln. Man muss nur durchhalten, denn vor allem zum Ende geht die Sache richtig ab.
Es lohnt sich also, unsere Konsumgewohnheiten zu überdenken - und Geld langfristig anzulegen, ohne es zwischendurch auszugeben. Wer Geld im Alltag einspart, kann dieses anlegen und sich im Alter über stattliche Summen freuen. Ein heute 25-Jähriger, der Monat für Monat 100 Euro breit in den Aktienmarkt investiert und Jahr für Jahr eine Rendite von fünf Prozent erzielt, kann sich im Alter von 55 auf ein Vermögen von 111.320 Euro freuen (Wie das funktioniert, erfahren Sie hier). Auch hier kommt wieder der erstaunliche Zinseszins-Effekt zum Tragen.
Für gutverdienende Menschen ist sogar noch deutlich mehr drin, wenn sie bereit sind, mehr als 100 Euro im Monat zu sparen. Sparer können mit Tools wie zinsen-berechnen.de oder dem Zinseszins-Rechner von Finanzfluss selbst herumexperimentieren und schauen, wie viel Geld Sie langfristig anhäufen können. Dazu brauchen Sie nur das Sparvolumen angeben und die Renditen und Laufzeiten variieren. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, wie viel Geld sie im Monat sparen und welche Rendite Sie erzielen müssen, um Ihre Ziele zu erreichen.
Dabei wird deutlich: Wer lediglich fünf bis zehn Prozent seines Einkommens spart, wird es eher schwer haben, sich ein ansehnliches Vermögen aufzubauen (außer man erbt, gewinnt im Lotto oder verdient Millionensummen). Oder um es mit den Worten von Henry Ford zu sagen: "Man wird nicht reich durch das Geld, das man verdient, sondern durch das Geld, das man nicht ausgibt."
Natürlich hat man keinen Spaß im Leben, wenn man ständig jeden Cent umdreht, aber ich finde es sinnvoll, sich einfach mal bewusst zu machen, wo Tag für Tag das ganze Geld hingeht - und was mit bescheidenen Sparsummen schon möglich ist. Um sich einen Überblick über seine Ausgaben zu verschaffen, kann ein Haushaltsbuch helfen. (Hier steht, wie das funktioniert).
Gegen den täglichen Becher Kaffee ist sicher nichts einzuwenden, solange es eine bewusste Entscheidung ist. Wer einmal seine Zahlen kennt, kann hinterher selbst überlegen, ob er lieber mehr Geld fürs Essen ausgibt, für teure Technik oder für den Urlaub. Und woran er am liebsten spart, um Geld für später zurückzulegen.