
Wohnen, Rente, Zinsen Zehn Tipps für Ihr Geld im neuen Jahr


Fußgängerzone in Dortmund
Foto: David Inderlied / dpaDie Zeiten sind unruhig. Umso wichtiger, die Kasse gut gefüllt zu haben – so gut es eben geht.
Ich habe Ihnen zehn Tipps fürs neue Jahr zusammengestellt: Zunächst einige für mehr Geld im Portemonnaie und auf dem Konto und dann noch Hinweise auf automatische Veränderungen, die Sie im Kopf haben sollten.
Tipp 1: Beantragen Sie Wohngeld, wenn Sie wenig verdienen, aber keinen Anspruch auf Bürgergeld haben. Die Zahl der Haushalte, die Wohngeld bekommen können, soll sich 2023 von 600.000 auf zwei Millionen verdreifachen. Und die durchschnittlichen Zahlungen sollen auf fast 400 Euro im Monat (!) steigen. Wohngeld können auch Bürgerinnen und Bürger mit einem eigenen Haus oder einer eigenen Wohnung beantragen. Das heißt dann Lastenzuschuss. Wohngeld wird individuell berechnet und muss beantragt werden. Unten finden Sie eine Musterrechnung, die zeigt, wie viel Geld Wohngeldberechtigte in Berlin und München verdienen dürfen. Wie Sie bei der Antragsstellung am besten vorgehen, steht im Wohngeldratgeber von Finanztip .
Wer Wohngeld bezieht und Kinder hat, kann oft zusätzlich zum Kindergeld auch noch den Kinderzuschlag bekommen – dabei geht es noch einmal um bis zu 200 Euro im Monat .
Tipp 2: Lesen Sie den Zähler ab und prüfen Sie Ihre Abschläge für Strom, Gas und Fernwärme. Die Strom- und Gaspreisbremsen sollen ab Januar greifen und müssten bei vielen Haushalten die Abschlagszahlungen senken , vor allem wenn diese im Herbst deutlich gestiegen waren.
Wenn Ihr Anbieter noch keinen neuen Abschlag vorgeschlagen hat, nehmen Sie Kontakt auf und klären, wie hoch der Abschlag künftig sein soll.
Keine Angst, Sie können die staatlichen Hilfen der Strom- und Gaspreisbremse nicht verlieren, die werden bei Ihrer Abrechnung immer berücksichtigt. Es geht schlicht um die Frage, ab wann Sie Ihre Abschläge anpassen können, um nicht jetzt deutlich zu viel zu zahlen – Geld, das Sie erst später zurückbekommen.
Tipp 3: Prüfen Sie Ihre Krankenkasse. Bei Finanztip finden Sie die aktuellen Beitragssätze praktisch aller allgemein zugänglichen Kassen. Mehr als 50 der 73 offenen Kassen haben ihren Zusatzbeitrag erhöht, im Schnitt um 0,25 Prozentpunkte. Manche wie die AOK Rheinland-Pfalz und die Bahn-BKK aber auch um einen halben Prozentpunkt. Die BKK exklusiv sogar um 0,7 Prozentpunkte – das sind bei einem Verdienst von 4000 Euro brutto 28 Euro mehr im Monat, 14 Euro für Sie und 14 für Ihren Arbeitgeber, wenn Sie angestellt sind. Die preiswertesten offenen Kassen für Ihr Bundesland finden Sie hier . Der Wechsel ist kinderleicht, das Meiste erledigt die neue Kasse für Sie.
Früher haben die Kassen Erhöhungen des Zusatzbeitrags extra mitteilen müssen, aktuell brauchen sie das nicht zu tun. Das hat die Ampelkoalition beschlossen, weil Sie ja als Mitglied in der Mitgliederzeitschrift oder auf der Kassen-Website nachgucken können, ob es für Sie teurer wird. Ich weiß nur von der BKK VBU und der AOK Plus, dass sie ihren Mitgliedern eine individuelle Nachricht mit der Info über die Erhöhung geschickt haben. Vorbildlich. Wissen Sie noch von anderen?
Tipp 4: Suchen Sie sich ein Festgeldkonto. Im vergangenen Jahr gab es noch gar keine Zinsen, manche Banken verlangten sogar ab 10.000 Euro ein Verwahrentgelt. Inzwischen gibt es für zwei Jahre Festgeld drei Prozent Zinsen. Bei 20.000 Euro auf dem Konto sind das 600 Euro Zinsen im Jahr. Eine Liste guter Zinsangebote finden Sie hier .
Der Sparerfreibetrag wird 2023 übrigens auf 1000 Euro erhöht, sodass Sie bei drei Prozent Zinsen über 30.000 Euro auf dem Festgeldkonto anlegen können, ohne dafür Steuern zahlen zu müssen .
Tipp 5: Wenn Sie Ihre Grundsteuererklärung noch nicht gemacht haben, müssen Sie jetzt so langsam in die Hufe kommen. Die Frist läuft Ende Januar ab. Für die Erklärung brauchen Sie in vielen Fällen keinen Steuerberater und keine Steuerberaterin. Die sind aktuell ohnehin überlastet. Sparen Sie sich die 200 oder 300 Euro Beratungshonorar und nutzen Sie diese Ausfüllhilfe für die Grundsteuererklärung .
Tipp 6: Sie können ab Januar 2023 früher in Rente gehen und hinzuverdienen, so viel Sie wollen, ohne dass dies Ihre Rente schmälert. Versteuern müssen Sie den Zuverdienst natürlich schon .
Wenn Sie eine sogenannte Teil- oder auch 99-Prozent-Rente beziehen, also nicht komplett in Rente gehen, können Sie mit Beiträgen aus dem Zuverdienst Ihre künftigen Rentenansprüche sogar noch steigern. Das Beste aus beiden Welten: Schon Rente bekommen, aber trotzdem noch im Job Ihrer Leidenschaft arbeiten und am Ende sogar noch mehr Rente bekommen. Ihre Rentenansprüche aufbessern können Sie übrigens auch, indem Sie Familienangehörige pflegen und dafür kein Geld, aber zusätzliche Rentenpunkte erhalten .
Tipp 7: Spätestens ab Mai soll das 49-Euro-Ticket im öffentlichen Nahverkehr bundesweit kommen. Für die einen spart das die Hälfte der bisherigen Kosten für das Monatsticket, für andere macht es den öffentlichen Nahverkehr überhaupt erst attraktiv . Mal sehen, ob FDP-Verkehrsminister Volker Wissing nach dem durchschlagenden Erfolg des 9-Euro-Tickets diese Innovation tatsächlich mit seinen Länderkollegen auf die Kette bekommt. Übergangsweise gibt es zum Beispiel in Berlin ein 29-Euro-Ticket, aber das gilt nicht bundesweit.
Tipp 8: Im Sommer soll die Rente noch mal steigen. Im Westen um 3,5 Prozent, im Osten um 4,2 Prozent heißt es aktuell. Das ist zwar weniger als die Inflation, aber deutlich besser als nichts. Genau werden die Zahlen erst im Frühjahr festgelegt .
Tipp 9: Das Kindergeld wird ab Januar erhöht auf 250 Euro für jedes Kind. Das sind deutlich mehr als zehn Prozent zusätzlich für die gestiegenen Kosten beim Nachwuchs. Wenn die lieben Kleinen gar nicht mehr so klein sind, achten Sie darauf, dass Sie das Kindergeld nicht verlieren. Sie haben auch Anspruch auf Kindergeld, wenn die Kinder über 18 und schon in der Ausbildung oder im Studium sind. Das müssen Sie allerdings noch mal gesondert beantragen. Die 250 Euro pro Kind könnten in der Haushaltskasse einen echten Unterschied machen – egal ob in Ihrer oder der Ihres Nachwuchses .
Tipp 10: Das neue Bürgergeld kommt. Es wird auch Zeit. Wenn Sie bislang 449 Euro im Monat bekommen haben, werden es künftig 502 Euro sein. Das gleicht vermutlich die Inflation bei den Lebensmitteln nicht ganz aus, ist aber besser als nichts. Künftig soll die jährliche Anpassung die Inflation im Voraus statt im Nachhinein berücksichtigen. Lebenspartnerinnen und Lebenspartner erhalten 2023 bis zu 451 Euro (bisher 404 Euro), Kinder im Alter von 14 bis 17 Jahren 420 Euro (bisher 376 Euro).
Das Prinzip »Fördern statt nur zu fordern« soll wirklich kommen . Der sogenannte Vermittlungsvorrang wird abgeschafft. Das bedeutet: Arbeitslose müssen nicht sofort jeden Job annehmen. Weiterbildung und das Nachholen von Berufsabschlüssen werden besser unterstützt, sowohl in der Beratung als auch finanziell. Und öffentlich geförderte Sozialjobs können unbefristet sein.
Demnächst ist eine kleine Bilanz vonnöten: Welche Hilfen reichen schon aus? Wo wird zu viel und mit der Gießkanne geholfen? Und wo soll eigentlich das Geld herkommen? Damit beschäftigen wir uns aber erst im kommenden Jahr. Bis dahin Ihnen allen einen guten Rutsch in ein gesegnetes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2023.