Zu viel Windenergie Stromnetzbetreiber rüsten sich für den Sturm

Sturmfront "Billie" hat große Effekte auf die Energieversorgung. Die Stromnetzbetreiber schätzen, dass deutsche Windturbinen dreimal so viel Strom produzieren wie sonst - in manchen Stunden so viel wie 28 Atomkraftwerke.
Offshore-Windpark: Stromüberangebot dank heftiger Böen

Offshore-Windpark: Stromüberangebot dank heftiger Böen

Foto: Ingo Wagner/ dpa

Hamburg - Die für Freitag erwartete Windfront "Billie" wird das Stromangebot in Deutschland stark steigen lassen. Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet rechnet mit einer Rekordeinspeisung von 28.000 Megawatt Windenergie in das deutsche Stromnetz. Das entspricht der Kapazität von 28 kleineren Atomkraftwerken und wäre gut dreimal so viel wie Windräder durchschnittlich produzieren.

Die hohe Einspeisung bringt die Stromnetze an ihre Grenzen. Tennet, in dessen Versorgungsgebiet der größte Anteil erneuerbarer Energien eingespeist wird, hat nach eigenen Angaben umfassende Maßnahmen vorbereitet, damit das Netz nicht zusammenbricht.

Möglich sind zum Beispiel sogenannte Redispatch-Maßnahmen: Wenn eine Stromleitung bereits stark ausgelastet ist, werden die an sie angeschlossenen konventionellen Kraftwerke für eine Weile herabgeregelt. Zeitweise dürften am Freitag gut 20 konventionelle Kraftwerke gleichzeitig für solche Maßnahmen genutzt werden, teilt Tennet mit.

Der Netzbetreiber geht zudem davon aus, dass zeitweise Windkapazität im Norden abgeregelt werden muss, damit keine Transportengpässe entstehen. Dafür gibt es genaue Schaltpläne, so wird vermieden, dass zu viele Anlagen gleichzeitig abgeregelt werden und eine plötzliche Lücke in der Versorgung entsteht.

"Der Umfang der geplanten Maßnahmen zeigt, wie angespannt die Netzsituation ist", sagte Tennet-Chef Urban Keussen. Damit steigende Strommengen aus erneuerbaren Energien störungsfrei eingespeist und transportiert werden können, müssten die Netze dringend ausgebaut werden.

Sturmtief "Billie" trifft Deutschland am Freitag auf seinem Weg zur Ostsee; manche Böen sollen Orkanstärke erreichen. Betroffen sind vor allem die Mittelgebirge. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach rief am Freitag für den Harz seine höchste Warnstufe aus. Bereits am Morgen wurden nach DWD-Angaben dort auf dem 1141 Meter hohen Brocken Windgeschwindigkeiten von 138 Stundenkilometern gemessen.

ssu

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren